Diocletiānus,
Gajus Aurelius Valerius, mit dem Beinamen Jovius, röm. Kaiser von 284 bis 305 n. Chr., geb. 239 zu Dioclea in Dalmatien, von niedrigster Herkunft, schwang sich unter Probus vom gemeinen Soldaten zum Anführer in Mösien empor, ward dann Konsul, 284 Comes domesticorum und nach Numerians Ermordung 17. Sept. vom Heer in Chalcedon zum Kaiser ausgerufen. Er ernannte, nachdem er 285 durch den Tod seines Gegners Carinus Herr des ganzen römischen Reichs geworden war, Maximianus, einen erprobten Feldherrn, zum Mitregenten, zuerst mit dem Titel Cäsar, dann 286 als Augustus, und schritt in der Teilung der Reichsgewalt 292 noch weiter vor, indem er Galerius und Constantius Chlorus zu Cäsaren erhob.
Durch die vereinte, überall von Diocletianus
geleitete Thätigkeit dieser vier
Fürsten wurde das durch die vorausgehenden langen innern
Kämpfe erschütterte Ansehen des
Reichs nach allen Seiten wiederhergestellt. In
Gallien wurden durch Maximian 285 die
Bagauden, d. h. die gegen ihre einheimischen Bedränger und damit zugleich gegen die römische
Herrschaft aufgestandenen
Bauern, wieder unterworfen und die Einfälle der
Burgunder,
Alemannen und andrer germanischer
Völker
zurückgeschlagen; durch
Constantius wurde 296
Britannien, wo sich 287
Carausius und nach dessen Ermordung Allectus als
Kaiser
aufgeworfen hatte, wieder mit dem
Reich vereinigt; Diocletianus
selbst unterwarf 297 das abgefallene
Ägypten,
[* 2] und
in demselben Jahr gewann
Galerius einen großen
Sieg über den Perserkönig
Narses, der zur
Folge hatte, daß mehrere
Provinzen
am obern
Lauf des
Tigris an das
römische Reich abgetreten wurden, daß
Armenien an den von den Persern vertriebenen
König Tiridates zurückgegeben wurde und damit wieder unter den Einfluß der
Römer
[* 3] zurückkehrte, und daß auch an dieser
Grenze
Friede und Sicherheit auf die Dauer von 40
Jahren geschaffen wurden. Außer durch diese glücklichen
Kriege und durch
die friedliche
Teilung des
Reichs ist des Diocletianus
Regierung noch durch zweierlei merkwürdig. Durch ihn hörte
Rom
[* 4] auf, der
Wohnsitz der
Kaiser und der
Mittelpunkt des
Reichs zu sein, indem Diocletianus
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die Stadt Nikomedia in Bithynien, Maximian aber Mailand [* 6] zu seiner Residenz wählte. Hiermit wurde der letzte Rest des Einflusses vernichtet, den Rom noch immer durch seinen Senat, durch seine aus der Zeit der Republik stammenden Beamten, durch seine republikanischen Erinnerungen und durch seine Prätorianer geübt hatte. Die zweite Maßregel von Wichtigkeit bestand darin, daß er den Anfang machte, sich mit einem Hof [* 7] und einem dem Orient nachgebildeten Zeremonienwesen zu umgeben; er legte das königliche Diadem an, ließ sich »Herr« (dominus) nennen, zog sich von jedem vertraulichen Verkehr mit seinen Untergebenen zurück, forderte von ihnen erniedrigende Formen der Verehrung und legte so den Grund zu dem sogen. Byzantinertum, welches bald nachher von Konstantin d. Gr. vollständig ausgebildet wurde: alles, um die in der Achtung gesunkene Kaiserwürde mit einem neuen Glanze zu umgeben und sie dadurch in den Augen der Welt zu heben.
Seine für das alternde Reich überaus wohlthätige Regierung ist von christlichen Schriftstellern deswegen schwer verunglimpft worden, weil er seit 303, ungewiß aus welcher Veranlassung, eine blutige, besonders von Galerius mit großer Grausamkeit geübte Verfolgung über die Christen verhängte. Nachdem er die Herrschaft 20 Jahre lang geführt hatte, legte er sie 305 freiwillig nieder und nötigte auch Maximian, ein Gleiches zu thun. Er zog sich darauf in die Gegend von Salona in Dalmatien in einen von ihm vorher zu diesem Zweck gebauten Palast zurück, wo er 313 (nach andern 307 oder 316) starb.
Von diesem Palast haben sich umfangreiche Ruinen erhalten (s. Baukunst, [* 8] S. 489 und Tafel VI, [* 5] Fig. 12 u. 13). In Rom hat er zwischen Viminal und Quirinal große Thermen (Diokletians-Thermen) angelegt, von denen ebenfalls noch weitläufige Ruinen und ein kolossaler Saal (jetzt Kirche Santa Maria degli Angeli) übrig sind.
Vgl. Vogel, Der Kaiser Diocletianus
(Gotha
[* 9] 1857);
Bernhardt, Geschichte Roms von Valerian bis zu Diokletians Tod (Berl. 1867, Bd. 1);
Preuß, Kaiser Diocletianus
und seine Zeit (Leipz. 1869);
Mason, The persecution of Diocletianus
(Lond. 1876, 2 Bde.).