Titel
Desfontaines
(spr. däfongtähn), 1) Pierre François Guyot, Abbé, franz. Litterator, geb. 1685 zu Rouen, [* 2] wurde in einem Jesuitenkollegium erzogen, in seinem 15. Jahr in diesen Orden [* 3] aufgenommen und zum Professor der Rhetorik zu Bourges befördert. In seinem 30. Jahr verließ er den Orden wieder, widmete sich den schönen Wissenschaften, ward Mitarbeiter am »Journal des Savants« und gab mit Fréron, Destrée, Granet u. a. periodische kritische Schriften heraus: »Le [* 4] Nouvelliste du Parnasse« (1731-34, 5 Bde.),
»Observations sur les écrits modernes« (1735 ff.),
die oberflächlich und plump, aber sehr giftig geschrieben waren. Besonders durch letztere
Schrift geriet er in überaus heftige
Streitigkeiten mit
Voltaire,
dem er eigentlich zu tiefster Dankbarkeit verpflichtet gewesen wäre. Auf
Voltaires »Critique des
Observations, etc.« (1738) antwortete er mit dem skandalösen und
verleumderischen
Libell »Voltairomanie« (1738). Nur durch diesen Streit hat Desfontaines
Bedeutung
erlangt und verdient er erwähnt zu werden. Er starb in
Paris.
[* 5] Außer den genannten
Schriften veröffentlichte er
eine Übersetzung des »Gulliver« von
Swift (1727) und des Vergil (in
Prosa, 1743) und schrieb:
»Racine vengé«
gegen die Bemerkungen d'Olivets (1739).
2) Desfontaines
,
René Louiche genannt,
Botaniker, geb. zu Tremblay
(Ille-et-Vilaine), studierte in
Paris
Medizin, wendete sich
aber später der
Botanik zu und ward
Direktor des botanischen
Gartens. 1783-85 bereiste er
Tunis
[* 6] und
Algerien bis auf den südlichen
Abhang des
Atlas.
[* 7] Die
Ausbeute dieser
Reise lieferte die Grundlage zu seiner
»Flora atlantica« (Par. 1798-1800, 2 Bde.
mit 261 Tafeln). Nach seiner Rückkehr ward er
Professor der
Botanik am
Jardin des Plantes. Er starb Desfontaines
lieferte
Untersuchungen über den
Bau der Monokotyledonenstengel in seinen
»Mémoires sur l'organisation des Monocotyledonées«
(»Mémoires de l'Institut national«) und schrieb außerdem: »Fragments du cours de botanique et de physique végétale« in der
»Décade philosophique« 1794-96, dann auch besonders gedruckt;
»Tableau de l'école botanique du Museum d'histoire naturelle de Paris« (1804; 3. Aufl. u. d. T.: »Catalogus plantarum horti regii parisiensis«, 1829; Nachtrag 1832);
»Histoire des arbres et des arbrisseaux, qui peuvent être cultivés en pleine terre sur le sol de la France« (1809, 2 Bde.).
Nach seinem Tod erschien: »Voyage dans les régences de Tunis et d'Alger« (1833).