Der
Wasserbedarf
wechselt nach Gewohnheit, Wohlhabenheit und Reinlichkeitsbedürfnis der
Bewohner, nach dem
Umfang des gewerblichen Betriebes und den
Ansprüchen, welche an öffentliche Einrichtungen
(Springbrunnen, Badeanstalten,
Besprengung
der
Straßen und
Anlagen) gestellt werden; endlich auch nach Art der
Abgabe
(Verbrauch nach Belieben gegen
feste Vergütung oder
Abgabe nach Wassermesser). Nach Erfahrungen bei deutschen
Wasserwerken ist bei
Abgabe nach Wassermessern
als Durchschnittsbedarf zu
rechnen:
Zum Trinken, Kochen, Reinigen u. s. w. für Kopf | Liter | |
---|---|---|
am Tag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . | 20–50 | |
Zur Wäsche desgl. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . | 10–15 | |
Zur Klosettspülung (einmalig) . . . . . . . . . . . . . . . . . . | 7–10 | |
Für ein Wannenbad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . | 350 | |
Für ein Brausebad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . | 20–30 | |
Zum Besprengen von Gärten, Bürgersteigen, Höfen | ||
und Straßen für 1 qm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . | 1,5 | |
Ein
Pferd oder1 Stück Großvieh tränken und rei- | ||
nigen (ohne Stallreinigung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . | 50 | |
Zum Schlachten von 1 Stück Vieh in Schlachthöfen | ||
durchschnittlich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . | 350 | |
Für eine Handfeuerspritze pro Minute . . . . . . . . . . . | 300–400 | |
Für eine Dampfspritze desgl. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . | 1000 | |
Ein Feuerpfosten soll liefern pro Minute . . . . . . . . . | 400–600 |
Der
Gesamtverbrauch, gleichmäßig auf die
Tage eines Jahres verteilt, beträgt je nach den Verhältnissen 55–135 l für
Kopf und
Tag und ist im großen Durchschnitt zu 100 l anzunehmen. Erfolgt die
Abgabe nicht nach Wassermesser,
so kann derselbe bis auf das Doppelte ansteigen. Für die
Anordnung des
Wasserwerkes kommt nicht allein der durchschnittliche,
sondern der größte Tagesbedarf, außerdem auch der größte Stundenbedarf in Frage. Ersterer beträgt das anderthalbfache
(im
Mittel also 150 l), letzterer 10 Proz. des Tagesdurchschnitts (im
Mittel also 10 l pro
Kopf und
Tag).
In engl.
Städten ist der
Verbrauch etwas, in amerikanischen erheblich (bis dreimal und darüber) größer als in deutschen.
Dieser starke
Konsum hängt nicht allein mit dem Fehlen der Wassermesser, sondern auch mit der oft unzureichenden
Beschaffenheit des gelieferten Wassers zusammen. Bei
Entwurf einer Wasserleitung
[* 2] ist ferner das Anwachsen der Stadt zu berücksichtigen,
welches 1871–90 in deutschen
Städten von über 50000 E.: 2,8 Proz., in
Städten von 35–50000 E.: 3 Proz., in kleinern
Städten von 20–35000 E.: 2,25 Proz. jährlich betragen hat. In
Städten unter 20000 E. weicht der Prozentsatz
der
Steigerung nur wenig von dem des allgemeinen Wachstums der
Bevölkerung
[* 3] (etwas über 1 Proz. jährlich) ab. Eine über 40 Jahre
hinausgehende Vorausberechnung des Rohrnetzes ist wegen zu großer
Amortisations- und Zinsbeträge sowie wegen der Möglichkeit
einer abweichenden
Entwicklung der Stadt nicht zu empfehlen. Vorstehende
Zahlen über Wasserbedarf
beziehen
sich auf Versorgung durch eine Druckwasserleitung und setzen zugleich einen bestimmten
Kulturzustand der Abnehmer voraus.
Muß das Wasser in
Gefäßen herbeigeholt werden, so ist der
Verbrauch viel geringer, etwa 10–15 l pro
Kopf und
Tag. Bei großer
Bedürfnislosigkeit und mangelhafter
Ableitung des Wassers liegt er zuweilen noch unter dieser Grenze.