Cornwall
(spr. kórn-ual, von Cornu Galliae, d. h. das äußerste von Galliern bewohnte Land), die südwestlichste Grafschaft Englands, bildet eine in den Atlantischen Ozean hinausragende Halbinsel, die im O. von der Grafschaft Devon [* 2] begrenzt wird und ein Areal von 3495 qkm (63,5 QM.) umfaßt. Es ist ein rauhes Bergland, gebildet durch eine mit ihrem Kamm der Südküste genäherte Granitkette (Cornish Heights), die sich steil, stellenweise mit schrecklichen Klüften und Klippen, [* 3] aus dem Meer erhebt und die Halbinsel mit öden und waldlosen, nur mit Heide und Ginster überwachsenen, finstern Bergen [* 4] und Thälern erfüllt.
Der höchste
Punkt ist der
Brown Willy von 416 m
Höhe. Nur einzelne
Thäler sind fruchtbar und gut bewaldet. Das Land wird von
vielen kleinen
Flüssen bewässert; die bedeutendsten sind:
Tamar und
Fal, die in den
Englischen
Kanal
[* 5] fließen, und Camel
(Alan),
der in den
Bristolkanal mündet. Das
Klima
[* 6] ist bei vorherrschendem Südwestwind feucht; an der
Küste bringen
heftige
Stürme oft der
Schiffahrt
Gefahr. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 12,5° C. Die
Bevölkerung
[* 7] zählte 1881: 330,686
Einw. (gegen 355,558 im J. 1851). Der
Reichtum des
Landes besteht in
Lagern von
Kupfer
[* 8] und
Zinn, welche die
Gebirgskette von Cornwall
birgt, und die schon im
Altertum ganz
England den
Namen der Zinninseln
(Kassiteriden) verschafften.
Früher, ehe noch in andern Ländern reichere Erzlager entdeckt worden waren, brachten sie ihren Besitzern große Schätze; jetzt aber sind viele der Bergleute ausgewandert. Die wichtigsten Kupfergruben befinden sich um Redruth, die Hauptminen auf Zinn bei Penzance. Gegenwärtig werden an Zinn jährlich mehr als 7600 Ztr., an Kupfer etwa 1880 Ton. gewonnen bei einem durchschnittlichen 9proz. Metallertrag. Außerdem liefert das Mineralreich 400 T. Blei, [* 9] 3500 T. Zink, 14,910 T. Eisenkies, [* 10] 7460 T. Eisenerz, ferner Silber, Arsenik, Nickelerz, Cossaw in geringen Quantitäten und 210,000 T. Porzellanerde und Töpferthon.
Bergbau
[* 11] und Ausbeutung der
Steinbrüche und Thongruben beschäftigen über 18,400
Menschen, und ihr Gesamtertrag wird auf 2 Mill.
Pfd. Sterl. geschätzt. Daneben beschäftigt die Strömlingsfischerei, namentlich auf den
Pilchard, eine Art
Sardelle, die vom Juli bis zum
November die
Küste Cornwalls
besucht, über 4000
Menschen und
liefert eine beträchtliche Ausfuhr. Der
Ackerbau wird von
ca. 29,000
Menschen betrieben. Etwa 38 Proz. der Oberfläche sind
Ackerland
(Klee,
Weizen,
Gerste
[* 12] und
Hafer
[* 13] sind Hauptprodukte), 15 Proz. bestehen aus
Weide
[* 14] und 3 Proz. aus
Wald.
Obstgärtnerei und die
Zucht von Frühgemüsen für den
Londoner
Markt sind wichtig. Der Viehbestand belief
sich 1884 auf 30,519 Ackerpferde, 174,072
Rinder,
[* 15] 455,369
Schafe
[* 16] und 71,550
Schweine.
[* 17] Merkwürdig ist die
Ähnlichkeit
[* 18] Cornwalls
mit der
Bretagne wie in der Bodenbeschaffenheit und dem Erzreichtum des
Landes, so auch in der vorhandenen
Menge alter sogen.
Druidenheiligtümer
(Cromlechs,
Dolmen und
Menhirs) und in der gleichen keltischen
Mundart
(Cornisch), welche
die
Bevölkerung beider Landstriche lange Zeit gesprochen hat, und die in Cornwall
erst in der zweiten Hälfte des
vorigen
Jahrhunderts vollständig erloschen ist.
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Als die letzte Person, welche das Cornisch verstand und sprach, wird eine Fischersfrau, Dolli Pentraeth, genannt, die 1768 starb.
In diesem Dialekt sind einige Mysterien aus dem 14. Jahrh. auf uns gekommen. Die Bevölkerung, die sich fast nur in der Nähe
der Bergwerke und in den zahlreichen kleinen Seestädten findet, ist ein wohlgebildeter und munterer
Menschenschlag. Bodmin ist Hauptstadt. Im frühen Mittelalter bildete das Bergland von Cornwall
mit dem benachbarten Devon, Somerset
und Westwales das britische Königreich Damnonia. Die Unterwerfung der Kelten durch die englische Krone fällt für Cornwall
in das 10. Jahrh.
Seit Eduard III. (1330) führt der Thronerbe von England den Titel eines »Herzogs von Cornwall«.
Vgl. Boafe, Bibliotheca cornubiensis (Lond. 1874-78, 2 Bde.).