Titel
Cornāro
(Cornér), Name einer der angesehensten Patrizierfamilien Venedigs, die von den Corneliern in Rom [* 2] ihren Ursprung herleitet. Zu ihr gehören:
1) Caterina, geb. 1454, Urenkelin des
Dogen
Marco Cornaro
, welcher die Unterwerfung
Kretas vollendete (gest.
1361), ward 1468 durch
Prokuration mit dem König
Jakob II. von
Cypern
[* 3] verlobt, aber erst, nachdem der
Senat von
Venedig
[* 4]
Cypern
unter seinen
Schutz genommen, ihr eine
Mitgift von 100,000
Dukaten ausgesetzt und Cornaro
für die Adoptivtochter der
Republik erklärt
hatte, 1472 nach
Cypern abgeholt und mit
Jakob vermählt.
Schon nach acht
Monaten starb
Jakob II. und bald
auch der nachgeborne Sohn
Jakob III.
Nun nahm, um andre Prätendenten von
Cypern abzuhalten,
Venedig die
Regierung der
Insel in
die
Hand
[* 5] und bewog 1489 aus Besorgnis, dieselbe wolle sich mit dem
Prinzen Alfonso von
Neapel
[* 6] wieder vermählen,
die
Insel zu verlassen und auf deren Herrschaft zu verzichten. Cornaro
ward in
Venedig feierlichst empfangen und erhielt die Herrschaft
Asolo bei
Bassano am
Fuß der
Alpen
[* 7] überlassen, wo sie im
Verkehr mit Dichtern und
Gelehrten ein reizendes
Stillleben führte,
das ihr
Vetter P.
Bembo (s. d.) in seinem Werk »Gli
Asolani« verherrlicht hat. Sie starb zu
Venedig, wo sie in der
Kirche
San
Salvatore beigesetzt wurde
(Grabmal von Contino,
1580).
Vgl. ihre
Biographie von L.
Carrer (1838) und Herquet, Carlotta von
Lusignan und Caterina Cornaro
(Regensb. 1870).
2) Luigi, bekannter Lebensphilosoph, geb. 1467, hatte bis zu seinem 40. Jahr einen ausschweifenden Lebenswandel geführt, der ihn dem Tod nahebrachte, hielt dann aber eine heilsame Diät so streng ein, daß er sich erholte und ein glückliches Alter von fast 100 Jahren erreichte. Er starb in Padua. [* 8] Sein makrobiotisches Verfahren beschrieb er in den berühmten »Discorsi della vita sobria« (Padua 1558, erweitert Vened. 1599; neu hrsg. von Gamba, das. 1816),
die in fast alle
Sprachen übersetzt wurden
(ins Deutsche
[* 9] zuletzt u. d. T.: »Cornaros
erprobte
Mittel, gesund und lange zu leben«, Braunschw. 1796). Wenige Jahre vor seinem
Tod verfaßte er noch eine
Schrift über die Instandhaltung der
Lagunen (»Trattato delle acque«,
Padua 1560).
3) Lucrezia
Elena Cornaro
Piscopia, geb. 1646, berühmt durch ihre
Gelehrsamkeit, erhielt 1678 von der philosophischen
Fakultät
zu
Padua das Doktordiplom und ward Mitglied der meisten gelehrten
Gesellschaften
Europas; starb bereits 1684.
Ihre Werke (herausgeg.
von Bacchini,
Parma
[* 10] 1688) bestehen in schwülstigen
Lobreden,
Briefen,
Disputationen, einigen Gedichten
und
rechtfertigen den
Ruf, dessen sie genoß, keineswegs.