Titel
Dorigny
(spr. -rinji), 1)
Michel, franz.
Maler und Kupferstecher, geboren um 1617 zu St.-Quentin, bildete sich in
Paris
[* 2] unter
Vouet, von
dem er über 100 Gemälde in
Kupfer
[* 3] stach. Bei kühner Behandlung ist Dorigny
hart und in der
Zeichnung oft unrichtig.
Er starb als
Professor der
Akademie 1666.
2)
Louis,
Maler und Kupferstecher, Sohn des vorigen, geb. 1654 zu
Paris,
Schüler
Lebruns, ging später nach
Italien
[* 4] und ließ
sich in
Verona
[* 5] nieder, wo er 1742 starb. Dorigny
war ein sehr gewandter Freskomaler, doch mangelt seinen Gestalten tieferer
Ausdruck. Seine Hauptwerke sind die Freskogemälde an der
Kuppel der großen
Kirche in
Trient.
[* 6]
3) Nicolas, Zeichner und Kupferstecher, Bruder des vorigen, geb. 1657 zu Paris, widmete sich erst der Malerei, wandte sich aber dann dem Stich zu und ging nach Italien, wo er während seines 28jährigen Aufenthalts eifrig die alten Meister studierte. Hierauf kehrte er nach Frankreich zurück, folgte aber nach kurzer Zeit (1711) einem Ruf nach England. Hier unternahm er den Stich der Raffaelschen Kartons zu Hamptoncourt und wurde nach dessen Vollendung von Georg I. in den Ritterstand erhoben.
Später ging er wieder nach
Paris, wo er 1746 starb. Dorigny
ist einer der größten
Stecher seiner Zeit im historischen
Fach; er arbeitete mit malerischer
Kraft,
[* 7] indem er
Radiernadel und
Grabstichel in harmonischer
Weise zu verbinden wußte und dabei
ein vortrefflicher Zeichner war. Doch steht er hinter
Ch.
Audran hinsichtlich der strengern Durchbildung zurück. Er stach
nach
Raffael außer den genannten
Kartons (8
Blätter) die Geschichte der
Psyche in der
Farnesina (12
Bl.),
die
Transfiguration (1709), nach
Daniele da
Volterra die
Kreuzabnahme (1710), nach
Domenichino,
Guercino,
Lanfranco u. a.