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JohannFriedrich, Chirurg, geb. zu
Königsberg
[* 2] i. Pr., studierte seit 1810 zu
Rostock
[* 3] und
Greifswald
[* 4] Theologie, diente 1813-1815 als freiwilliger
Jäger und studierte seit 1816
Medizin, besonders
Chirurgie, in
Königsberg, seit 1820 in
Bonn,
[* 5] promovierte 1822 zu
Würzburg,
[* 6] durch seine Inauguralschrift Ȇber dieTransplantation tierischer
Stoffe« allgemeines Aufsehen erregend, begab sich sodann nach
Berlin,
[* 7] wo sein operatives
Talent überraschend schnell
Anerkennung
fand, und ward schon 1830 zum dirigierenden Wundarzt einer chirurgischen Abteilung des Chariteekrankenhauses, 1832 zum außerordentlichen, 1840 zum
ordentlichen
Professor und
Direktor der chirurgischen
Klinik ernannt. Er starb Unter den verschiedenen
Zweigen der Operativchirurgie hat namentlich die anbildende
Chirurgie dem
ScharfsinnDieffenbachs ihre höchste
Ausbildung zu
verdanken.
In der
Rhinoplastik, Blepharoplastik, Ceratoplastik etc. sowie für viele andre
Operationen hat er Verbesserungen und zum Teil
ganz neue
Methoden angegeben und namentlich die chirurgische
Technik wesentlich vereinfacht. Dieffenbach war nur ein Mann
der
Praxis;
seine akademischen
Vorträge waren ohne streng wissenschaftliche
Haltung und, wie auch seine
Schriften, durchaus
kunstlos. Er schrieb: »Chirurgische
Erfahrungen« (Berl. 1829-1834, 4 Abtlgn.);
Neuseeland, um dessen Kolonisierung er sich große Verdienste erwarb. Die Veröffentlichung der Resultate seiner Forschungen
über Geognosie, Geographie, Naturgeschichte und Ethnographie
[* 14] in »New-Zealand and its native population« (Lond.
1841) und »Travels in New-Zealand« (das. 1843, 2 Bde.)
trug ihm nach seiner Rückkehr 1850 eine außerordentliche Professur für Geologie
[* 15] zu Gießen ein, wo er starb.
Er lieferte auch eine deutsche Bearbeitung von De la Bèches »Vorschule der Geologie« (Braunschw. 1853) und Darwins »Naturwissenschaftlichen
Reisen« (das. 1844, 2 Bde.).
»Gedichte« (das. 1857; neue Ausg.:
»Lied und Leben«, Wolfenb. 1879);
»In der deutschen Frühlingszeit«, Kriegs- und Siegeslieder (Hannov. 1871);
»Aus dem Kinderleben«,
mit Bildern von Richter (Gotha
[* 19] 1879-81, 2 Sammlungen),
etc. Von seinen theologischen und erbaulichen Schriften sind die »Evangelische
Hausagende« (4. Aufl., Mainz 1878),
»Ein Hochzeitsstrauß, aus GottesGarten
[* 20] und von den Wiesen der Welt gesammelt«
(4. Aufl., Gotha 1883) und die »Bibelandachten«
(das. 1876-84, 4 Bde.) hervorzuheben.
Anton Heinrich, Genremaler, geboren zu Wiesbaden, zog als Knabe mit seinen Eltern nach Straßburg
und bildete sich anfangs hier, später bei Pradier in Paris zum Bildhauer aus. Als solcher war er 1852 bis 1855 in
seiner Vaterstadt thätig. Da ihn aber die Malerei mehr anzog, so ging er nach Düsseldorf, wo er unter Jordan seine Studien
machte. 1858 kehrte er nach Wiesbaden zurück, verweilte dort bis 1863, wo er nach Paris ging und sich
manches von der französischen Malerei aneignete. Als ihn 1870 der Krieg von dort vertrieb, lebte er ein Jahr in der Schweiz
und nahm dann seinen Wohnsitz in Berlin. Sein Hauptfach ist die Darstellung der Kinder- (Anmerkung des Editors: ERGÄNZUNGSSTRICH!)
