(spr. schimäh), Stadt in der belg.
Provinz
Hennegau,
Arrondissement
Thuin, am Blanchefluß und an der
Eisenbahn von Mariembourg nach
Laon, mit einem
Schloß und
Park
der
Fürsten gleichen
Namens, 2
Kirchen, einem
Athenäum, bischöflichem
Seminar, zahlreichen Eisenwerken, Hochöfen, berühmten
Marmorbrüchen und (1884) 3310 Einw. Die Herrschaft Chimay
wurde 1473 zur
Grafschaft, 1546 zum
Fürstentum erhoben und befindet sich seit 1750 im
Besitz des
Hauses Caraman.
Gegenwärtiger
Inhaber ist
Joseph von Riquet,
Fürst von Chimay
und Caraman.
Titel
(spr. schimäh), 1)
François
Joseph
Philippe de Riquet,
Graf Caraman,
Fürst von, geb. Sohn des
Grafen
Victor
Maurice de Riquet de Caraman, des Gemahls der
Prinzessin
Marie
Anne de Chimay
, welcher in
Paris
[* 2] starb, Nachkomme des
Peter
Paul Riquet, welcher sich durch Unternehmungsgeist und besonders durch den
Bau des
Kanals von
Languedoc
vom
Gärtner zum berühmten Mann aufschwang und 1666 von
Ludwig XIV. geadelt wurde.
Beim
Ausbruch der
Revolution
Offizier, verließ
Chimay
als
Royalist
Frankreich, wurde nach der
Restauration Ludwigsritter und Oberst der
Kavallerie, 1815 vom
Departement
Ardennen
in die Deputiertenkammer gewählt, wo er zur
Opposition hielt, und lebte seitdem meist in den
Niederlanden, wo er vom König 1820 zum
Mitglied der Ersten
Kammer der
Generalstaaten ernannt wurde, in welcher
Stelle er stets einen anerkennenswerten
Freimut zeigte. Obgleich er bereits seit 1804 als
Neffe und
Erbe des letzten
Fürsten von aus dem
Haus Bossu,
Besitzer der Chimay
schen
Domänen war, wurde sein Fürstentitel doch erst 1824 vom König der
Niederlande
[* 3] bestätigt. Er starb Er war seit 1805 mit
Therese von
Cabarrus, der
Witwe
Talliens (s. d.), vermählt.
2)
Joseph de Riquet,
Fürst von Caraman und Chimay
, belg.
Diplomat, geb. zu
Brüssel,
[* 4] Sohn des vorigen, folgte 1843 seinem
Vater in der Fürstenwürde, stand mehrere Jahre im
Dienste
[* 5] der belgischen
Regierung und vertrat dieselbe als Gesandter im
Haag,
[* 6] in
Frankfurt
[* 7] a. M.
und in
Rom.
[* 8]
Später lebte er teils auf seinem
Schloß Chimay
, teils in
Brüssel, wo
er den seine
Güter umfassenden
Bezirk
Thuin fast fortwährend im
Kongreß vertrat. -
Sein ältester Sohn,
Prinz
Joseph von Caraman-Chimay
, geb. früher
in diplomatischem
Dienst, 1870-78
Gouverneur des
Hennegaus, erhielt 1884 im klerikalen
Kabinett das
Portefeuille
des
Auswärtigen, trat aber nach wenigen
Monaten zurück.