1)
Erasmus,
Arzt, Naturforscher und didaktischer Dichter, geb. zu
Elton in der
GrafschaftNottingham,
[* 2] studierte zu
Cambridge und
Edinburg
[* 3]
Medizin, praktizierte eine Zeitlang in
Litchfield und lebte später in
Breadwall bei
Derby, wo er starb. In seinen Hauptwerken, den Gedichten: »The botanic garden« (Lond. 1781 u. ö.),
»The temple of nature« (1803) und »Zoonomia,
or the laws of organic life« (1794-98), gab er ein vollständiges
System der Entwickelungstheorie und verfolgte fast die gleiche
biologische
Richtung wie sein berühmter Enkel, der gewissermaßen ein
Programm ausgeführt hat, welches
sein Großvater entwarf und hinterließ. Die
Rätsel der
Vererbung, der
Anpassung, der Schutzmittel von
Pflanzen und
Tieren, der
geschlechtlichen
Zuchtwahl, der insektenfressenden
Pflanzen, die
Analyse der
Gemütsbewegungen und
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mehr
soziologischen Triebe etc. finden sich bereits in den Werken des ältern Darwin besprochen. Er schrieb
noch: »Phytonomia, or the philosophy of agriculture and gardening« (1800; deutsch
von Hebenstreit, Leipz. 1801, 2 Bde.);
»A plan for the conduct of female education etc.«
(1797; deutsch bearbeitet von Hufeland: »Anleitung zur Erziehung des weiblichen Geschlechts«, Berl. 1822);
Durch die Lektüre von Humboldts Werken von Begeisterung für den Besuch tropischer Länder ergriffen, schloß er sich in demselben
Jahr der fünfjährigen Expedition des Beagle unter Kapitän R. Fitzroy an, besuchte Brasilien,
[* 5] die Magelhaensstraße,
die Westküste Südamerikas und die Inseln derSüdsee und kehrte im Oktober 1836 nach England zurück. Seit 1842 lebte er, durch
eine von seiner langen Seereise zurückgebliebene Kränklichkeit vielfach in seinem unermüdlichen Arbeitsdrang behindert,
sehr eingezogen auf seinem Landsitz (Down bei Beckenham in Kent) und bekleidete hier die Stelle eines Grafschaftsmagistrats.
Darwin hatte auf seiner Erdumseglung ein ungemein reiches Material gesammelt, dessen Verarbeitung ihn lange beschäftigte.
Nachdem er 1837-38 eine Reihe von geologischen Arbeiten in verschiedenen wissenschaftlichen Journalen veröffentlicht hatte,
deren erste, gleich seiner letzten Arbeit, die geologische Thätigkeit der Regenwürmer betraf, ließ er 1839 das
Tagebuch seiner Beobachtungen (»Journal of researches in natural history and geology«) als dritten Teil der von Fitzroy herausgegebenen
Beschreibung der Expedition folgen, und 1845 erschien dasselbe Werk selbständig als »Voyage of a naturalist round the world«
(deutsch von Dieffenbach, Lond. 1844; neu übersetzt von V. Carus, Stuttg. 1875). Die zoologische Ausbeute
der Reise wurde vonOwen, Waterhouse,Gould, Bell und Jenyns bearbeitet und, von Darwin mit einer Einleitung versehen, als »Zoology
of the voyage of H. M. S. Beagle« (1840-48, 5 Bde.)
herausgegeben. Eine neue Ausgabe erschien 1884 unter dem Titel: »Natural history and geology. Voyage of H. M. S.
Beagle«. Hatte schon die 1842 veröffentlichte Schrift über den Bau und die Verbreitung der Korallenriffe
[* 6] (2. Aufl. 1874; deutsch,
Stuttg. 1876) neben der zoographischen auch eine geologische Bedeutung als erste plausible Erklärung der Formen und Entstehungsweisen
der Korallenriffe gehabt, so waren mehrere andre ArbeitenDarwins ausschließlich der Geologie,
[* 7] vorzüglich
Südamerikas, gewidmet.
