Chichimeken
6 Wörter, 49 Zeichen
Chichimeken
(Estados unidos de Mejico, spr. mehchiko; hierzu die Karte), Bundesrepublik im südlichsten Teil von Nordamerika, [* 4] zwischen 14° 56' und 32° 22' nördl. Br., zur Hälfte in der gemäßigten, zur Hälfte in der heißen Zone gelegen, grenzt gegen N. an das Gebiet der Vereinigten Staaten, [* 5] gegen O. an den Golf von Mexiko, das Antillenmeer und Britisch-Honduras, gegen W. und S. an den Stillen Ozean und Guatemala. [* 6] Der Flächeninhalt beträgt 1,946,292 qkm (35,554,8 QM.). Der Form nach einem nach N. geöffneten Füllhorn ähnlich, bildet eine von NW. nach SO. verlaufende, allmählich schmäler werdende Landenge, von der sich im NW. und SO. je eine größere Halbinsel (Unterkalifornien und Yucatan) abzweigt.
Zum Seegebiet von Mexiko gehören außer dem Golf von Mexiko der Meerbusen von Kalifornien (Mar vermejo), welcher die Halbinsel Unterkalifornien von Sonora trennt, und der Meerbusen von Tehuantepec im Stillen Ozean. Die bemerkenswertesten Meeresbuchten sind: die Bai von San Sebastiano Viscaino, die Bahia [* 7] de Ballenas und die Bai de la Magdalena an der Westküste der Halbinsel Kalifornien, die Baien von San Blas und von Telupan und am Mexikanischen Meerbusen die beiden offenen Baien von Campeche und Coatzacoalcos. Die Inseln, welche zu Mexiko gehören, sind von untergeordneter Bedeutung; die größern sind: Angel de la Guardia und Tiburon im Kalifornischen Meerbusen, Guadalupe, Cedros, die Revilla Gigedo-Gruppe und die drei Marieninseln im Stillen Ozean, Cozumel an der Ostküste Yucatans, Carmen und einige andre Laguneninseln im Mexikanischen Meerbusen.
Das Land ist seiner Bodengestaltung nach ein gebirgiges Tafelland, das durch die Landenge von Tehuantepec (212 m) von den zentralamerikanischen Kordilleren geschieden wird und sich steil auf der einen Seite nach dem Golf von Mexiko, auf der andern zum Stillen Ozean abstuft. In der Mitte liegt im S. zuerst die Hochebene von Oajaca; weiterhin beginnt das mexikanische Tafelland, das man in den südlichen Teil, das Plateau von Anahuac, und den nördlichen teilt.
Das Plateau von Anahuac ist ein zusammenhängendes Massengebirge, aus einer Menge einzelner, durch Hügelreihen gesonderter Ebenen zusammengesetzt, welche von etwa 1000 zu 3000 m Höhe ansteigen, und über die vereinzelte Berge bis gegen 5500 m sich erheben. Die drei höchsten dieser vulkanischen Spitzen sind: der Popocatepetl (5420 m), der Citlaltepetl oder Vulkan von Orizaba (5450 m), der Ixtaccihuatl ^[richtig: Iztaccihuatl] (5205 m). Zwischen 20 und 24° nördl. Br. wird die Massenerhebung von einzelnen bis 3000 m hohen Höhenzügen durchschnitten und im N. durch das sogen. Sierra Madre-Plateau (1400 m) von den Rocky Mountains geschieden.
Die Halbinsel Kalifornien wird von einer Bergkette durchzogen, welche in den Tres Virgines die Höhe von 2152 m erreicht. Die Küstenstriche am Golf von Mexiko sind, wie jene längs des Stillen Ozeans, eben; die erstern sandig, sumpfig und ungesund, die letztern steiler, doch heftigen Stürmen ausgesetzt. Die wichtigsten Vorgebirge sind das Kap von San Lucas in Unterkalifornien, das Cabo Corrientes an der Küste von Jalisco und das Kap von Catoche an der Küste von Yucatan.
