Doberan
,
Stadt (seit 1879) im Großherzogtum
Mecklenburg-Schwerin,
Kreis
[* 2]
Mecklenburg,
[* 3] berühmter
Seebadeort und zeitweise Sommerresidenz des
Großherzogs, in anmutiger Gegend, 4 km von der
Ostsee und an der
Wismar-Rostocker
Eisenbahn, ist nicht regelmäßig gebaut, macht aber durch stattliche Gebäude, zahlreiche
Villen und schöne Spazierwege einen
freundlichen
Eindruck. Unter den Gebäuden liegt das großherzogliche
Palais am
Kamp, einem großen Platz,
die
Kirche, ein großes gotisches Gebäude in Kreuzform (1232 gegründet, 1350 umgebaut und seit 1842 restauriert), im
Englischen
Garten.
[* 4] Im Innern derselben befinden sich mehrere
Altertümer, einige
Reliquien und viele
Monumente hier begrabener
Fürsten,
z. B. der
Herzöge
Christian
Ludwig,
Karl
Leopold und
Friedrich
Franz. Doberan
hat (1880) 3905 evang.
Einwohner und ist Sitz eines Amtsgerichts. Es hat eine der stärksten
Stahlquellen mit einer wohleingerichteten Badeanstalt
[* 5] (Stahlbadehaus) in lieblichen
Anlagen; auch ist Doberan
berühmt als
Sommerfrische und wird jährlich von mehr als 2000 Kurgästen
besucht.
Von Doberan
führt eine
Eisenbahn nach der 6 km entfernten Seebadeanstalt, welche, etwa 50
Schritt vom
Meer,
auf dem sogen.
Heiligen
Damm liegt, einer aus glatten, locker liegenden und eigentümlich gefärbten und gebildeten
Kieseln
bestehenden, 3-5 m hohen, gegen 30 m breiten und an 4 km langen natürlichen
Erhöhung an der
Ostsee, welche diese der
Sage
nach in einer
Nacht ausgeworfen haben soll, und die nun als Schutzwehr gegen die Meeresfluten dient.
Unmittelbar
hinter diesem
Damm breitet sich ein herrlicher Buchenwald bis nach Doberan
aus, der nach allen
Richtungen hin von wohlgepflegten
Wegen durchschnitten wird. Das Seewasser von Doberan
, dessen
Temperatur im Juli bis
September 16-20° C. beträgt, sagt auch schwächern
und reizbaren
Naturen besonders zu, da hier wegen des im
Vergleich mit andern Seebädern geringern Salzgehalts und Wellenschlags
die Veränderungen im Zustand des Kranken weniger stürmisch, obwohl ebenso intensiv herbeigeführt
werden. - Doberan
wurde 1192 als
Cistercienserkloster an der heutigen Stätte erbaut, nachdem das bei dem nahen Althof von Pribislaw II. 1170 gegründete
Kloster (an dessen
Stelle eine restaurierte
Kapelle steht) 1179 von den
Slawen zerstört worden war, und mit
Mönchen aus dem
braunschweigischen
Kloster Amelunxborn besetzt. 1552 ward Doberan
säkularisiert und später fürstliches Jagdschloß. Hier wurde ein
Bündnis zwischen
Dänemark
[* 6] und
Brandenburg
[* 7] gegen
Schweden
[* 8] geschlossen. Der
Glanz der Neuzeit beginnt mit
1793, wo das
Seebad, das älteste in
Deutschland,
[* 9] angelegt wurde.
Vgl.
Kortüm, Das Doberaner
Seebad
(Rost. 1858 u. öfter);
Compart,
Geschichte des
Klosters Doberan
(das. 1873).