Dahin gehören: »Geological observations on volcanic islands« (1842);
»Geological observations on South America« (1846; 2. Aufl.,
mit dem vorigen, 1876).
Als geschickter Zoolog und Paläontograph sowie als glücklicher und gewandter Experimentator zeigte
sich Darwin in seinen Untersuchungen über die Rankenfüßer, von welchen die Ray Society das »Monograph of
pedunculated and sessile Cirripedia« (1851 bis 1853, 2 Bde.)
veröffentlichte, während in den Schriften der Palaeontographical Society Monographien über fossile Rankenfüßer erschienen.
Später folgten Untersuchungen über die Bewegungen der Schlingpflanzen, über den Di- und Trimorphismus von Linum, Lythrum und
Primula und über die Befruchtung der
[* 8] Orchideen
[* 9] durch Insekten
[* 10] (»On the various contrivances by which British
and foreign orchids are fertilized«, 1862). Alle diese Arbeiten, so wichtig sie an sich auch waren, erscheinen doch nur als
Vorstudien zu dem epochemachenden Werk über den Ursprung der Arten (»On the origin of species by means of natural selection«,
1859), welches, bald darauf in fast alle lebenden Kultursprachen übersetzt, den lebhaftesten Widerspruch
auf der einen, die begeistertste Zustimmung auf der andern Seite hervorrief, in der Folge aber eine völlige Revolution und
neue Epoche für die Naturforschung anbahnte. Darwin hatte die erste Anregung zur Verfolgung der Frage über den Ursprung der jetzt
lebenden Arten des Tier- und Pflanzengeschlechts während seiner Reise um die Welt erhalten, indem ihm gewisse Thatsachen der
geographischen Verbreitung organischer Wesen und namentlich die nahe Verwandtschaft gewisser heute lebender Bewohner Südamerikas
mit den daselbst in ihren Resten gefundenen ausgestorbenen Tieren aufgefallen waren.
Längeres Nachdenken überzeugte ihn, daß diese Thatsachen nur durch die Annahme einer Abstammung der jetzigen,
wenn auch vielfach veränderten Lebewesen von den frühern erklärbar seien, und daß somit der damals noch von allen Koryphäen
der Naturforschung festgehaltene Lehrsatz von der Konstanz
[* 11] oder Unveränderlichkeit der Arten unhaltbar sei. Er begann nunmehr
auf seinem Gut eifrige Studien über die Veränderlichkeit von Haustieren (namentlich Tauben)
[* 12] und Kulturpflanzen
unter dem Einfluß der Züchtung anzustellen und mit großer Umsicht die unendlichen Beobachtungsreihen zu sammeln, die für
ihre weitgehende Veränderlichkeit Anhaltspunkte lieferten. Es war ihm dabei allmählich klar geworden, daß in der lebenden
Natur ein Faktor thätig sein müsse, der, in analoger Weise wie der Einfluß der künstlichen Züchtung
wirkend, aus den überall freiwillig entstehenden Varietäten der Tiere und Pflanzen diejenigen mit besondern Charakteren versehenen
Formen (Arten) hervorzüchtet, welche die andern überleben.
