Dona
Francisca, deutsche Kolonie in der brasil. Provinz Santa Catharina, 22 km von der Hafenstadt ¶
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São Francisco, an den Flüssen Cubatão, Cachoeira und Pirahy, von denen die beiden ersten nach kurzem Lauf in die Lagoa de Saguassu sich ergießen, während der dritte gegen SO. dem Itapocú zufließt. Zwischen der Serra do Mar und dem Meer gelegen, umschließt das 25,000 Hektar große Gebiet wohlbewässerte, anmutige Hügellandschaften, die im Südteil von einer sumpfigen Niederung unterbrochen sind. Zahlreiche Fahrwege (500 km) durchkreuzen die Gegend; von vorzüglicher Wichtigkeit wird die von der Regierung in Angriff genommene Serrastraße werden, welche den Export des Viehs und des Matéthees aus dem Innern und den Import des Salzes nach Parana erleichtern wird.
Der Boden ist an den Bergen [* 3] meist Granitsand, welcher der Düngung bedarf, in den Thälern angeschwemmtes Land. Das Klima [* 4] ist nicht mehr das tropische, sondern gemäßigt (mittlere Temperatur 20,6° C.). Der regenreiche Sommer ist nicht allzu heiß, im Winter kommt sogar bisweilen leichter Frost vor. Angebaut werden namentlich: Reis, Tabak, [* 5] Mandioka, Arrowroot, Mais, Bohnen, Zuckerrohr, Kartoffeln und verschiedene Knollengewächse. Die Industrie ist durch Matémühlen, Faßbindereien, Sägemühlen, Gerbereien, Brauereien und zahlreiche kleinere Gewerke vertreten.
Die Ausfuhr im jährlichen Wert von 1,500,000 Mk. besteht namentlich aus Maté (Paraguaythee), Branntwein, Stärke, [* 6] Tapioka, Mandiokamehl, Zucker, [* 7] Bohnen, Tabak, Zigarren und Butter, ferner Leder, Sattlerwaren, Möbeln etc. Die Einwohnerzahl ist von (1868) 5237 auf (1883) 18,000 gestiegen, von denen etwa 15,000 meist protestantische Deutsche [* 8] sind. Die Kolonie wurde von dem »Kolonisationsverein von 1849 in Hamburg« [* 9] auf Ländereien des Prinzen von Joinville und mit Unterstützung der brasilischen Regierung gegründet.
Die ersten Einwanderer kamen 1851 an. Ansiedler erhalten 12½ Hektar für 150 Milreis bar (oder für 200 Milreis bei Abzahlung in 3 Jahren). Hauptort ist Joinville, ein freundliches Städtchen inmitten von Bergen, mit weiß getünchten, meist einstöckigen Häusern, mit protestantischer und kath. Kirche, Hospital, Freimaurerloge, Turn- und Gesangverein, Druckerei (mit Zeitung) und etwa 2000 Einw. Für eine größere Ausdehnung [* 10] der Viehzucht [* 11] fehlt es an guten Wiesen und an der Nachbarschaft einer größern Stadt zum Export. Joinville ist der Sitz des deutschen Konsuls. S. Karte »Brasilien«. [* 12]
Vgl.
Dörffel, Die Kolonie Dona Francisca
(Leipz. 1882).