(spr. dor),Fluß im franz.
DepartementPuy de Dôme, entspringt in den 1000 m hohen Dorebergen, verfolgt nördliche
Hauptrichtung, fließt an
Ambert, Courpière, wo der Couzon, und an
Puy-Guillaume vorüber, wo die Cerdogne einmündet, und
fällt in der
Nähe von
Ris in den
Allier.
Die
Länge des sehr reißenden
Flusses beträgt 130 km.
zu
den
»Fabeln«
Lafontaines (1867), zu Ariost (1879) durch den
Reichtum der aufgewendeten
Phantasie und durch die technische Ausführung
in
Holzschnitt, welche durch die von Doré herangebildeten Xylographen Pisani und Pannemaker den
verwegensten malerischen
Effekten des Künstlers gerecht wurde, eine große
Popularität und eine weite Verbreitung in
Frankreich,
Deutschland,
[* 5]
England etc. erwarben. Der unerschöpfliche
Reichtum seiner
Phantasie und die Leichtigkeit seines
Schaffens verführten
ihn zuletzt zu Maßlosigkeiten und Bizarrerien, welche namentlich seine letzte größere
Arbeit, die
Zeichnungen zu Ariosts
»Rasendem
Roland«, entstellen. Der Mangel an gründlicher künstlerischer
Bildung offenbarte sich nicht
so sehr in seinen
Zeichnungen als in seinen Gemälden, welche er gern in kolossalem
Maßstab
[* 6]
¶
mehr
ausführte. Er strebte auf diesem Gebiet nach dem Ruhm eines Historienmalers, vermochte aber niemals zu einer sorgsam durchgebildeten
und streng komponierten Schöpfung zu gelangen. Über eine grobe stoffliche oder koloristische Wirkung kam er nicht hinaus.
Auch gebrach es ihm an Wahrheit und Tiefe der Empfindung, die sich bei Gemälden wie Francesca von Rimini
(1861), Tod des Orpheus
[* 8] (1869), christliche Märtyrer im Zirkus (1874),Moses vor Pharao (1878) nicht entbehren lassen.
Daneben war Doré auch als Bildhauer thätig, und hier machte sich seine mangelhafte Formenkenntnis am empfindlichsten
geltend. Neben einer Statue der Nacht und einer Parze mit Amor ist eine kolossale, am Körper mit zahlreichen
Genien und Tieren belebte Vase hervorzuheben, in welcher sich seine Phantasie von ihrer besten Seite zeigt und zugleich ein großer
Reichtum an anmutigen Motiven entfaltet ist. Doré starb in Paris.
Paul Gustave, franz. Zeichner, Illustrator und Bildhauer, geb. zu
Straßburg, zeigte schon als Knabe große Geschicklichkeit im Zeichnen und bildete sich hierin eigentlich
ohne Lehrer aus. Als 16jähriger Jüngling lieferte er geistreiche Illustrationen für das «Journalpour rire» und brachte in die Ausstellung von Paris eine Reihe Federzeichnungen und Landschaften von reicher Phantasie,
seltener Handfertigkeit und geistvoller Durchführung. Nachdem er auch in den folgenden Jahren die Welt
durch dergleichen Arbeiten in Staunen
¶
mehr
gesetzt hatte, gab er ein illustriertes «Journal pour tous» heraus und
gründete mit Philipon das «Musée anglo-français». Das Hauptgebiet seiner
gewaltigen Schöpferkraft ist die Illustration der Dichter für den Holzschnitt. Meisterhaft versteht er es, die jedesmalige
Situation durch die Landschaft und die sonstige Umgebung in Licht und Schatten wiederzugeben und dadurch
ein malerisches Element in den Holzschnitt zu bringen, das sonst nur der Linienmanier des Kupferstichs angehört.
Aber eben hierin reißt ihn seine Phantasie auch zu Übertreibungen hin und zu Dingen, die nicht in der Intention des Dichters
liegen. Arbeiten dieser Art, mit denen er am meisten Glück machte, sind die Illustrationen zu Eugène
Sues «Ewigem Juden», zu Rabelais' «Gargantua
und Pantagruel», zu Perraults Märchen, in denen man auch die in Deutschland bekannten Gestalten des Rotkäppchens, des Däumlings
und des gestiefelten Katers wiederfindet. Die geistreichsten sind unbedingt die zum «Don
Quichotte» von Cervantes, die infolge einer Reise durch Spanien sehr humoristische, freilich auch
oft an Übertreibung und Karikatur grenzende Scenen enthalten.
Von den beiden bis jetzt erschienenen Hauptwerken, Dantes «Göttliche Komödie»
und der Bilderbibel, kann man sagen, daß ersteres ein durch großartige, phantasievolle Auffassung dem Geiste der Dichtung
angemessenes Werk ist, besonders in der unterweltlichen Landschaft der Hölle, letzteres dagegen sich
dem Geiste der heiligen Schriften nur selten anpaßt und sich bisweilen gänzlich in dämonisch-phantastische Gebilde verliert.
Außerdem illustrierte er noch Lafontaines Fabeln, Tennysons Gedichte, Davilliers «Spanien»
und (1876) Coleridges «Alten Matrosen»; in letzerm
namentlich folgt er wieder ganz seinem Hang zu dämonisch-effektvollen Scenen.
Auch als Maler zeigt er eine großartige Auffassung und eine überaus kecke Pinselführung, der es aber
auf Harmonie des Ganzen wenig ankommt. Die besten dieser Bilder sind: die Tochter Jephthas, Tobias mit dem Engel, der Kindermord
in Bethlehem, die Leichen der Märtyrer im Cirkus. Bilder der
neuesten Zeit (1878 und 1879), in denen er wiederum bald
dem Orient, bald der Antike huldigt, sind: Ecce homo, Himmelfahrt Christi, die eherne Schlange, Christi Einzug in Jerusalem,
Moses vor Pharao und Tod des Orpheus (1879 in Paris), zwar wieder ein glänzender Beweis seiner Produktionskraft, aber als
Kunstwerk nicht tadelfrei.
Als Bildhauer hat er sich erst in den letzten Jahren hervorgethan und damit mehr Ehre eingelegt als mit
seinen Ölbildern, namentlich seit der Weltausstellung von 1878, wo er die geniale Gruppe einer Parze mit Amor, der sie vergebens
um Schonung eines Lebensfadens anfleht, und eine für den Bronzeguß bestimmte, viel bewunderte Vase brachte, die am Fuß
und am Bauch eine Schar von reizenden Amoretten und Nymphen zeigt; ebenso 1879 eine in ihrer Bewegung
sehr kühne Ägypterin, die in jähem Entsetzen ihr Knäblein hoch emporhält, um es vor dem Biß einer Schlange zu schützen.
Noch im Erscheinen begriffen sind seine Illustrationen zu Ariosts «Rasendem Roland».