Titel
Chilperich,
Name zweier fränk. Könige aus dem Geschlecht der Merowinger:
1) Chilperich I., Chlotars I. Sohn, gewann nach des Vaters Tod (561) durch Geschenke die tapfersten Franken, ging dann nach Paris und bestieg den Thron, mußte aber mit seinen Halbbrüdern Charibert, Guntram und Siegbert das Reich teilen und erhielt Aremorica und das salische Land mit Soissons. Als ein kluger und unternehmender Fürst brachte er auch in den Gebieten seiner schwachen Brüder die eigentliche Gewalt an sich, zumal er die fränkischen Großen für sich zu gewinnen wußte.
Seine Gemahlin war die Tochter des Westgotenkönigs Athanagild, Galswintha, welche aber seinem Kebsweib Fredegunde weichen mußte: Galswintha wurde 567 ermordet, weshalb ihre Schwester Brunhilde, die Gemahlin des austrasischen Königs Siegbert, diesen zum Kriege gegen Chilperich antrieb. Chilperich war im Nachteil, wurde aber dadurch von der Gefahr befreit, daß Fredegunde den Siegbert ermorden ließ (575). Chilperich führte darauf mit seinem Bruder Guntram und seinem Neffen Childebert mehrere erfolglose Kriege. Er wurde 584 in Chelles bei Paris auf der Jagd ermordet. Chilperich war ausschweifend, kein Freund der Kirche, daher von Gregor von Tours als Herodes und Nero bezeichnet, despotisch und grausam, dabei aber gebildet, wie er denn lateinische Gedichte machte.
2) Chilperich II., Childerichs II. Sohn, ward nach dem Tod seines Vaters (673) in ein Kloster gesteckt, aber, als Dagobert III. 715 gestorben, von den Neustriern zum König gewählt. Er verband sich 716 mit Ratbod, dem Fürsten der Friesen, gegen Karl Martell, den Majordomus von Austrasien, wurde jedoch von diesem überfallen und geschlagen; 717 kam es bei Vincy zu einer zweiten Schlacht, in welcher Chilperich wieder besiegt wurde. Nach einer abermaligen Niederlage bei Soissons 719 floh Chilperich zu Herzog Eudo von Aquitanien, ward aber nach Chlotars IV. Tod (719) von Karl als Scheinkönig anerkannt und starb 720.