Die wesentlichen
VerdiensteCharcots liegen in erster
Linie auf dem Gebiet der pathologischen
Anatomie des
Nervensystems; wir
verdanken ihm für eine
Reihe von
Nervenkrankheiten, z. B. der multiplen
Sklerose, der Seitenstrangsklerose,
die genauere Kenntnis der anatomischen Grundlage. Ebenso hat Charcot die Diagnostik der
Nervenkrankheiten wesentlich gefördert.
In neuerer Zeit, wo er sich dem
Studium der
Hysterie eifrig widmete, zeigte er, daß es sich bei ihr keineswegs immer, wie
man wohl früher annahm, um ein wirres Durcheinander vonSymptomen handelt; er wies nach, daß man hier
ebenso wie bei organischen
Krankheiten oft ganz festgeschlossene Krankheitsbilder antrifft. Von den sonstigen zahlreichen
ArbeitenCharcots seien noch seine Untersuchungen über
Krankheiten im
Greisenalter, über
Leberkrankheiten und über
Hypnotismus
erwähnt. Gesammelt erschienen die »Œvres completes« Charcots in
Paris 1886.
(spr. scharkoh),Jean Martin, Arzt und Neuropatholog, geb. zu Paris, studierte dort Medizin und wirkte
seit 1856 als Arzt des Centralbureaus der Pariser Hospitäler. 1862 wurde er Arzt an dem großen Frauenkrankenhause
der Salpêtrière, wo er seit 1866 Vorlesungen über chronische Krankheiten, über Krankheiten der Greise sowie über Nervenkrankheiten
hielt. Seit 1860 Professeur agrégé, erhielt er 1872 den Lehrstuhl der pathol. Anatomie an der Pariser mediz.
Fakultät, den er 1882 mit der eigens für ihn errichteten neuen Professur für Klinik der Nervenkrankheiten
vertauschte. Er starb in Morvau (Depart. Nièvre). Charcot hat fast alle
Zweige der modernen Nervenpathologie durch seine genialen, oft bahnbrechenden Forschungen mächtig gefördert und mit einer
Fülle wertvoller Ideen und Thatsachen bereichert, vor allem durch seine epochemachenden Arbeiten über die Hysterie und Hystero-Epilepsie,
über die herdweise und disseminierte Sklerose, über die Zitterlähmung und Rückenmarksschwindsucht,
sowie über die zuerst von ihm beschriebene Sclérose latérale amyotrophique (symmetrische und amyotrophische Seitenstrangsklerose).
Weltbekannt sind auch seine und seiner Schüler Untersuchungen über die Burcqsche Metalloskopie und Metallotherapie sowie
über den Hypnotismus. Die einst von Charcot geleitete Abteilung ist mit allen Hilfsmitteln der modernen Untersuchungsmethoden
und mit großartigem Laboratorium
[* 3] und Museum für die Erforschung der Nervenkrankheiten ausgestattet. Er schrieb: «De la pneumonie
chronique» (Par. 1860),
«Leçons sur les maladies du foie, des voies biliaires et des reins», Bd. 1 (ebd.
1877),
«Leçons cliniques sur les maladies des vieillards et les maladies
chroniques» (ebd. 1868; 2. Aufl. 1874; 2. Serie, hg. von Bouchard, 1869 fg.),
«Leçons sur les maladies du système nerveux
faites à la Salpêtrière» (3. Aufl., 3 Bde.,
ebd. 1880-84; deutsch von Fetzer, Stuttg. 1874-78),
«Localisations dans les maladies du cerveau et de la moelle épinière»
(Par. 1880; deutsch, Stuttg. 1878-81),
«Leçons du Mardi à la Salpêtrière» (2 Bde., Par.
1889-90),
«Clinique des maladies du système nerveux à l’hospice de la Salpêtrière.
Leçons, mémoires, notes
et observations parus pendant les années 1889/90 et 1890/91» (hg. von Guinon und de la
Tourette, ebd. 1892). Gesammelt erscheinen seine «Œuvres complètes» (ebd. 1886 fg.).
Er veröffentlichte außerdem zahlreiche Abhandlungen in den von ihm mitbegründeten und mitredigierten «Archives de physiologie
normale et pathologique» (seit 1868),