Darrsucht
,
veralteter
Name für schleichende, mit
Abmagerung und allgemeinem Kräfteverfall verbundene
Leiden,
[* 2] z. B.
Altersschwäche,
Rückenmarksschwindsucht,
Pädatrophie (Darrsucht
der
Kinder),
Krebskachexie,
Bleivergiftung (chronische Form und
Ausgänge)
etc. Darrsucht
heißt auch die auffallende
Abmagerung, welcher mehrere
Arten der
Haustiere, namentlich die größern
Säugetiere, ausgesetzt
sind, und deren
Charakter darin besteht, daß, obwohl die
Tiere fressen, doch eine immer größere
Abmagerung
entsteht.
Ursache des Übels ist die Erkrankung irgend eines für die Ernährung wichtigen Organs, z. B. der Lunge, [* 3] der Leber, des Magens, des Darms und namentlich der Lymphdrüsen. Die hauptsächlichsten Symptome sind: Abmagerung, unreine, trockne, welke oder auch steife, harte Haut; [* 4]
trocknes, glanzloses, struppiges Haar; [* 5]
zusammengefallener oder (bei jüngern) aufgetriebener, dicker, aber schlaff herabhängender Bauch, [* 6] Freßgier oder Gelüste;
dann Bleichsucht, Blutarmut, Erschöpfung, Zehrfieber.
Der Erfolg der Behandlung ist zweifelhaft; man bemühe sich daher, die Verdauung und Assimilation zu befördern. Man schone vor allen Dingen die Tiere, gebe ihnen ein gutes, nahrhaftes, aber leichtverdauliches Futter, z. B. Hafer- und Gerstenschrot, gewürzhaftes, gutes Heu oder Grünfutter, Mohrrüben, Disteln, und lasse sie, wenn es die Jahreszeit erlaubt, auf gute, vorzüglich mit gewürzhaften Kräutern bewachsene Weiden gehen. Die Hautthätigkeit ist durch tägliches Putzen anzuregen, bei langem Haar ist das Scheren [* 7] vorteilhaft.
Bei
Durchfall sind trocknes
Futter und warme
Bedeckung des
Körpers angezeigt. Bei sauer riechendem
Kot setze
man etwas
Kreide
[* 8] zum
Futter oder
Natron oder
Magnesia zum
Getränk. Auch beim Hausgeflügel zeigt sich bisweilen infolge Mangels
an gutem und hinreichendem
Futter und
Getränk ein ähnliches
Leiden, welches sich aber durch gutes Körnerfutter, Grünfutter
und frisches Trinkwasser meist rasch beseitigen läßt.
Stubenvögel
[* 9] leiden an einer andern Art Darrsucht
(Darre).
Die
Patienten lassen die
Flügel hängen, werden traurig und verlieren die
Federn oder reißen sich dieselben aus. Zur Beseitigung
des Übels ist namentlich öfters wiederholte gründliche
Reinigung des Käfigs durch Abbrühen oder Abwaschen mit nachfolgender
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Ausräucherung mit Schwefel angezeigt. Im Sommer gebe man den Vögeln viel Grünes. - Mit Darrsucht
bezeichnet man auch eine Pflanzenkrankheit,
die besonders an Bäumen auftritt und in einem sich immer wiederholenden Dürrwerden einzelner Zweige in größerer oder geringerer
Häufigkeit besteht. Dieser Erscheinung, welche mit dem infolge von Trockenheit eintretenden Dürrwerden,
das stets die ganze Pflanze ergreift, nicht zu verwechseln ist, können jedenfalls sehr verschiedenartige, nicht immer mit
Sicherheit anzugebende Ursachen zu Grunde liegen, sowohl ungünstige Beschaffenheit des Mediums, wie giftige Gase,
[* 11] Rauch u. dgl.,
schädliche Bodenbestandteile als auch innere Veranlassungen; insbesondere hängt in vielen Fällen die Erscheinung mit dem
allmählichen Erlöschen der Lebensthätigkeit zusammen, wobei gewöhnlich die vom Boden entferntesten
Teile zuerst der Darrsucht
anheimfallen. Derartige Bäume nennt man gipfeldürre. Diesem Zustand fällt von oben herab ein Teil des
Baums nach dem andern zum Opfer.