Dembinski
,
Heinrich, poln. General, geb. im Krakauischen, besuchte 1806-1809 die Ingenieurakademie zu Wien [* 2] und trat dann als gemeiner Soldat in ein polnisches Jägerregiment. Als 1812 der Feldzug gegen Rußland eröffnet wurde, war er Leutnant, ward auf dem Schlachtfeld von Smolensk von Napoleon I. selbst zum Kapitän ernannt und focht 1813 bei Leipzig [* 3] mit. 1815 kehrte er in sein Vaterland zurück, wo er in Zurückgezogenheit lebte. Beim Ausbruch der Revolution von 1830 wurde er Major eines Regiments, das sich in der Woiwodschaft Krakau [* 4] bildete, erhielt aber bald darauf den Oberbefehl über die mobile Nationalgarde dieses Gebiets und focht mit diesem Korps in der Schlacht bei Grochow.
Bald darauf stellte ihn der Oberfeldherr
Skrzynecki an die
Spitze einer Kavalleriebrigade, mit welcher Dembinski
in
dem
Gefecht bei Kuflew den
Feldmarschall Diebitsch mit einem
Heer von 60,000 Mann einen
Tag lang aufhielt. Eine nicht minder
glänzende Waffenthat war die Erstürmung der für uneinnehmbar gehaltenen
Brücke
[* 5] bei
Ostrolenka. Hierauf marschierte Dembinski
mit
einer kleinen
Schar mitten durch das von feindlichen Heeresmassen überschwemmte Land nach
Warschau,
[* 6] wo
er sofort zum
Gouverneur und nach
Skrzyneckis Rücktritt zum Oberfeldherrn ernannt, aber auf diesem
Posten schon nach wenigen
Tagen durch
Krukowiecki ersetzt wurde. Er trat dann in
Rybinskis
Korps ein, führte bei dessen Übertritt auf preußisches Gebiet
die
Nachhut und überschritt ebenfalls die
Grenze. Er begab sich darauf nach
Frankreich und trat 1843 in
die
Dienste
[* 7]
Mehemed
Alis von
Ägypten,
[* 8] der ihn mit der Reorganisation der ägyptischen
Armee beauftragte, kehrte aber bald wieder
nach
Paris
[* 9] zurück. 1848 verließ er sein
Asyl und bemühte sich, eine
Verbindung der
Slawen mit den
Magyaren zu stande zu bringen.
Nachdem
er den Slawenkongressen in
Breslau
[* 10] und
Prag
[* 11] beigewohnt, ging er nach
Debreczin,
[* 12] dem damaligen Sitz der ungarischen
Regierung,
und ward daselbst zum Oberkommandanten der revolutionären Hauptarmee ernannt. Die
Eifersucht
Görgeis aber sowie
die Abneigung der
Truppen gegen den hochfahrenden
Ausländer bereiteten ihm vielfache Schwierigkeiten. Als Dembinski
nach
der unglücklichen
Schlacht bei
Kapolna (26.-28. Febr. 1849) beim
Rückzug hinter die
Theiß aus Unkenntnis des
Terrains falsche
Dispositionen traf, forderte ihn das
¶
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gesamte ungarische Offizierkorps zur Abdankung auf, die auch die Regierung annahm. Indes wurde der weitere Frühlingsfeldzug,
erst unter Vetters und später unter Görgeis Oberkommando, größtenteils nach den von Dembinski
schon früher entworfenen Plänen
ausgeführt. Dembinski
war darauf mehrere Monate in der Operationskanzlei zu Debreczin beschäftigt, bis er im Juni 1849 beim
Herannahen der Russen das Kommando der ungarischen Nordarmee erhielt. Doch resignierte er noch vor Eröffnung des Sommerfeldzugs,
weil sein Plan, in Galizien einzufallen, von der ungarischen Regierung nicht gebilligt wurde.
Als infolge der zwischen Kossuth und Görgei entstandenen Differenzen das Oberkommando von letzterm an Mészáros überging (2. Juli),
wurde diesem Dembinski
als Generalquartiermeister an die Seite gegeben, in welcher Eigenschaft er den Rückzug
der Theißarmee bis Szegedin
[* 14] und die Schlacht bei Szöreg (5. Aug.) leitete. Dembinski
zog sich von hier nach Temesvár zurück, wo er
von der vereinigten österreichisch-russischen Macht aufs Haupt geschlagen und seine Armee völlig auseinander gesprengt
wurde. Dembinski
rettete sich mit Kossuth und den andern Revolutionshäuptern auf türkisches Gebiet. Im Juli 1850 nahm er seinen
Aufenthalt zu Paris, wo er seitdem in völliger Zurückgezogenheit lebte und starb. Von ihm rühren her: »Mein Feldzug
nach und in Litauen und mein Rückzug von Kurszany nach Warschau« (hrsg. von Spazier, Leipz. 1832); »Mémoires«
(Par. 1833); »Denkwürdigkeiten über den ungarischen Krieg 1848 und 1849« (das. 1849) und »Memoiren über den Aufstand von 1830 bis
1831« (poln., Krakau 1878, 2 Bde.).