Defensīve
(lat.), diejenige der beiden Hauptformen kriegerischer
Thätigkeit, bei welcher es, im
Gegensatz zur
Offensive (s. d.), auf
Verteidigung, nicht auf
Angriff abgesehen ist. In der Defensive
erwartet
man den Feind in einer
Aufstellung und wehrt seinen
Angriff ab. Man bedient sich der reinen aber nur so lange, als man ihrer
der eignen
Schwäche wegen bedarf, und gibt sie auf, sobald man sich zum
Angriff stark genug fühlt. Eine
gute Defensive
muß offensive
Momente haben. Es wird deshalb die
Stellung zur Defensive
so gewählt, daß sich neben oder innerhalb einer
starken Verteidigungslinie ein günstiges Angriffsfeld findet.
Ein berühmtes
Beispiel dafür bietet die
Schlacht bei
Austerlitz.
[* 3]
Napoleon hielt sich so lange defensiv,
bis die
Russen und
Österreicher sich mit voller Macht auf seinen rechten
Flügel, der langsam wich, geworfen hatten. Dann brach
er plötzlich gegen das feindliche
Zentrum und den rechten
Flügel vor, wo die
Truppen stark weggezogen waren, und entschied
die
Schlacht durch die Wegnahme der
Höhen von Pratzen. Man unterscheidet zwischen strategischer und taktischer
Defensive.
Die strategische Defensive bezweckt Abwarten der
Operationen des Gegners. Die taktische Defensive
betrifft das
¶
mehr
Verhalten in einer Schlacht. Friedrich II. hielt sich im Siebenjährigen Krieg strategisch in der Defensive
, taktisch ergriff er stets
die Offensive. Die Franzosen blieben zu Beginn des Kriegs 1870 sowohl strategisch als taktisch in der Defensive.
Sie erwarteten den
Feind im Land und wiederum in einzelnen Positionen den Angriff der verschiedenen deutschen Armeen. Die Schlachten
[* 5] bei Wörth,
[* 6] Saarbrücken,
[* 7] Metz
[* 8] und Sedan
[* 9] sind französischerseits reine Defensivschlachten gewesen.
Defensivstellung heißt diejenige Stellung, welche das Vordringen des Feindes in einer bestimmten Richtung verhindern oder wenigstens erschweren soll. Bedingungen einer guten Defensivlinie sind: Stützpunkte für die Flanken, freie Aussicht vor der Fronte, Annäherungshindernisse im wirksamsten Bereich der Batterien, natürliche Deckung gegen das feindliche Feuer, verdeckte Aufstellung der Reserven und Möglichkeit zum Übergehen in die Offensive. Wo die Natur solche Hilfsmittel versagt, muß die Kunst sie zu ersetzen suchen, teils durch Anwendung der Fortifikation, teils durch zweckmäßige Verteilung der Waffengattungen; stets kann und muß die Kunst auch die besten Positionen noch verstärken. Befindet sich ein fester Platz in der Nähe der Stellung, so gewinnt diese dadurch sehr an Festigkeit. [* 10] Die besten Defensivstellungen bietet ein wellenförmiges, stellenweise durchschnittenes und bedecktes Terrain. Defensivlinien sind ausgedehntere Terrainabschnitte, welche durch Befestigungen verstärkt sind.