Dogmengesc
hichte,
die wissenschaftliche
Darstellung des
Prozesses, in welchem der christliche Glaubensinhalt allmählich
auf einen bestimmten
Begriff und kirchlich anerkannten
Ausdruck gebracht worden ist. Sie hat die sogen.
biblische Theologie
zu ihrer Voraussetzung, während die
Dogmatik das Ergebnis der ganzen in der Dogmengesc
hichte dargestellten
Bewegung
bildet. Als ein aus der allgemeinen
Kirchengeschichte abgelöster, durch seine weitläufige Verzweigung selbständig gewordener
Teil derselben erscheint sie als
Brücke,
[* 2] die von der historischen in die systematische
Theologie hinüberführt. Da das
Dogma
oft philosophische Form und Bedeutung annimmt, seinen Ausgangspunkt auf dem Gebiet der
Philosophie hat
oder von da Beeinflussung erfährt, steht die Dogmengesc
hichte in genauen Beziehungen zur Geschichte der
Philosophie, während die sogen.
Symbolik nur einen
Querschnitt durch ein bestimmtes, die Unterscheidungslehren der
Konfessionen
[* 3] produzierendes und formulierendes
Entwickelungsstadium der dogmatischen
Bildungen darstellt. Zu unterscheiden von der Dogmengesc
hichte ist auch die Geschichte
der
Dogmatik, welche es mehr nur mit der
Technik der
Glaubenslehre zu thun hat, während die Dogmengesc
hichte in ihrem allgemeinen Teil die
Charakteristik der
Entwickelung des dogmatischen
Denkens im großen, die Einflüsse, von welchen es beherrscht ist, die geistigen
Erscheinungen, welche dasselbe repräsentieren, im speziellen Teil die Geschichte der einzelnen Dogmen
zur
Darstellung bringt.
Dadurch ist die Quereinteilung bedingt, während die Längenteilung durch die großen Perioden der Kirchengeschichte schon gegeben ist. Man wird in der alten Zeit, der Zeit der Bildung des kirchlichen Lehrbegriffs, unterscheiden können die Bildung desselben durch das dogmatische Denken der altkatholischen Kirche (bis etwa 300) und durch die synodalen Organe der Kirche (bis etwa 600); in der mittlern, der Zeit des Feststellen und Festhaltens des Lehrbegriffs, die Befestigung durch die Hierarchie (bis etwa 1100) und durch die scholastische Theologie und Philosophie (bis etwa 1500); in der neuern Zeit, als der Periode der Läuterung und Auflösung des Lehrbegriffs, die Läuterung des einen, subjektiven Teils der Dogmatik durch die religiöse Reform (bis etwa 1700) und die Auflösung des andern, objektiven Teils durch die wissenschaftliche Reform der beiden letzten Jahrhunderte. In dieser selbständigen ¶
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Durchführung ist die Dogmengesc
hichte übrigens noch kaum 100. Jahre alt. Die heute gebräuchlichsten Handbücher
sind von F. K. Meier (Gießen
[* 5] 1840, 2. Aufl. 1854), Hagenbach (Leipz. 1840, 5. Aufl. 1867), F. Chr. Baur (»Lehrbuch der christlichen
Dogmengesc
hichte«, Stuttg. 1847; 3. Aufl., Leipz.
1867; »Vorlesungen über Dogmengesc
hichte«, das.
1865-67, 2 Bde.),
F. Nitzsch (Berl. 1870, Bd. 1),
Thomasius (»Die christliche Dogmengesc
hichte«, Erlang. 1874-76, 2 Bde.),
Landerer (»Neueste Dogmengeschichte«
, hrsg.
von Zeller, Heilbr. 1881) und A. Harnack (Freiburg
[* 6] 1886, 2 Bde.).