Was die Gewässer Mexikos anlangt, so berühren zwei große Ströme nur die Grenze des Landes, nämlich der Rio Grande del Norte [* 8] und der Colorado des Westens. Die übrigen Flüsse [* 9] haben einen verhältnismäßig kurzen Lauf, starkes Gefälle und leiden dazu in einigen Gegenden oft an Wassermangel. Ihre Mündungen sind sämtlich durch Barren geschlossen. Der bedeutendste Fluß ist der Rio Grande de Santiago, welcher durch den Chapalasee fließt und nördlich von San Blas in den Stillen Ozean mündete; er hat eine Länge von 867 km. Sonst verdienen noch Erwähnung die dem Golf von Mexiko zuströmenden Flüsse von Panuco (450 km), Coatzacualcos, Tabasco und Usumacinto.
Mehrere Flüsse des Hochlandes, namentlich im N., verlieren sich in salzige Lagunen. Thermen und Mineralquellen finden sich in Mexiko viele, besonders auf der Hochebene in den Staaten Mexiko, Guanajuato und Aguas Calientes, aber auch in Chiapas und Tabasco. Unter den ziemlich zahlreichen Binnenseen sind der Chapalasee (s. d.) auf der Hochebene von Jalisco und die Seen von Tezcuco und Chalco in der Nähe der Hauptstadt die bemerkenswertesten. Längs der flachen Küste findet sich eine ausgebildete Lagunenformation, die durch Öffnungen mit dem Meer verbunden ist und Salzwasser enthält.
Die mannigfaltige Abstufung des Tafellandes von den niedrigen Küstenstrichen bis über 2300 m bringt eine große Mannigfaltigkeit des Klimas und der Vegetation hervor, und das Vorherrschen des höhern Plateaulandes gibt Mexiko im ganzen den Charakter eines ausnehmend gesunden, gemäßigten Landes mit ewigem Frühling, eingeschlossen von heißen Vorterrassen und Küstenstrichen von echt tropischem Charakter und wiederum vereinzelte Hochregionen des Frostes einschließend.
Man unterscheidet daher drei Zonen oder Landstriche: die heiße Region (tierra caliente), welche die beiden Küstenterrassen einnimmt, mit den tropischen Erzeugnissen der Bananen, des Kaffees und Kakaos, der Vanille, Baumwolle [* 10] und der Farbhölzer, zugleich mit gefährlichen Krankheiten im Sommer;
die gemäßigte Region (tierra templada), von 1000-2000 m, mit einer Mittelwärme von 20 und 21° C. und ewiger Frühlingsmilde;
die kalte Region (tierra fria), von 2000 m an aufwärts, mit einer Mittelwärme von 16° C. in den untern Teilen, mit Tannen und zuweilen anhaltendem Froste.
Der Norden [* 11] des Landes hat vier Jahreszeiten, [* 12] während vom 28.° nördl. Br. nach S. nur zwei Jahreszeiten herrschen: die nasse von Mitte Mai bis Ende September und die trockne von Oktober bis Mitte Mai. Die täglichen Temperaturschwankungen sind im Winter sehr groß, und schneidende Nordwinde machen ihren Einfluß noch bis 15° nördl. Br. geltend. Veracruz hat eine Mitteltemperatur von 25,1° C., Puebla (2170 m) von 15,8° ¶
Maßstab [* 14] = 1:12.000.000
Die Hauptstädte der Staaten sind unterstrichen. Die nicht besonders benannten Staaten tragen den Namen ihrer Hauptst.
Die Schweiz [* 15] im Maßstab der Hauptkarte.
Mexiko (2266 m) von 16,2,° Colima (507 m) von 25,8° C., und es fallen an diesen Orten bez. 4653, 845, 627 und 1062 mm Regen. Den größern Teil des Jahrs hindurch herrscht der Nordostpassat vor; aber während mehrerer Monate machen heftige Stürme sowohl am Mexikanischen Golf als an der Südsee die Küste sehr gefährlich und für Segelschiffe fast unzugänglich. Besonders während der Monate Juli und August ist es sehr gefährlich, in die Häfen von San Blas und Acapulco einzulaufen. Erdbeben, [* 17] jedoch nicht gefährliche, kommen in Mexiko nicht selten vor, am meisten in Oajaca, an den Küsten des Stillen Ozeans und in der Umgegend der Hauptstadt.