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mehr
und Bauernwelt, und hierin hat er sich wenigstens beim Publikum durch gesunden Humor und hübsche Kompositionen beliebt gemacht,
wenn auch Zeichnung und Kolorit nicht sehr vollkommen sind. Sein bekanntestes Bild ist der durch den Stich der Brüder Varin
verbreitete Tag vor der Hochzeit (1865), welcher oft als Pendant zu Knaus' goldner Hochzeit gilt. Unter
seinen übrigen Bildern, die ziemlich unbeachtet vorübergingen, erwähnen wir nur: den sehr gelungenen gefehlten Fuchs, Jägerlatein,
der Weihnachtsabend, der Besuch bei der Amme, der erste Ausgang, die vier Jahreszeiten, Leckerbissen (Nationalgallerie in
Berlin), Nur Courage! u. a., bis er 1877 wieder ein recht humoristisches, auch in Zeichnung
und Farbe sehr gelungenes Bild brachte: Brüderchen hier lassen! das ihm seine Popularität wieder erwarb.
Anton, Genremaler, geb. in Wiesbaden, erlernte zuerst in Straßburg, dann in Paris unter Pradier
die Bildhauerkunst. Seit 1856 wandte er sich jedoch der Malerei zu, erst auf der DüsseldorferAkademie,
dann im Atelier R. Jordans. 1864–70 setzte Dieffenbach seine Studien in Paris fort; seit 1871 lebt er in Berlin. Seine Stoffe sind gewöhnlich
dem Leben des Landvolks, dem Vogesenwald und der Kinderwelt entlehnt und gemütvoll durchgeführt. Seine bekanntesten Bilder
sind: Ein Tagvor derHochzeit, Der Weihnachtsbaum, Die Verlobung, Leckerbissen, Neue Bekanntschaft (1882),
Schießunterricht (1883), Die Zuckerdüte (1888), Überraschung (1891).
GeorgChristian, Liederdichter und theol. Schriftsteller, geb. zu Schlitz im Großherzogtum Hessen,
studierte 1840–43 zu Gießen Theologie, wurde 1847 Pfarrvikar in Kirchberg, später in Vielbrunn im Odenwalde und ist seit 1871 Oberpfarrer
in Schlitz. Er schrieb: «Kinderlieder» (Mainz 1852; 2. Aufl. 1873; ins
Holländische
[* 29] übersetzt; 50 Kinderlieder D.s, von Kern komponiert, erschienen in mehrern Auflagen in Mainz, 50 Lieder und Reime
D.s u. d. T. «Glückliche Kinderzeit»,
mit Bildern von Flinzer in 2. Aufl., Brem. 1885),
«Gedichte» (Berl. 1857; neue Aufl.
u. d. T. «Lied und Leben», Wolfenb.
1880),
Joh. Friedr., Chirurg, geb. zu Königsberg, studierte seit 1810 zu Rostock
und Greifswald Theologie, diente 1813–15 als freiwilliger reitender Jäger und studierte seit 1816 Medizin und Chirurgie erst
in Königsberg, dann unter WaltherinBonn. Nach Vollendung seiner Studien ging er 1822 nach Berlin und wurde 1830 dirigierender
Wundarzt an der Charité, 1832 außerord., 1840 ord. Professor und Direktor der chirurg.
Klinik. Er starb plötzlich im Operationssaale.
Neben der bedeutenden Fertigkeit, mit der Dieffenbach bei den gewöhnlichen Operationen das Messer
[* 30] handhabte, bekundete er auch sein
chirurg. Talent durch Verbesserung vieler alter und Erfindung mancher neuer Operationsmethoden, die besonders in das Gebiet
der plastischen und restituierenden Chirurgie gehören, wie die künstliche Bildung von Nasen, Lippen, Augenlidern,
Wangen u.s.w., der Muskelschnitt bei schielenden, bei Stammelnden. Dabei war er eifrig bemüht, die chirurg.
Technik soviel als möglich zu vereinfachen. Er schrieb: «Chirurg. Erfahrungen» (4 Abteil., Berl.
1829–34);
die Fortsetzung des Scheelschen Werks: «Die Transfusion des Blutes und die Infusion der Arzneien
in die Blutgefäße» (Tl. 1, ebd. 1828),
Seine «Vorträge in der chirurg. Klinik der königl.
Charité zu Berlin» wurden von C. Th. Meier (ebd. 1840) und französisch von Philips (ebd. 1840) herausgegeben.