Längst war er überzeugt, dieses Prinzip in der »natürlichen Auslese« durch den »Kampf ums Dasein« (s. Darwinismus) gefunden
zu haben, würde aber, seiner Zurückhaltung und Vorsicht gemäß, vielleicht noch lange gezögert haben,
seine Ansichten über die lebende Natur öffentlich auszusprechen, wenn er nicht im Sommer 1858, als der Reisende A. R. Wallace
ähnliche Ansichten veröffentlichen wollte, durch seine FreundeLyell und Hooker zur Herausgabe einer ältern, jenen Forschern
seit früher bekannten Abhandlung über den Ursprung der Arten und dann seines schon erwähnten Hauptwerkes
gedrängt worden wäre. Er bezeichnete es sogleich als einen Vorläufer, dem die ausführenden Kapitel mit den Belegen folgen
sollten, und eröffnete die Reihe dieser Spezialwerke mit dem zweibändigen Werk über das »Variieren
der Tiere und Pflanzen im Zustand der Züchtung« (»Variation of animals and plants under domestication«,
1868). Diesem an Thatsachen und Schlüssen ungemein reichhaltigen Werk, welches die Summe seiner einschlägigen
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mehr
Beobachtungen zog, ließ er wenige Jahre später das wiederum zweibändige Werk über die »Abstammung
des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl« (»The descent of man and on selection in relation to sex«,
1871) folgen, welches einen neuen Sturm gegen den Verfasser und seine Theorien heraufbeschwor, weil in demselben der bisher
außer Betracht gelassene Mensch in seinen verwandtschaftlichen Beziehungen zur übrigen Tierwelt behandelt
wurde. Dieselbe Richtung setzte das im folgenden Jahr veröffentlichte Werk über den »Ausdruck der Gemütsbewegungen bei Menschen
und Tieren« (»Expression of the emotions in men and animals«, 1872) fort, indem auch auf diesem mehr geistigen Gebiet die
auffallendsten Beziehungen nachgewiesen wurden.
Ein neues Forschungsgebiet eröffnete Darwin in seinen »Insektenfressenden Pflanzen« (»Insectivorous plants«, 1875),
wobei in dem Nachweis der sonderbaren Ernährungsweise dieser Pflanzen von tierischen Stoffen wieder seine Befähigung als
Experimentator glänzend hervortritt. Dasselbe gilt von seinem demnächst erschienenen Werk über die »Kreuz- und Selbstbefruchtung
der Pflanzen« (»Cross- and self-fertilisation of plants«, 1876), in dem auf Grund höchst ausgedehnter Versuchsreihen
der Nachweis erbracht wurde, daß für die meisten PflanzenKreuzung vorteilhafter als Selbstbefruchtung sei, ein Nachweis,
der die zahlreichen ArbeitenDarwins über den Einfluß der Insekten auf die Kreuzung der Pflanzen zum Abschluß brachte und den
betreffenden Abschnitt seines Wirkens krönte.
Ein neues, noch in Diskussion befindliches Gebiet eröffnete sein nächstes Werk über das »Bewegungsvermögen
der Pflanzen« (»The power of movement in plants«, 1880),
und in seinem letzten Werk über die »Bildung der Ackererde durch die
Thätigkeit der Würmer«
[* 14] (»The formation of vegetable mould by the action of erdworms
^[richtig: earthworms]«, 1881) kehrte er zu einem früh ins Auge
[* 15] gefaßten Lieblingsgegenstand zurück,
dem er ein halbes Jahrhundert hindurch seine Aufmerksamkeit gewidmet hatte. Immer noch mit neuen Problemen beschäftigt, starb
er und wurde in der Westminsterabtei bestattet.
Darwins Einfluß auf die Naturforschung ist ein so großer gewesen, daß man ihn mit Vorliebe und gutem
Rechte den »Kopernikus oder Newton der organischen Welt« genannt hat. Binnen wenigen Jahrzehnten ist ein Umschwung in den Ansichten,
Methoden und Zielen der Naturforscher, vor allen der Zoologen und Botaniker, eingetreten, wie er in der Geschichte der organischen
Forschung seinesgleichen nicht hat. Indem Darwin ferner den Menschen als Glied der
[* 16] lebenden Natur reklamierte,
hat er zugleich die Menschenwissenschaften in eine lebendige Berührung und Wechselwirkung mit der Naturwissenschaft gebracht,
und die genetische Methode, die Verfolgung des Werdenden und der Entwickelung, um das Gewordene besser zu verstehen, ist das
Schibboleth der heterogensten Forschungsgebiete geworden. Er hatte die Freude, den vollständigsten Triumph
seiner Lehren
[* 17] zu beobachten, und namentlich in Deutschland
[* 18] fand er das frühste Verständnis und begeisterte Anhängerschaft.