Die Bodenerzeugnisse von Mexiko sind äußerst mannigfaltig. In den tiefen und heißen Thälern an den Küsten wachsen die riesigen Bäume, welche das Mahagoni-, Pernambuk- oder Brasilien-, Kampesche-, Gelb- und amerikanische Ebenholz liefern, Jakaranda-, Kürbisbäume, Cypressen, Riesenfarne, verschiedene Palmen [* 18] u. dgl.; an den Flußufern indisches Rohr, Zwergpalmen etc.; in den höhern Gegenden an den Gehängen Magnolien, Bananen, Seifenbäume, Robinien, Malven, Yukka, Lobelien, Begonien, Bignonien mit prächtigen Blüten, Passifloren.
In der Höhe von 1000 m beginnen die verschiedenen Arten Eichen, Mimosen, Akazien, Asklepiadeen, Solaneen, Lorbeer, Eibenbäume, der peruanische Pfefferstrauch, die riesige Sonnenblume, zahlreiche Arten von Winden, [* 19] Orchideen, [* 20] Tillandsien, Bromeliaceen, Kakteen [* 21] etc. In der Höhe von 2000-4000 m wachsen Tannen, Thujen, Taxus, Zedern, Eschen, Agaven, Kassien, Georginen, Zinnien, Stechapfel etc. An der Grenze des ewigen Schnees blüht das Sandkraut, die enzianartige Schildblume, verschiedene Arten Moose [* 22] und Flechten. [* 23]
Spezifisch mexikanische Erzeugnisse sind: das Kampescheholz, die Magueypflanze oder Agave, der Kochenillekaktus (Nopal). Von heilkräftigen Pflanzen finden sich außerdem: die Jalappe, Brechwurzel, Sassaparille, Ipekakuanha, weißer Rhabarber, Bleiwurz, Sassafras, der Storax-, Amber- und Guajakbaum, mehrere Arten Sumach, der Drachenblut-, Gummilack- und Kopaivabaum, das Rotholz, die Tamarinde, die Schlingpflanze Guaco, eine Art China [* 24] etc. Von Tieren hat Mexiko die aus Europa [* 25] eingeführten Haustiere, und die üppigen Grasgegenden des nördlichen Tafellandes sind voll von Herden verwilderter Pferde [* 26] und Rinder; [* 27] ferner gibt es viel Geflügel, darunter der dort einheimische Truthahn, welcher noch wild getroffen wird.
In den Gebirgsgegenden hausen wilde Hunde [* 28] und Katzen, [* 29] Jaguare und Kuguare sowie amerikanische Büffel, wilde Schafe [* 30] und Ziegen, Hirsche, [* 31] Elentiere, Seeottern, Wölfe, Tapire, amerikanische Tigerkatzen, Vielfraße, Bären, Stachelschweine, Stinktiere, Gürteltiere, Affen, [* 32] in den sumpfigen Niederungen auch Alligatoren, viele Gattungen von Amphibien (worunter der Leguan oder Iguana, die Panzereidechse, der Ochsenfrosch) und giftige sowie unschädliche Schlangen. [* 33] Zu den merkwürdigsten Insekten [* 34] Mexikos gehört die Kochenille.
Sehr reich ist an Mineralien, [* 35] besonders an Silber und Gold. [* 36] Außerdem finden sich an Metallen: Kupfer [* 37] gediegen und in reichen Erzen in bedeutender Menge;
Eisen [* 38] teils in Erzen als Brauneisenstein, teils als Magnet- und Meteoreisen in großer Menge;
Schwefel besonders an den Vulkanen.
Auch Zink kommt vor, ferner Salpeter, Vitriolerde, Kochsalz, Blei, [* 39] Quecksilber. Marmor, Alabaster und Gips [* 40] sind vielfach vorhanden; Diamanten und andre Edelsteine [* 41] sind gefunden worden. Steinkohlen hat man in größern Lagern entdeckt; Asphalt und Erdöl [* 42] finden sich in verschiedenen Staaten.
