Cyankalium
,
s. v. w. Kaliumcyanid.
Cyankalium
758 Wörter, 5'365 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Cyankalium,
s. v. w. Kaliumcyanid.
Cyankalium
(Kaliumcyanid, blausaures Kali, Kalium cyanatum). Eine technisch wichtige und fabrikmäßig dargestellte Verbindung von Kalium mit Cyan, dem merkwürdigen gasförmigen, höchst giftigen Kunstprodukt, das, obschon aus zwei Elementen (Kohlenstoff und Stickstoff) bestehend, sich doch ganz wie ein einfaches Element verhält und zufolge seiner Eigenschaften sich dem Chlor, Brom, Jod, Fluor anreiht, sodaß für alle Chlor- etc. Verbindungen auch die analogen Cyanverbindungen bestehen.
Soweit das C. zum medizinischen Gebrauch statt der Blausäure dienen soll und also chemisch rein sein muß, stellt man es dar durch direktes Zusammenbringen von reinem Ätzkali und Blausäure. Für die Technik wird dasselbe aus Blutlaugensalz (s. d.) erzeugt, und enthält dann stets wechselnde Mengen von kohlensaurem und cyansaurem Kali, auch unzersetztes Blutlaugensalz, welche aber in den meisten Verwendungen nicht störend sind. Die Lauge, welche zur Bereitung des Blutlaugensalzes dient, enthält zwar schon unreines C., ist aber zur direkten Reindarstellung desselben ungeeignet; es wird daher erst jenes Salz fertig gestellt, dann in gelinder Hitze entwässert und unter Zusatz von Pottasche gelinde geglüht und so lange in Fluß erhalten, bis die Umwandlung erfolgt ist, und eine herausgenommene Probe nicht mehr gelb, sondern weiß erscheint. ¶
Das Eisen des Blutlaugensalzes hat sich dabei in fein verteiltem Zustande als Bodensatz abgeschieden. Die erkaltete Masse, die entweder in Platten oder Tafeln gegossen oder in Stücke zerschlagen wird, ist hart, weiß, von porzellanartigem Ansehen, nach Blausäure riechend, denn obwohl das Salz an sich geruchlos ist, so treibt doch schon die Kohlensäure der Luft Blausäure aus; Feuchtigkeit beschleunigt die Zersetzung noch bedeutend, daher sich der Stoff nur unter sehr gutem Verschluß aufbewahren läßt.
Das C. ist nicht minder giftig als die ihm verwandte Blausäure; sowohl innerlich genommen als mit einer wunden Hautstelle
in Berührung gebracht, können ganz kleine Mengen den Tod herbeiführen. Dennoch ist der Stoff so brauchbar,
daß er sich in den Händen einer ziemlichen Anzahl von Arbeitern immerfort befindet. Seine ausgedehnteste gewerbliche Anwendung
findet er zur Darstellung von Metalllösungen zu galvanischen Niederschlägen von Gold, Silber, Platin, Kupfer etc. Wird zu der
Salzlösung eines solchen Metalls wässerige Cyankalium
lösung nach und nach gemischt, so entsteht anfangs
ein Niederschlag, der auf fernem Zusatz wieder aufgelöst wird.
Die klare Lösung enthält nun ein Doppelcyanid, bei Gold Cyangold-Cyankalium
etc., und dient als ein Bad zu galvanischen Niederschlägen,
das in immer gleichbleibender Stärke erhalten werden kann, wenn am positiven Pol der Batterie Platten von
demselben Metall eingehangen werden, welches am negativen Pol niedergeschlagen wird. Wie viel einerseits dieser Niederschlag
beträgt, soviel löst sich andrerseits wieder auf. Das C. dient ferner bei Gold- und Silberarbeitern, Gürtlern etc. zum
Löten, auch zum Härten von Stahl, bei Photographen zum Fixieren der direkten Glaspositivs, zum Ausmachen von Silberflecken
etc.; seine Verwendungen in der Chemie, besonders als kräftiges Reduktionsmittel sind vielfältig,
auch gewährt es das bequemste Mittel zur Darstellung der Blausäure, die von jeder andern Säure daraus entwickelt wird.
- Gemäß Zolltarif im Anh. Nr. 5 c.
D.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Cyankalium
(Kalium cyanatum), KCN, ein in verschiedenen Zweigen der Technik vielfach verwendetes, höchst giftiges
Salz,
[* 4] entsteht im unreinen Zustande beim Schmelzen von kohlensaurem Kalium mit stickstoffhaltigen
organischen Substanzen (s. Blutlaugensalz, gelbes). In chemisch reinem Zustande erhält man es als Krystallpulver beim Einleiten
von Blausäuregas in alkoholische Kalilauge. Leichter stellt man es dar, indem man Blutlaugensalz zunächst durch gelindes
Rösten von seinem Krystallwasser befreit und es dann in einem eisernen Tiegel schmilzt, wobei das Ferrocyan
unter Entwicklung von Stickstoff und Abscheidung von Kohleeisen zersetzt und Cyankalium
gebildet wird.
Man erhält die Masse so lange in glühendem Fluß, bis die Gasentwicklung beendet ist, läßt das Kohleeisen sich absetzen
und gießt das geschmolzene Cyankalium
vorsichtig von diesem ab. Eine reichlichere Ausbeute erhält man nach Liebig,
indem man 8 Teile entwässertes Blutlaugensalz mit 3 Teilen kohlensaurem Kalium mischt und im übrigen verfährt wie vorher.
Das technisch dargestellte Cyankalium
wird immer nach Liebigs Vorschrift bereitet, es unterscheidet sich von dem chemisch reinen Cyankalium
durch
einen geringen Gehalt an cyansaurem Kalium, das aber seine Verwendbarkeit nicht beeinträchtigt.
Das Cyankalium
findet sich im Handel meist in Stangen gegossen, es hat eine weiße Farbe, zieht an der Luft Feuchtigkeit an und riecht
dann, da es durch die Kohlensäure der Luft zersetzt wird, nach Blausäure. Wegen seiner großen Giftigkeit ist bei der Verwendung
äußerste Vorsicht geboten. Das Cyankalium
wird in der chem. Analyse benutzt, seine wichtigste Verwendung findet
es aber in der Galvanoplastik,
[* 5] wo es zur Bereitung der verschiedenen Bäder, aus denen die Metalle als Gold,
[* 6] Silber, Nickel u. a.
niedergeschlagen werden sollen, dient, sowie in der Photographie und Metallurgie. Der Preis des Cyankalium
im Großhandel ist je
nach dem Prozentgehalt (60 bis 98 Proz.) 3 bis 4,50 M. für 1 kg.