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zu denken war und dauerndes Verbleiben in
Venedig
[* 3] wegen der politischen Verhältnisse der Stadt nicht rätlich erschien, 1309 die
hochmeisterliche
Residenz in dasjenige Land, welches damals und voraussichtlich noch für längere Zeit die Hauptthätigkeit
des
Ordens in Anspruch nahm, nach
Preußen,
[* 4] und wählte zu seinem Sitz die
Marienburg,
[* 5] die zwar schon lange
vorher angelegt worden
war, aber die erhabene Gestalt, welche ihre Reste noch heute erkennen lassen, erst im 14. Jahrh.
erhalten hat.
Unmittelbar vor der Übersiedelung in die Marienburg gewann der Orden [* 6] die (von dem bereits erwähnten Esthland [* 7] abgesehen) letzte bedeutende Erweiterung seines Gebiets an der Ostsee. Der preußische Landmeister kaufte 1308 das Herzogtum Pommerellen (s. d.) mit den Hauptorten Danzig, [* 8] Dirschau [* 9] und Schwetz, um welches seit dem Aussterben der eingebornen Herzogsfamilie ein Erbfolgestreit obwaltete, von den zumeist berechtigten Markgrafen von Brandenburg, [* 10] um sich nicht etwa durch die Polen, deren Fürsten ebenfalls Ansprüche geltend machten, von der Verbindung mit Deutschland [* 11] abschneiden zu lassen.
Für die nächsten zwei
Jahrhunderte fließt die Geschichte des
Deutschen
Ordens mit der Geschichte von
Preußen (s.
Ostpreußen)
[* 12] und
Livland (s. d.), seinen Hauptgebieten, zusammen, da seine übrigen Besitzungen,
die zerstreut umherlagen, ohne besondere politische Bedeutung waren. Die Glanzperiode der ganzen Orden
sgeschichte fällt
in das 14. Jahrh. Die stille
Eifersucht des erstarkenden Polenreichs trat offen hervor, als
Pommerellen
dem
Orden zufiel, und bereitete ihm, wenn auch weniger mit den
Waffen
[* 13] als auf diplomatischem Weg, manchen bösen
Strauß;
[* 14] die
Kurie, hieran anknüpfend, wollte den
Orden gefügiger und seine
Lande ergiebiger machen; der
Erzbischof von
Riga
[* 15] strebte danach,
in
Livland die Obergewalt zu erlangen, die Stadt
Riga aber nach Selbständigkeit.
Doch alle diese
Gefahren wußte der
Orden zu überwinden. Die ununterbrochenen Kriegszüge nach
Litauen brachten zwar keinen
positiven
Gewinn, aber großen
Ruhm in der Meinung jener Zeit. Eine ganz hervorragende
Stellung, einige Zeit fast die leitende
Rolle gewann der
Hochmeister in den nordischen Verhältnissen: die
Hansa erfreute sich bisweilen seiner
Unterstützung in ihren
Kriegen gegen die nordischen
Kronen,
[* 16] ohne die Orden
shilfe vermochte man das entsetzliche Unwesen der
seeräuberischen
Vitalienbrüder auf der
Ostsee nicht zu bewältigen.