Gegenwärtig zerfällt Mexiko in 27 Staaten, ein Territorium (Niederkalifornien) und den von der Zentralregierung verwalteten Bundesbezirk (Distrito federal), mit Areal und Einwohnerzahl (nach Garcia y Cubas) wie folgt:
Staaten | Areal in QKilom. | QMeilen | Bewohner 1882 | Auf 1 QKilom. |
---|---|---|---|---|
Bundesbezirk | 1200 | 21.8 | 426804 | 356 |
Grenzstaaten: | ||||
Sonora | 200845 | 3647.5 | 143924 | 0.7 |
Chihuahua | 231267 | 4200.0 | 225251 | 1 |
Coahuila | 153600 | 2789.6 | 144594 | 1 |
Nuevo Leon | 65000 | 118.0 | 201732 | 3.1 |
Atlant. Küstenstaaten: | ||||
Tamaulipas | 76000 | 1380.2 | 140137 | 1.8 |
Veracruz | 62820 | 1140.9 | 582441 | 9 |
Tabasco | 25500 | 463.1 | 104747 | 4.1 |
Campeche | 54000 | 980.7 | 90413 | 1.0 |
Yucatan | 73000 | 1325.8 | 302315 | 4.1 |
Pazif. Küstenstaaten: | ||||
Sinalca | 93730 | 1702.2 | 201918 | 2.1 |
Jalisco | 100625 | 1827.4 | 983484 | 10 |
Colima | 7004 | 127.2 | 72591 | 10 |
Michoacan | 60000 | 1090.0 | 784108 | 13 |
Guerrero | 59231 | 1075.7 | 353193 | 6 |
Oajaca | 74546 | 1353.8 | 761274 | 10 |
Chiapas | 77000 | 1398.4 | 242029 | 3.1 |
Binnenstaaten: | ||||
Durango | 110170 | 2000.8 | 196852 | 1.3 |
Zacatecas | 65354 | 1186.9 | 422506 | 6 |
Aguas Calientes | 7500 | 136.2 | 140430 | 19 |
San Luis Potosi | 67325 | 1222.6 | 516486 | 8 |
Guanajuato | 32500 | 590.2 | 968113 | 29 |
Queretaro | 10200 | 185.2 | 203250 | 20 |
Hidalgo | 20039 | 364.0 | 434096 | 22 |
Mexiko | 21460 | 389.7 | 710579 | 33 |
Morelos | 4274 | 77.6 | 141565 | 33 |
Puebla | 33000 | 599.3 | 784466 | 24 |
Tlaxcala | 3902 | 70.9 | 138478 | 36 |
Niederkalifornien | 155200 | 2818.6 | 30198 | 0.2 |
Summa: | 1946292 | 35554.8 | 10447974 | 5 |
Zuverlässige Angaben über die Zahl der Bevölkerung [* 43] fehlen. Im J. 1874 schätzte man dieselbe auf 9,276,079 Seelen, die 1882, wie oben angegeben, auf 10,447,974 gestiegen waren. Dabei schätzte man die Weißen auf 1,985,117 (19 Proz.), die Indianer auf 3,970,234 (38 Proz.), die Mischlinge auf 4,492,623 (43 Proz.). Unter letztern sind Mestizen (Abkömmlinge von Weißen und Indianern) am zahlreichsten, nächst ihnen die Sambo oder Chino (von Indianern und Negern).
Reine Neger sind kaum noch vorhanden, und auch Mulatten sind selten. Die Weißen sind teils Eingewanderte, namentlich Spanier (Gachupines oder Chapetone), teils Eingeborne, sogen. Kreolen. Nach Orozco y Berra gibt oder gab es 619 Stämme, die sich der Sprache [* 44] nach in elf Familien einteilen lassen. Den vornehmsten Rang nehmen die Mexikaner ein, hervorgegangen aus einer Mischung der ursprünglichen Tolteken (s. d.) mit eingewanderten Chichimeken und den Angehörigen der »sieben Stämme«, die unter dem Sammelnamen Azteken bekannt sind, und unter welchen die Nahua der hervorragendste Stamm waren. Diese Mexikaner haben ihren Sitz in den Staaten Sinaloa, Jalisco, Colima, Guerrero, Mexiko, Morelos, Tlaxcala, Puebla, Hidalgo und Veracruz und bilden die Hauptmasse der indianischen Bevölkerung der ganzen Republik. Ihnen zunächst stehen die Othomi in Guanajuato und Queretaro. Die andern Familien sind die der Maya [* 45] oder Huasteken (Yucatan), der ¶
Mixteken und Zapoteken (Chiapas), der Matlazinca (zu Charo in Michoacan), der Tarasken (nordöstlich von Michoacan), der Opata, Tarahumar und Pima (Sonora), der Apatschen (ein Wandervolk im N.) u. a. Ein großer Teil der Indianer spricht jetzt spanisch. Die heutigen mexikanischen Indianer (s. Tafel »Amerikanische Völker«, [* 47] Fig. 17) haben eine bräunlich kupferrote Hautfarbe, untersetzte Statur, glatte, grobe und glänzend schwarze Haare, [* 48] hervortretende Backenknochen, breite Lippen, einen sanften Mund und ernsten, finstern Blick.
