Clausewitz
,
Karl von, preuß. Generalmajor und Militärschriftsteller, geb. in Burg, stammte aus einer poln. Familie, die Ende des 17. Jahrh. nach Deutschland [* 2] und Dänemark [* 3] gezogen war. Er trat 1792 als Junker beim Infanterieregiment Prinz Ferdinand in Neuruppin [* 4] ein und wohnte 1793 und 1794 den Feldzügen am Rhein bei. Erst in der «Berliner [* 5] Akademie für junge Offiziere», die er 1801–3 besuchte, wurde ihm Gelegenheit, sich wissenschaftlich zu bilden. Seine natürlichen Anlagen und die Beharrlichkeit seines Strebens zogen hier die Aufmerksamkeit Scharnhorsts auf ihn, der sein Lehrer und väterlicher Freund wurde.
In dem Feldzuge von 1806 begleitete Clausewitz
den
Prinzen
August als
Adjutant, wurde mit diesem bei Prenzlau
[* 6] gefangen und zuerst nach
Berlin,
[* 7] dann nach Nancy
[* 8] abgeführt, später aber in der
Schweiz
[* 9] interniert. Nach dem Frieden diente er
bis 1812 als Major im Generalstabe und arbeitete seit 1809 im Kriegsministerium unter Scharnhorst, dessen Ideen für Errichtung
der Landwehr auch ihn beschäftigten. Außerdem gab er 1810–12 dem Kronprinzen von
Preußen
[* 10] und dem Prinzen
Friedrich der
Niederlande
[* 11] Unterricht in den Kriegswissenschaften.
Beim
Ausbruch des russ.
Krieges (1812) nahm Clausewitz
, wie viele
preuß. Offiziere, seinen
Abschied und schrieb zur
Rechtfertigung seiner Handlungsweise eine
Denkschrift, die aber erst in Pertz’
«Leben Gneisenaus», Bd. 3 (Berl.
1869) veröffentlicht worden ist. Er trat in russ. Dienste,
[* 12] war zuerst
Adjutant des
Generals Phull, dann Quartiermeister des
Generals
Pahlen bei Witebsk und Smolensk und wurde von Kaluga aus zur Wittgensteinschen
Armee versetzt.
Als
York, auf dem Rückzüge vom Macdonaldschen Korps getrennt, zu Unterhandlungen bewogen wurde, wurde Clausewitz
von
Diebitsch mit deren
Führung beauftragt und half die
Konvention von
Tauroggen abschließen.
Sodann bearbeitete er den
Entwurf zur
Bildung der ostpreuß. Landwehr im
Sinne Scharnhorsts. Am Feldzug
von 1813 nahm er als
Chef des Generalstabes in
Wallmodens Korps teil, leitete das
Treffen an der
Göhrde und verfaßte während
des Waffenstillstandes auf Gneisenaus Veranlassung die
Schrift «Der Feldzug von 1813 bis zum Waffenstillstand» (anonym, Lpz.
1813), die mit großem Beifall aufgenommen und lange Gneisenau zugeschrieben wurde. Clausewitz
wurde
erst 1814 nach dem Frieden im preuß.
Heere wieder angestellt und war 1815
Chef des Generalstabes des 3.
Armeekorps unter
Thielmann.
In dieser
Stellung blieb er auch nach dem Frieden in Koblenz
[* 13] bis 1818, wo er zum Generalmajor und Direktor der
Allgemeinen Kriegsschule
ernannt wurde.
Nachdem er im
Frühjahr 1830
Inspecteur der zweiten
Artillerie-Inspektion zu
Breslau
[* 14] und 1831 bei der
Aufstellung einer preuß.
Armee an der poln. Grenze
Chef des Generalstabes des Feldmarschalls Gneisenau, zuerst in
Berlin, dann in
Posen,
[* 15] geworden war,
starb er zu
Breslau an der
Cholera. Clausewitz
war
Autodidakt im besten
Sinne des Wortes, dabei ein Mann
von sittlichem Ernst, scharfem Verstand, großer
Arbeitskraft und edler Gesinnung. 1889 erhielt ihm zu Ehren das oberschles.
Feldartillerieregiment Nr. 21 den
Namen Feldartillerieregiment von Clausewitz.
Unter den (auf seinen Wunsch) erst nach seinem
Tode erschienenen,
von seiner
Witwe mit Unterstützung des
Grafen Gröben, des Majors O’Etzel u. a. herausgegebenen «Hinterlassenen
Werken über
Krieg und Kriegführung» (10 Bde., Berl.
1832–37) verdienen der rühmlichsten Erwähnung das Werk «Vom
Kriege» (4. Aufl., ebd. 1880),
«Der Feldzug von 1796 in Italien», [* 16] die biogr. Skizze «Über das Leben und den Charakter von Scharnhorst» und «Der Feldzug von 1815». C.’ «Nachrichten über Preußen in seiner großen Katastrophe», hg. vom Großen Generalstab, erschienen 1888 (Berlin). Besonders glänzend ist seine kritische Behandlung der Kriegsgeschichte; seine Lehre [* 17] hat eine gänzliche Umgestaltung der Theorie des Krieges herbeigeführt. –
Vgl. F. von Meerheimb,
Karl von Clausewitz
(Berl. 1875);
Schwartz, Leben des
Generals
Karl von Clausewitz
(2 Bde., ebd. 1877).