Der heftige, anfangs von persönlichen Angriffen nicht freie Kampf seiner Gegner war längst verstummt; auch die rücksichtslosesten
unter ihnen wurden durch die milde und versöhnliche Form, in welcher er seine Ansichten verteidigte,
entwaffnet. Noch mehr aber gewann er die Geister durch seinen das Fernste verknüpfenden Scharfsinn und seine nie ruhende Vorsicht
im Prüfen der eignen Schlüsse, sowie die Herzen durch
seine Milde und Gerechtigkeit im Urteil, durch seine Hingebung für die
Freunde und durch seine Aufrichtigkeit und Bescheidenheit den eignen Leistungen gegenüber. Eine deutsche
Übersetzung von Darwins »Gesammelten Werken«, mit Ausnahme der Monographie über die Cirripeden, besorgte V. Carus (Stuttg.
1875-82, 13 Bde.). Eine Sammlung und Übersetzung von Darwins
»KleinernSchriften« gab E. Krause (Leipz. 1886) heraus.
2) Charles. Die von seinem Sohn Francis Darwin verfaßte Biographie »Life and letters of Charles Darwin« erschien deutsch
von Carus (Stuttg. 1887, 2 Bde.).
Hervorzuheben sind Untersuchungen über den Einfluß geologischer Veränderungen auf die Erdachse (1876),
über die frühere Geschichte der Erde (1878), über den Einfluß des Mondes auf Gestalt und Veränderung der Erde in den geologischen
Zeiten, über den Druck des losen Sandes, über kleine Veränderungen im Niveau der Erdoberfläche und über schwache Erdbeben
[* 22] (mit seinem Bruder Horace Darwin). Seit 1882 beschäftigte er sich hauptsächlich mit der Theorie und Berechnung
der Gezeiten im Anschluß an die Untersuchungen des Gezeitenamts der Survey of India. 1882 war er an der Herstellung der neuen
Auflage von Thomson und Taits »Natural Philosophy« beteiligt.
gab die zweite Auflage der »Insectivorous plants« heraus und schrieb: »The
life and letters of Charles Darwin, including an autobiographical chapter« (1887,3 Bde.),
welches von Carus (Stuttg. 1888) ins Deutsche
[* 24] übersetzt wurde.
Charles Robert, Enkel von Erasmus Darwin,. Engl. Naturforscher, geb. zu Shrewsbury, bezog 1825 die
Universität Edinburgh und vollendete seine Studien in Cambridge, wo er 1831 promovierte. Im Herbst desselben
Jahres begleitete er die Expedition des Kapitäns Fitzroy als Naturforscher. Er schiffte sich zu Devonport ein,
besuchte Brasilien, die Magalhãesstraße, die Westküste Südamerikas und die Inseln des Stillen Oceans und landete wieder
in England.
Sehr günstige äußere Verhältnisse erlaubten ihm, ganz seinen Forschungen zu leben. 1842 erwarb Darwin den
Landsitz Down bei Beckenham und lebte dort bis zu seinem erfolgten Tode in glücklichsten Familienverhältnissen,
ohne Unterbrechung arbeitend, als Gärtner, Landwirt und Pflanzen- und Tierliebhaber, beobachtend, züchtend, zergliedernd.
Er wurde in der Westminsterabtei beigesetzt. Die reichhaltigen wissenschaftlichen Ergebnisse seiner Reise
veröffentlichte er in dem unter Mitwirkung Owens und anderer Gelehrten herausgegebenen Werke «Zoology
of the voyage of H. M. S. Beagle» (5 Bde., Lond. 1840‒43),
ferner in seinem «Journal of researches into the natural history and geology of
the countries, etc.» (neue Ausg., ebd. 1860),
dann in seiner «Voyage of a naturalist round the world»
(ebd. 1845; deutsch von Carus, 2. Aufl., Stuttg. 1893, und Helrich, Gieß.
