Titel
Champollion
(spr. schangpolljóng), 1)
Jean Jacques Champollio
n-Figeac, franz. Altertumsforscher, geb. zu
Figeac
(Lot), wurde nach Beendigung seiner
Studien Bibliothekar, dann
Professor des
Griechischen zu
Grenoble.
[* 2] 1828 kam er als
Konservator
der
Manuskripte an die königliche
Bibliothek zu
Paris,
[* 3] und 1848 ward er Bibliothekar in
Fontainebleau, welche
Stelle er auch während des Kaiserreichs behielt. Zugleich bekleidete er eine Professur an der
École des chartes. Er starb Champollion
veröffentlichte
zuerst eine
Reihe von
Schriften über heimische
Altertümer, z. B.: »Antiquités de
Grenoble«
(Grenoble 1807);
»Recherches sur
les patois ou idiomes vulgaires de
France« (Par. 1809); »Nouveaux éclaircissements
sur la ville de Cularo, aujourd'hui
Grenoble« (das. 1814) u. a. Sodann wandte er sich, angeregt
durch seinen
Bruder, vorzugsweise der ägyptischen
Altertumskunde und zwar den griechischen
Dokumenten in
Ägypten
[* 4] zu, auf die
er seine
Studien beschränkte. Ein Ergebnis derselben waren die »Annales des Lagides«
(Par. 1819;
»Supplément«, das. 1821),
ein Werk, welches vom
Institut gekrönt wurde, und dem später (mit
Benutzung der hinterlassenen
Manuskripte seines
Bruders) die Werke: »L'Égypte ancienne et moderne« (das. 1840)
und »L'écriture démotique égyptienne« (das.
1843) folgten. Außerdem veröffentlichte Champollion:
»Traité élémentaire d'archéologie« (2. Aufl., Par. 1843, 2 Bde.);
»Histoire des peuples anciens et ¶
mehr
modernes, l'Asie centrale, l'Inde et la Chine« (das. 1857);
»Monographie du palais de Fontainebleau« (geschichtlicher Text zu Pfnors Prachtwerk, 1859-1864);
»Le [* 6] palais de Fontainebleau, ses origines, son histoire artistique et politique« (1867);
»Documents paléographiques relatifs à l'histoire des beaux-arts et des belles-lettres pendant le moyen-âge« (1868).
Nach Handschriften und Originalzeichnungen der königlichen Bibliothek gab er heraus: »Les tournois du roi René« (Par. 1827-28, nur in 200 Exemplaren gedruckt);
»Ystoire de li Normant et Chronique de Robert Quiscart, par Aimé, moine du Mont Cassin« (1835) sowie »Chartes latines sur papyrus du VI. siècle« (1837).
Zu dem Prachtwerk Silvestres: »Paléographie universelle« (Par.
1839-41, 4 Bde. mit 600 Kupfern) lieferte Champollion
in Gemeinschaft mit seinem Sohn Aimé den Text. Verdienstvoll war auch die Herausgabe
von Bréquignys »Lettres des rois, reines et autres personnages des cours de France et d'Angleterre« (Par. 1840, 2 Bde.),
der »Documents historiques inédits, tirés de la bibliothèque royale« (das. 1841-50, 4 Bde.) und der auf die ägyptische Expedition bezüglichen Dokumente, die unter dem Titel: »Fourier et Napoléon« (das. 1844) erschienen.
2) Jean François, le jeune (der jüngere), franz. Gelehrter, Begründer der Ägyptologie, Bruder des vorigen, geb. zu Figeac, erhielt seine Bildung in Grenoble, begab sich zur Fortsetzung seiner hier begonnenen ägyptologischen Studien 1807 nach Paris und wurde 1816 Professor der Geschichte bei der Akademie zu Grenoble. Schon hatte er durch sein Werk »L'Égypte sous les Pharaons« (Par. 1814, 3 Bde.) den Grund zu seinem schriftstellerischen Ruf gelegt, als er als Bonapartist von den Bourbonen verbannt wurde.
Endlich begnadigt, lebte er anfangs als Privatlehrer in Paris, erhielt dann aber zufolge seiner Studien über die Hieroglyphen,
deren Schlüssel er fand, vom König den Auftrag, 1824-26 Italien
[* 7] und, nachdem er 1826 Konservator der ägyptischen Sammlungen
geworden war, 1828-30 in Begleitung von Zeichnern und Architekten Ägypten zu bereisen. Nach seiner Rückkehr 1830 erfolgte
seine Aufnahme in die Akademie der Inschriften, und 1831 ward für ihn ein ägyptischer Lehrstuhl am Collège de France gegründet.
Seine reichen Sammlungen selbst zu verwerten und zu veröffentlichen, war ihm nicht vergönnt. Er starb Außer
dem Erwähnten schrieb Champollion:.
»De l'écriture hiératique des anciens Égyptiens« (Grenoble 1821);
»Lettre à M. Dacier, relative à l'alphabet des hiéroglyphes phonétiques« (Par. 1822) und »Précis du système hiéroglyphique des anciens Égyptiens« (das. 1824, 2. Aufl. 1828),
worin er bewies, daß die Hieroglyphen zum Teil phonetische oder alphabetische Zeichen seien;
»Panthéon égyptien« (das. 1823),
mit Abbildungen ägyptischer Gottheiten aus den Papyrusrollen und Bemerkungen über deren ägyptische Benennungen;
»Lettres à M. le duc de Blacas relatives au musée royal égyptien de Turin« [* 8] (das. 1824-26, 2 Bde.).
Nach Champollions
Tod erschienen »Lettres écrites d'Égypte et de Nubie« (Par. 1833, neue Ausg. 1867; deutsch, Quedlinb.
1835). Seine hinterlassenen Manuskripte füllten über 2000 Seiten und wurden für 50,000 Frank von der
königlichen Bibliothek zu Paris angekauft. Bis jetzt sind davon erschienen: »Grammaire égyptienne« (Par. 1836-1841, 3 Bde.)
und »Monuments de l'Égypte et de la Nubie d'après les dessins exécutés sur les lieux sous la direction de Champollion«
(das.
1835-45, 5 Bde.);
»Dictionnaire égyptien en écriture hiéroglyphique« (1842-44);
endlich die »Monuments de l'Égypte et de la Nubie, notices descriptives conformes aux manuscrits autographes rédigés sur les lieux« (1844), deren Herausgabe später unter der Leitung de Rougés fortgesetzt und beendigt wurde.
Über Champollions
Stellung in der Geschichte
seines Faches s. Hieroglyphen.