Sie sind im allgemeinen als ein kräftiger, gesunder und wohlgebildeter Menschenschlag zu bezeichnen, zu schwerer und andauernder Arbeit sehr gut zu gebrauchen und als Lastträger und Fußgänger vortrefflich. Von Temperament sind sie verschlossen und ernst (im Gegensatz zum Neger), dabei gelehrig und leicht zu leiten, aber auch träge, mißtrauisch und abergläubisch. Ihre Wohnungen sind gewöhnlich nur ärmliche Hütten [* 49] aus Bambusrohr. Ihr Hauptlaster ist die Trunksucht; Verbrechen gegen Personen oder Eigentum werden selten von ihnen begangen.
Ihnen anvertrautes Gut halten sie heilig; Kleinigkeiten aber nehmen sie, wo sie können, und sagen ungern die Wahrheit. Die Mestizen haben eine hellgelbe Farbe, schwarzes, äußerst weiches und glänzendes Haar [* 50] und sind im allgemeinen ein schöner Menschenschlag; sie sind vorherrschend fröhlich, leicht beweglichen Sinnes und vergnügungssüchtig. Im äußern Betragen besitzen sie einen natürlichen, ungezwungenen Anstand, dabei viel Geist, leichte Auffassungsgabe, Schlauheit und lebhafte Einbildungskraft. Der Kreole unterscheidet sich seinem allgemeinen Charakter nach nicht von dem Spanier. - Der Dichtigkeit nach konzentriert sich die Bevölkerung auf das Plateau von Anahuac.
Dort wohnen in sieben Staaten und im Bundesbezirk 3,807,349 Menschen, so daß 30 Einw. auf das QKilometer kommen gegen 3,1 pro QKilometer im Reste des Landes. Es gibt nur vier Städte von über 100,000 Einw., nämlich Mexiko, Guadalajara, Puebla und Guanajuato. Die Einwanderung geeigneter Individuen sucht die Regierung zu befördern, und bereits sind drei italienische und eine Tiroler Kolonie (San Luis Potosi) mit Erfolg angelegt worden. Die herrschende Religion ist die römisch-katholische, jedoch bei vollständiger Glaubens- und Kultusfreiheit für andre Konfessionen, [* 51] da der Staat keine Religion als Staatsreligion anerkennt. Es bestehen drei Erzbistümer (Mexiko, Morelia und Guadalajara).
Die übermäßigen Reichtümer, welche der Klerus ehedem besaß, sind vom Staat großenteils eingezogen worden, so daß derselbe ausschließlich auf die freiwillig gezahlten Zehnten und sonstige Beisteuern der Gläubigen angewiesen ist. Auch die Klöster wurden 1875 aufgehoben. Der öffentliche Unterricht steht trotz des gesetzlichen Schulzwanges auf sehr niedriger Stufe, und 1884 waren die 8986 öffentlichen Volksschulen von nur 500,000 Kindern besucht, während 138 höhere Lehranstalten (Kollegien) 17,200 Studierende zählten. Wichtigere Institute für die Pflege von Wissenschaft und Kunst findet man einzig in der Hauptstadt.
Landwirtschaft und Bergbau [* 52] bedingen den Wohlstand des Landes. Der Betrieb der Landwirtschaft geschieht durch kleine Landwirte und Pachter, die in Ranchos hausen, oder von oft wohlhabenden Großgrundbesitzern, deren Haciendas viele QKilometer umfassen. In manchen Staaten ist ein System der Peonage im Gebrauch, eine auf Verschuldung des Arbeiters beruhende Halbsklaverei. Mais bildet die vorzüglichste Anbaufrucht und Maisbrot (Tortilla) das tägliche Brot. [* 53] Er wird von der Tierra Caliente bis hinauf in die Tierra Fria gebaut (Ertrag 1878: 5,309,564 Ton. zu 1000 kg); Weizen (338,704 T.) wird nur auf dem Hochland gebaut, Gerste [* 54] (232,334 T.) in der Nähe der Städte.
