Titel
Dias
,
1) Bartholomeu, namhafter Seefahrer des 15. Jahrh., stammte aus der Provinz Algarve in Portugal. [* 2] Am Hof [* 3] König Johanns II. erzogen und durch Studien und den Umgang mit ausgezeichneten Männern der Wissenschaft, besonders mit dem deutschen Kosmographen Martin Behaim, zu einem vorzüglichen Nautiker herangebildet, erhielt er im August 1486 den Auftrag, mit zwei kleinen Schiffen und einem Proviantschiff die Staaten des fabelhaften Priesterkönigs Johannes aufzusuchen.
Die Westküste
Afrikas verfolgend, landete er bei
Sierra Parda unter 25° 50' südl.
Br. und ergriff von dem Küstenstrich durch
Aufstellen eines Wappenpfeilers
Besitz. Ein dreitägiger
Sturm trieb ihn darauf nach
Süden, worauf er,
an dem kalten
Wasser merkend, daß er schon die Südspitze
Afrikas hinter sich habe, umkehrte und die heutige
Algoabai erreichte.
So stürmisch auch seine
Mannschaft die Heimkehr verlangte, wußte Dias
dennoch die Weiterfahrt, wenn auch nur auf drei
Tage,
durchzusetzen und gelangte an die Mündung eines
Flusses, den er
Rio
[* 4] del
Infante (heute Buschmannfluß)
nannte.
Kummervoll trat Dias
die Rückfahrt an, und jetzt erst entdeckte er das
Vorgebirge, das er
Cabo tormentoso (das »stürmische«)
nannte, welchen
Namen der König später in
Cabo de buena esperanza
(»Kap der
Guten
Hoffnung«) abänderte. Nachdem Dias
noch
die
Buchten und Landungsplätze der Nachbarschaft untersucht
hatte, kam er im
Dezember 1487 mit durchlöcherten
Schiffen wieder
in
Lissabon
[* 5] an. Anfangs mit
Ehren überhäuft, ward er dennoch bei der neuen Entdeckungsexpedition 1497
Vasco de
Gama untergeordnet.
Als ihn derselbe bei dem
Vorgebirge
Mina nach
Portugal zurückschickte, schloß sich Dias
der
Fahrt des Entdeckers
von
Brasilien,
[* 6]
Cabral, an, fand aber mit vier
Schiffen der
Flotte in der
Nähe des
Kaps der
Guten Hoffnung seinen
Untergang.
2) Antonio Gonçalves, brasil. Dichter, geb. zu Caxias in der Provinz Maranhão, kam jung nach Portugal, studierte hier zu Coimbra Philosophie und Rechtswissenschaft und wirkte später als Staatsanwalt (procurador publico) zu Maranhão, siedelte aber bald nach Rio de Janeiro über, wo er sich an verschiedenen Journalen litterarisch, besonders im Interesse des Theaters, beteiligte und auch ein Drama: »Léonor de Mendoça« (1847),
veröffentlichte, dessen Stoff er der portugiesischen Geschichte entnahm. Seinen Ruf als Dichter begründeten die »Primeiros cantos« (Rio de Janeiro 1846), deren Originalität, Anmut und Leichtigkeit neben dem lokalen Gepräge, das viele derselben an sich trugen, zahlreiche Nachahmungen hervorriefen und wesentlich dazu beitrugen, der jungen litterarischen Entwickelung Brasiliens einen neuen Impuls und eine mehr nationale Richtung zu verleihen. Bald folgten »Segundos cantos« (Rio de Janeiro 1848),
unter welchen besonders
mehrere
Balladen, der
»Gesang von Tabira« und die
»Ode an die Bewohner von Pernambuca« Beifall fanden, und zwei Jahre später
die
»Ultimos cantos« (das. 1850). Dias
war inzwischen in
Anerkennung seiner
Verdienste zum
Professor der Geschichte am Colegio
Pedro II zu
Rio de Janeiro ernannt worden, erhielt 1851 eine
Stelle im
Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten
und ward 1855 mit einer wissenschaftlichen
Mission nach
Europa
[* 7] beauftragt, von der er erst 1858 nach
Brasilien zurückkehrte.
Bald darauf nahm er als
Historiker und Ethnograph teil an der gelehrten Expedition, welche die
Regierung zur Erforschung
der
Provinz
Ceará und der Uferlandschaften des
Amazonenstroms abschickte, fühlte sich aber von der Anstrengung der
Reise so
angegriffen, daß er 1862 zu seiner Erholung eine zweite
Reise nach
Europa unternahm, wo er in
Dresden
[* 8] und
Teplitz, später in
Lissabon, in
Savoyen, zuletzt in
Ems und
[* 9]
Paris
[* 10] seinen Aufenthalt nahm. Im
September 1864 schiffte er sich
wieder nach
Brasilien ein, starb aber unterwegs, kurz zuvor, ehe das
Schiff
[* 11] angesichts der
Küste von
Maranhão
Schiffbruch litt, Eine
Gesamtausgabe seiner
»Cantos« hatte Dias
selbst während seines Aufenthalts in
Deutschland
[* 12] 1857 besorgt (4. Aufl., Leipz. 1865, 2 Bde.).
Von sonstigen Werken sind noch die
Dramen: »Boabdil«, »Beatrice
Cenci« und
»Patkul«, das (unvollendete)
Epos
»Os Tymbiras« (Leipz. 1857),
das die Kämpfe zweier Indianerstämme, der Tymbira und Ganalla, besingt, und das »Diccionario da lingua Tupy« (das. 1858) zu erwähnen. Nach seinem Tod erschienen noch »Obras posthumas« (mit Biographie, Rio de Janeiro 1866).