1893). Die nächste Frucht
seiner Untersuchungen war «A monograph of pendunculated and sessile
Cirripedia» (2 Bde., Lond. 1851‒53),
das auf Kosten der Royal Society gedruckt wurde, und dem er eine ähnliche Abhandlung: «On fossil Balanidae»
(ebd. 1854), folgen ließ. Schon seit den ersten, von ihm in Südamerika
[* 25] angestellten Beobachtungen hatte Darwin die Unsicherheit
der bisher gültigen Einteilung der verschiedenen Tierarten erkannt. Weitere Forschungen über diesen Gegenstand führten
ihn zu den Resultaten, die er in dem berühmt gewordenen Werke «On the
origin of species by means of natural selection» (Lond. 1859; deutsch vonBronn, 2. Aufl., Stuttg. 1863; nach der 6. engl.
Auflage deutsch von V. Carus, 7. Aufl., ebd. 1883) niederlegte. Er sprach darin die Überzeugung aus, daß alle Tiere und Pflanzen
von wenigen Urformen, vielleicht von einer einzigen, abstammen und daß die verschiedenen Modifikationen
derselben infolge eines Princips von statten gehen, das er als «natürliche Auswahl»
bezeichnet.
Diese Ansichten, in denen er von frühern Naturforschern hin und wieder Geahntes schärfer formulierte und durch die Entdeckungen
der Neuzeit begründete, erregten allgemeines Aufsehen und riefen eine heftige Polemik hervor. (S. Darwinismus.)
Eine spätere Arbeit D.s: «On the various contrivances by which British and foreign orchids are fertilized, etc.» (Lond.
1862; deutsch von V. Carus, 2. Aufl., Stuttg. 1877), handelt von der Befruchtung der Orchideen durch Insekten und von dem günstigen
Erfolge der Kreuzung durch Züchten, und empfiehlt sich, wie alles, was von ihm herrührt, durch Klarheit
des Stils und Gediegenheit des Inhalts. In der Monographie «The movements and habits of climbing plants»
(2. Aufl., Lond. 1875; deutsch von V. Carus, Stuttg. 1876) giebt Darwin Resultate wichtiger Untersuchungen über die Bewegungen
der Schlingpflanzen.
Bedeutende spätere Schriften sind ferner: «The variation of animals and plants under domestication»
(2 Bde., Lond. 1868; deutsch von V.
Carus, 2 Bde., Stuttg. 1868; 2. Aufl.,
ebd. 1873),
«The descent of men and selection in relation to sex» (2 Bde.,
Lond. 1871; deutsch von V. Carus, Stuttg. 1871; 5. Aufl., ebd. 1890),
«The expression of the emotions in
men and animals» (Lond. 1872; deutsch von V. Carus, Stuttg. 1872; 4. Aufl., ebd. 1884),
«Insectivorous plants» (Lond. 1875;
deutsch von V. Carus, Stuttg. 1876),
«The power of movement in plants» (Lond. 1880;
deutsch von V. Carus, Stuttg. 1881). Die letzte Arbeit, die Darwin veröffentlichte, weist den Einfluß nach, welchen
die Erdwürmer auf die Fruchtbarkeit des Bodens ausüben: «The formation of vegetable mould through the action of worms» (Lond.
1881; deutsch von V. Carus, Stuttg. 1882). Eine deutsche Gesamtausgabe von D.s Werken von V. Carus erschien in 16 Bänden (Stuttg. 1874 ‒88),
eine Auswahl in 6 Bänden von demselben (ebd. 1881; 2. Aufl. 1886). D.s «Gesammelte
kleinere Schriften» (2 Bde., Lpz.