Hülsenfrüchte (240,057 T.), namentlich schwarze Zwergbohnen (Frijoles), sind weitverbreitet. Andre Nahrungspflanzen [* 55] sind: Kartoffeln (10,558 T.), Reis, Maniok und Bananen. Unter den von Europa eingeführten Früchten gedeiht namentlich die Orange vortrefflich sowie auch die gewöhnliche und die süße Zitrone. Ausgezeichnet schöne Apfelsinen liefern einige Gegenden von Oajaca und die Umgebung von Jalapa. Pfirsiche, Aprikosen, Äpfel und Birnen sind auf dem Hochland allgemein verbreitet.
Der Weinstock wird meist nur zum Genuß der Trauben gezogen und gedeiht namentlich im Nordwesten (Wein: 5742 T. Gewicht). Die amerikanische Aloe oder Maguey (Agave americana) liefert einen Saft, aus welchem ein allgemein verbreitetes berauschendes Getränk (Pulque) bereitet wird (187,153 T.), während der Saft der Agave mexicana zur Herstellung des Mezcal-Branntweins dient. Die Kultur des Ölbaums ist auf die Umgebung der Hauptstadt beschränkt, und außerdem gewinnt man noch Sesam- und Leinöl.
Zuckerrohr wird namentlich um Cuernavaca und im Thal [* 56] von Cuautla im Staat von Mexiko (1300-1700 m) sowie am östlichen Abhang des Plateaus von Anahuac gebaut und der Ertrag (70,090 T.) vielfach zur Herstellung von Rum benutzt. Der Kaffeebaum liefert ein ganz vorzügliches Produkt, namentlich in der Gegend von Orizaba und Cordova in Veracruz (7962 T.); Kakao (1443 T.) beschränkt sich auf das Tiefland. Der Tabak [* 57] ist überall gut, und sein Anbau hat seit Beseitigung des Monopols sehr zugenommen (7505 T.).
Von Gewürzen sind namentlich der spanische Pfeffer oder Chile [* 58] (54,128 T.) und Vanille, welche auch wild wächst, von Bedeutung. Die Kultur der Baumwolle, für welche die wärmern Landstriche von Mexiko sich vorzüglich eignen, hat nur geringe Ausdehnung [* 59] (25,178 T.). Auch Flachs wird gebaut, weit wichtiger aber sind die Fasern gewisser Agavearten, nämlich der Agave Sisilana, welche den Sisalhanf oder Hennequin, und der A. americana, welche den Aloehanf oder Pita liefert, beide namentlich in Yucatan.
Der Indigobau ist unbedeutend; der uralte Bau des Nopal, einer Kaktusart, behufs der Zucht der Kochenille wird besonders in Oajaca betrieben. Im J. 1883 schätzte man den Wert sämtlicher landwirtschaftlicher Produkte auf 17,7 Mill. Pesos. Die Viehzucht [* 60] ist von großer Bedeutung, namentlich in den Savannenstrichen am östlichen Fuß des Hochlandes, in den Niederungen an der Goldküste und den sogen. innern Staaten; ihr Betrieb läßt indes noch viel zu wünschen übrig.
Pferde und Maultierzucht findet sich vorzugsweise in den höher gelegenen Teilen des Landes. Die mexikanischen Pferde sind stark und ausdauernd, wohlgebaut, leicht und außerordentlich gelehrig und sicher. Sie werden nie als Zugtiere, sondern fast ausschließlich zum Reiten gebraucht. Als Zug- und Lasttiere dienen meist Maultiere. Den Viehstand schätzt man auf 4,460,000 Rinder, 6,800,000 Schafe, 6,200,000 Schweine, [* 61] 2,500,000 Pferde, 820,000 Maultiere und 230,000 Esel. Die Wälder sollen 15,000 qkm bedecken, und ihr Ertrag an Bauholz, Farbhölzern und Kautschuk etc. liefert einen bedeutenden Teil der Ausfuhr.
Der Bergbau, früher in Mexiko in höchster Blüte, [* 62] liefert auch gegenwärtig die wichtigsten Ausfuhrartikel, namentlich Gold und Silber. Im J. 1878 ¶