Die ganz vortreffliche Regierung der eignen Lande, die wahrhaft landesväterliche Fürsorge für die Unterthanen bewirkten, daß diese trotz vieler schwerer Opfer, trotz manchen kleinen Zwiespalts in treuer Ergebenheit zu den Rittern, den »Herren«, standen. In dieser Zeit regierten die folgenden Hochmeister: Karl v. Trier [* 17] 1311 bis
Werner v. Orseln, gewählt ermordet
Herzog Luther von Braunschweig [* 18] bis
Burggraf Dietrich von Altenburg [* 19] bis
Ludolf König, gewählt dankte ab;
Heinrich Dusemer, gewählt dankte 1351
ab;
Winrich v. Kniprode vom bis
Konrad Zöllner v. Rothenstein bis
Konrad v. Wallenrod bis
Im höchsten Grad bedenklich wurde die Lage des Ordens erst dadurch, daß der litauische Großfürst Jagello sich samt seinem Volk 1386 taufen ließ, die polnische Erbtochter Hedwig heiratete und durch sie die polnische Krone gewann; denn der vereinten Macht beider Reiche zu widerstehen, reichten die Kräfte des Ordens schließlich doch nicht aus. Daß der Orden zunächst ohne Rücksicht auf die wenn auch nur äußerliche und oberflächliche Bekehrung die Heidenfahrten nach Litauen nicht einstellte, gab den Gegnern genügenden Grund zu Klage und Drohung; als sich dann der Hochmeister Ulrich v. Jungingen (gewählt um mit Einem Schlag die Entscheidung herbeizuführen, übereilt in den Kampf stürzte, verlor er in der Schlacht bei Tannenberg Sieg und Leben.
Nur die durch die Umsicht und den Mut Heinrichs v. Plauen [* 20] herbeigeführte Erhaltung der Marienburg rettete den Orden vom völligen Untergang. Die Niederlage brachte ihm aber unersetzlichen Schaden an seinem Ruhme, mit den Heidenfahrten hörten auch die Zuzüge von auswärts auf, und der Orden mußte sowohl die Unterthanen noch weit mehr als früher zum Kampf heranziehen, als auch für schweres Geld Söldner unter Waffen halten; dadurch steigerten sich die Lasten des Landes zu erdrückender Schwere, Ackerbau und Gewerbe verfielen, der Handel beschränkte sich zuletzt allein auf Danzig. So entstand zunächst eine erklärliche Abneigung, dann tiefe Erbitterung im Land gegen den Orden, der, weil er sich fast ausschließlich aus dem Ausland ergänzte, in kein inniges Verhältnis zu den Landeseingesessenen treten konnte und, weil er keinen höhern Zweck mehr hatte, schnell entartete.
Fast ohne Verbindung mit dem Reich, dessen Zustände auch nicht eben geeignet waren, nationale Gefühle zu erwecken und zu ermutigen, neigten sich der landsässige Adel und die Städte in Preußen, welche vergeblich vom Orden Anteil an der Verwaltung des Landes und Befreiung von den drückenden Lasten forderten, Polen zu. Da der Polenkönig bereitwillig Erhaltung der Privilegien und Besserung der Zustände versprach, ergriff man vereint mit ihm die Waffen gegen die verhaßte Herrschaft. Nach zwölfjährigem Krieg (1455-66) verlor der Orden die westliche Hälfte Preußens [* 21] samt Ermeland und mußte für die östliche die Lehnshoheit des Polenkönigs anerkennen. Die Politik der folgenden Hochmeister ging dahin, sich womöglich der Eidesleistung zu entziehen; nur einer huldigte freiwillig.
Seit der Schlacht von Tannenberg verwalteten das hochmeisterliche Amt: Heinrich v. Plauen bis (entsetzt);
Michael Küchmeister bis März 1422, Paul v. Rußdorf bis (beide dankten ab);
Konrad v. Erlichshausen bis
Ludwig v. Erlichshausen bis
Heinrich Reuß [* 22] v. Plauen bis
Heinrich v. Richtenberg bis
Martin Truchseß v. Wetzhausen bis
Hans v. Tiefen bis Der folgende Hochmeister, Herzog Friedrich zu Sachsen [* 23] (gewählt ging schließlich, allen persönlichen Gefahren auszuweichen und Hilfe zu suchen, nach Deutschland und starb daselbst Auch sein Nachfolger, Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach (gewählt des Polenkönigs Schwestersohn, vermochte sich weder in der Güte noch durch Waffengewalt aus den Verpflichtungen des ewigen Friedens von 1466 zu lösen.