1885‒86) gab Ernst Krause heraus. Der heutigen Forschung in den Gebieten der Zoologie und Botanik, insbesondere der Entwicklungsgeschichte,
hat Darwin Form und Richtung gegeben, sodaß die bedeutenden Fortschritte in diesen Fächern vielfach als Ausführungen der Gedanken
D.s erscheinen. Als Mensch war Darwin durch Einfachheit des Charakters, Bescheidenheit und große Liebenswürdigkeit
ausgezeichnet. –
Vgl. V. Carus, Charles Robert Darwin (in «Unserer Zeit», 1882, Ⅱ);
Erasmus, engl. Naturforscher und didaktischer Dichter, geb. zu
Elton bei Newark (Nottingham), studierte in Cambridge und Edinburgh und ließ sich dann als Arzt in Lichfield nieder. Er starb zu
Derby. Als Dichter trat er zuerst 1789 mit «Loves of the plants» hervor,
dem 1791 «The botanic garden» folgte. Er suchte darin Wissenschaft mit
Poesie zu verbinden und fand damit großen Beifall. Darwin besaß eine reiche Einbildungskraft und schrieb glatte und wohlklingende
Verse, aber die gehäuften Allegorien wirken ermüdend, und die glänzenden Schilderungen lassen kalt. Auch wegen seines naturwissenschaftlichen
Systems, das er in «Zoonomia, or the laws of organic life»
(Lond. 1794 u. ö.; deutsch von Brandis, 3 Bde., Hannov. 1795-99)
entwickelte, stand Darwin einige Zeit in Ansehen. Unter den übrigen Werken sind zu erwähnen: «Phytologia,
or the philosophy of agriculture and gardening» (Lond. 1800; deutsch von Hebenstreit, 2 Bde.,
Lpz. 1801) und das erst nach seinem Tode erschienene Lehrgedicht «The temple of nature, or the origin
of society» (Lond. 1803). Seine «Poetical works»
erschienen 1807 in 3 Bänden. Seinen Namen ehrte Rudge durch die Aufstellung der Pflanzengattung Darwinia; sein Leben beschrieb
Miß Seward (Lond. 1804). -
Francis, Sohn von Charles Darwin, geb. in Down (Kent), studierte in Cambridge, wo er seit 1888 Professor
der Botanik ist. Er unterstützte seinen Vater bei der Herausgabe des Werkes «The power of movement in
plants» (1880; 2. Aufl. 1881), schrieb Aufsätze über physiol. Botanik und eine Biographie seines Vaters.
George Howard, Bruder des vorigen, geb. 1845 in Docon (Kent), zeichnete sich in Cambridge durch seine mathem.
Begabung aus und ward 1868 zum Fellow des Trinity College erwählt, studierte dann in London
[* 27] die Rechte,
kehrte aber bereits 1873 nach Cambridge zurück und nahm 1870-71 an der Forschungsreise zur Beobachtung der Sonnenfinsternis
in Sicilien teil. Seit 1877 ist er als Forscher auf dem Gebiete der Physik. Astronomie thätig. 1882 war er Sir William Thomson
bei der Herausgabe einer neuen Auflage von «Thomson and Tait's natural philosophy» behilflich. 1883 ward ihm die Professur
für Astronomie und experimentale Naturwissenschaft in Cambridge übertragen. Er hat zahlreiche Beiträge für die Zeitschrift
«Nature» geliefert und hat sich in den letzten 10 Jahren sehr viel mit
der Berechnung und Feststellung der Perioden beschäftigt, die sich bei den Meeresfluten, besonders im
Indischen Ocean, beobachten lassen. Seine in der LondonerStatistischen Gesellschaft 1875 über «Consanguineous marriages» gehaltenen
Vortrage erschienen deutsch u. d. T. «Die Ehen zwischen Geschwisterkindern und ihre Folgen» übersetzt von van der Velde (Lpz.
1876). Auch sein 1878 veröffentlichter Vortrag «On the remote
history of the earth» erregte Aufmerksamkeit.