Chiana
(ital., spr. kjä-,
Clanis), Wasserlauf in Mittelitalien, Abfluß einer lange versumpften, jetzt
trocken gelegten Senke, welche sich von dem
Knie des
Arno bei
Arezzo bis zum
Tiber (96 km lang und 3-9 km breit) erstreckt und
ihr
Wasser in zwei
Armen beiden
Strömen zugleich zusendet, eins der interessantesten
Beispiele von der
Wirkung der Flußablagerung
und der dadurch allmählich herbeigeführten Bodenerhebung. Ursprünglich gehörte nämlich die Chiana
nur
dem
Tiber an, und ihr
Bett
[* 2] bildete ein üppig blühendes
Thal.
[* 3]
Die vielen kleinen hineinfallenden Apenninenbäche erhöhten jedoch durch
Ablagerung ihres Schuttes nach und nach das kaum
geneigte
Bett so, daß das stagnierende
Wasser,
Sümpfe bildend, die
Ebene verödete und seit dem 10. Jahrh. ein trüber
Wasserarm von selbst zum
Arno lief. Erst 1789-1816 gelang es durch Vertiefung des Chiana
bettes, namentlich aber 1823
(Graf
Fossombroni) durch Ableitungsgräben und dadurch, daß man die Bergströme nötigte, ihren Schutt anderswo abzulagern
(Kolmation),
die Trockenlegung des
Sumpfes zu bewirken und durch Kanalisierung das
Wasser zugleich dem
Arno und dem
Tiber
zuzuführen. Der Scheidepunkt (argine di separazione, 250 m ü. M.) befindet sich
zwischen
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den beiden kleinen Seen von Chiusi und Montepulciano. Der nördliche Arm, Chiana
Toscana oder Canale Maestro, größtenteils kanalisiert
und schiffbar, fließt gegen N. und mündet nordwestlich von Arezzo in den Arno; der andre, Chiana
Romana, hat südliche Richtung,
und gegenwärtig ist das Chianathal
wieder eine der fruchtbarsten und bevölkertsten Gegenden Italiens.
[* 5]
Vgl. Fossombroni, Memorie idraulico-storiche sopra la val di Chiana
(3. Aufl., Montepulciano 1835).