Titel
Champagne
(spr. schangpannj), 1) Landschaft und ehemalige Provinz in Frankreich, nördlich von Luxemburg, [* 2] östlich von Lothringen und Franche-Comté, südlich von Burgund und westlich von Ile de France und Orléanais begrenzt, umfaßte etwa 25,900 qkm (470 QM.) mit 1,200,000 Einw. und ward bei der neuen Einteilung in die Departements Marne, Obermarne, Aube und Ardennen zerteilt, während kleinere Stücke an die Departements Yonne, Aisne, Seine-et-Marne und Maas übergingen (vgl. die einzelnen Departements).
Man unterschied als Hauptteile: Niederchampagne
mit den
Distrikten eigentliche Champagne
(Troyes), Vallage
(Bar sur
Aube),
Bassigny
(Chaumont)
und Sénonais
(Sens), Oberchampagne
mit den
Distrikten Rémois
(Reims),
[* 3] Perthois
(Vitry), Rethelois
(Rethel)
und die
Brie Champenoise mit den
Städten
Meaux und
Château-Thierry. Der
Osten und die Mitte des
Landes, die sogen. Champagne
pouilleuse
(lausige Champagne
), sind durchgängig unfruchtbar; dagegen ist der westliche Teil der Champagne sehr fruchtbar
und dicht bevölkert. Hauptprodukte dieser Gegend sind der berühmte
Wein,
Getreide
[* 4] und vorzügliche
Feuersteine.
Auch die
Kreide,
[* 5] die als
Blanc d'Espagne in den
Handel kommt, stammt aus der Champagne.
Die Bewohner (Champenois) sind ein starker,
kühner, kriegerischer, naiver, aber auch boshafter Menschenschlag, dessen Schwerfälligkeit und rauhes
Wesen an die germanische
Abstammung erinnern. Bei den übrigen
Franzosen stehen sie im
Ruf der
Dummheit. - Die Champagne
hat ohne
Zweifel
ihren
Namen von campus (»Blachland«).
Vor dem Einfall der Römer [* 6] war sie von den gallischen Stämmen der Remer, Trikassen, Melden, Lingonen und Sennonen bewohnt, bildete in der Römerzeit einen Teil von Gallia Lugdunensis und Belgica und wurde in der Völkerwanderung teils von den Franken, teils von den Burgundern besetzt. Bei der Teilung des fränkischen Reichs unter Chlodwigs Söhne kam sie zum Königreich Austrasien und wurde von 570 bis 714 von Herzögen regiert, welche vom König ernannt wurden. Diesen Herzögen folgten seit 943 unter französischer Oberlehnshoheit erbliche Pfalzgrafen aus dem Haus Vermandois, seit 1020 aus dem Haus der Grafen von Blois, nach der Residenz Troyes oft auch Grafen von Troyes genannt.
Durch die Vermählung
Philipps IV. mit
Johanna, der Erbin des
Königreichs
Navarra, der Champagne
und
Brie, kam die Champagne
1284 an
Frankreich
und ward mit diesem 1361 auf immer vereinigt, behielt aber unter den französischen
Königen die
Rechte,
welche sie unter den
Grafen gehabt hatte, und bildete eins der zwölf großen
Gouvernements. Während des
Feldzugs von 1792 war
die östliche, im
Feldzug von 1814 die westliche Champagne
vorzüglich der Kriegsschauplatz.
Vgl. Debercy,
Recherches sur la Champagne
(Troyes
1832);
Arbois de Jubainville,
Histoire des ducs et des comtes de Champagne
(Par. 1859-69, 7 Bde.);
Poinsignon,
Histoire générale de la Champagne
(Châlons sur Marne 1885 ff.). -
2) Franz. Landschaft im S. der untern Loire, von den Flüssen Cher und Indre in ihrem Unterlauf begrenzt, ist im nordwestlichen Teil (auf dem Boden der Touraine) fruchtbar und gut angebaut, im südöstlichen (in Niederberry) unfruchtbar, wasserarm und wird meist als Weideland benutzt. Der Name ist schon im 17. Jahrh. üblich. -
3) Landschaft im franz. Departement Charente, zwischen der Charente und ihrem linken Zufluß Né, hat Kreideboden und ist wegen ihrer ausgedehnten Branntweinfabrikation berühmt (vgl. Cognac).