Wie er selbst, durch persönlichen Verkehr für die neue evangelische Lehre [* 24] gewonnen, den Rat Luthers, aus dem Orden auszutreten, zu heiraten und aus Preußen ein weltliches Fürstentum ¶
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zu machen, bereitwillig annahm, so ließ sich schließlich auch der König, zwar nicht aus religiösen, wohl aber aus politischen
Gründen, für denselben Gedanken gewinnen, und nachdem unter dieser Bedingung ein Friede zwischen Polen und Preußen
zu Krakau
[* 26] abgeschlossen war, wurde Albrecht am 10. April mit dem Orden
sland Preußen als einem erblichen, von
Polen lehnbaren Herzogtum belehnt. 1561 folgte dem gegebenen Beispiel der livländische Heermeister Gotthard v. Kettler, indem
er Livland an die Krone Polen abtrat und Kurland und Semgallen als erbliches Herzogtum und polnisches Lehen erhielt.
Selbstverständlich erfolgten gegen die Säkularisation Preußens die lautesten Widersprüche vom Orden her. Der Deutschmeister wurde vom Kaiser zuerst mit der Administration betraut, dann auf dem Augsburger Reichstag von 1530 mit der hochmeisterlichen Würde selbst und mit Preußen belehnt, Herzog Albrecht in die Reichsacht erklärt und zur Herausgabe des Landes aufgefordert. Da aber niemand da war, der die Ausführung solcher Verordnungen übernommen hätte, so blieben sie, so oft sie auch damals und in Zukunft wiederholt wurden, erfolglos.
Wenngleich seit 1530 die Hoch- und Deutschmeisterwürde des Ordens bis zu seiner gänzlichen Aufhebung in Einer Person vereinigt blieb, so konnte doch der Orden wegen seines verhältnismäßig geringen Besitzes, der etwa 2200 qkm betrug, zu keiner politischen Bedeutung mehr gelangen. Die fast im ganzen Reich zerstreuten Güter des Ordens, dessen Hauptsitz Mergentheim [* 27] wurde, waren zur leichtern Übersicht in zwölf Balleien, deren jede unter einem Landkomtur stand, verteilt: Thüringen, Österreich, [* 28] Hessen, [* 29] Franken, Koblenz, [* 30] Elsaß, Bozen [* 31] oder an der Etsch, Utrecht, [* 32] Alten-Biesen, Lothringen, Sachsen, Westfalen. [* 33] Diese Besitzungen wurden bedeutend geschmälert, als im Frieden von Lüneville alle links vom Rhein gelegenen Teile des Deutschen Reichs und damit drei Ordensballeien an Frankreich abgetreten wurden. Im Preßburger Frieden erhielt Kaiser Franz II., nachdem schon vorher den Kurfürsten von Bayern, [* 34] Württemberg [* 35] und Baden [* 36] die in ihren Landen gelegenen Ordensgüter zugewiesen waren, das Recht, die Hoch- und Deutschmeisterwürde einem Mitglied seines Hauses erblich zu verleihen; aber sein Bruder Anton Joseph Viktor Rainer, der augenblickliche Hoch- und Deutschmeister, dem er dieses neue Erbfürstentum zusprach, genoß dasselbe nicht mehr lange, denn erklärte Napoleon zu Regensburg [* 37] den Deutschen Orden in allen Staaten des Rheinbundes für aufgehoben und vereinigte seine Güter mit den fürstlichen Domänen, so daß der Orden nur noch in Österreich und in den Niederlanden (Ballei Utrecht) bestehen blieb.
Gegenwärtige Verhältnisse des Deutschen Ordens.
Kaiser Ferdinand I. gab demselben für Österreich neue Statuten, wonach der Orden ein selbständiges geistlich-ritterliches Institut unter dem Band [* 38] eines unmittelbaren kaiserlichen Lehens sein sollte. Er ist von der allgemeinen Oberaufsicht der landesfürstlichen Behörden befreit, doch muß dem Kaiser als Ordensoberhaupt Rechenschaft abgelegt werden. Die »Hoch- und Deutschmeister des Deutschen Ritterordens« sind österreichische geistliche Lehnsherren.
Die Ordensritter und Priester werden nach ihren Ordensgelübden als Religiosen angesehen und sind nur dem Hochmeister über ihr Thun und Lassen Rechenschaft schuldig. Die Ordensritter teilen sich in Großkapitulare, Profeßritter und Ehrenritter; außerdem hat der Orden Priester und Schwestern, welch letztere sich mit Kindererziehung und Krankenpflege befassen. Die Ehrenritter müssen acht Ahnen aufweisen, katholisch sein, 1500 Gulden Eintritt und jährlich 100 Guld. zahlen.
Der Orden, welcher sich neuerdings auch die freiwillige Sanitätspflege im Heer zur Aufgabe gemacht hat, stellt seit 1875 an 40 Feldsanitätskolonnen kriegsbereit. Das Ordenszeichen besteht für die drei Klassen in einem schwarz emaillierten, silbergeränderten Kreuz [* 39] von Gold, [* 40] gedeckt von blauem Helme [* 41] mit goldenen Spangen und roter Füllung und fünf Federn, zwei schwarzen zwischen drei weißen, an denen der Ring sich befindet, in welchen sich das breite schwarzseidene Band schlingt, an dem das Kreuz um den Hals getragen wird.
Dazu haben sie noch ein schwarzsilbernes emailliertes Kreuz auf der Brust. Der Hoch- und Deutschmeister trägt eine besondere Dekoration auf der Brust und am Hals. Dem Erzherzog Anton folgte 1835 als Hochmeister des Ordens Erzherzog Maximilian, diesem als 57. Hochmeister Erzherzog Wilhelm, Sohn des Erzherzogs Karl, geb. 1827. Der Deutsche [* 42] Orden besteht außer in Österreich auch noch in den Niederlanden fort. Die Ballei Utrecht war eine der größern Balleien des Deutschen Ordens in Deutschland und verdankt ihre Begründung Schenkungen der Edelherren Sweder v. Dingede und Sweder v. Ringenberg, welche dem Orden Güter im Bistum Utrecht schenkten.
Der erste Landkomtur war Ritter Anton v. Ledersake (gest. 1266). Später hatte die Ballei 15 Komtureien, von denen noch 10 bestehen. Die Reformation entzog die Ballei Utrecht dem Hochmeistertum zu Mergentheim, und die Staaten der Provinz Utrecht gaben dem Orden ein durchaus protestantisches Gepräge. Alle Bemühungen Mergentheims, ihn zurückzugewinnen, waren umsonst. Napoleon hob 1811 auch die Utrechter Ballei auf, König Wilhelm stellte sie jedoch 1815 wieder her.
Der Orden hat jetzt einen Landkomtur, Komture und Ritter. Zur Aufnahme gehören vier Ahnen von 200jährigem Adel. Die Mitglieder beziehen die Einkünfte der Ballei. Die Expektanten dürfen ein kleines Kreuz tragen, zahlen aber dafür 760 Guld. zur Ordenskasse.
Vgl. Joh. Voigt, Geschichte des Deutschen Ritterordens (Berl. 1857-59, 2 Bde.);
Rethwisch, Die Berufung des Deutschen Ordens gegen die Preußen (das. 1868);
Perlbach, Preußische Regesten (Königsb. 1875);
Ewald, Die Eroberung Preußens durch die Deutschen (Halle [* 43] 1872-84, 1.-3. Buch);
Lohmeyer, Geschichte von Ost- und Westpreußen (Gotha [* 44] 1880);
»Archieven der ridderlijke Duitsche Orde, Balie van Utrecht«, herausgegeben von J. J. ^[Jan Jakob] de Geer (Utrecht 1871, 2 Bde.);
außerdem Nedopil, Deutsche Adelsproben aus dem Deutschen Ordenszentralarchiv (Wien [* 45] 1868, 3 Bde.).