Chagrin
(franz., spr. schagräng), nagender Kummer, Gram;
chagrin
ieren, kränken, betrüben.
Chagrin
592 Wörter, 4'135 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Chagrin
(franz., spr. schagräng), nagender Kummer, Gram;
chagrin
ieren, kränken, betrüben.
Chagrin
(franz., spr. schagräng; v. türk. oder pers. sagri, [Pferde-] Rücken), starkes lohgares Leder mit eigentümlichen Erhöhungen auf der Oberfläche, wird in Rußland, vorzugsweise in Astrachan, in Persien [* 2] und Kleinasien aus dem Rückenstück der Pferde- und Eselshäute bereitet. Man verwendet hierzu das hinterste Rückenstück gleich über dem Schwanz, beinahe in halbmondförmiger Gestalt, 1 m in die Quere und 65 cm nach der Länge des Rückens, weicht diese Stücke ein, enthaart und entfleischt sie, spannt sie in Rahmen, legt sie noch feucht mit der Fleischseite nach unten auf den Boden, bestreut sie mit den harten Samen [* 3] einer Art Melde (Chenopodium alhum), Alabuta genannt, bedeckt sie mit Filz und tritt die Samen mit den Füßen in die weiche Haut. [* 4]
Nach dem
Trocknen erscheinen die
Häute voller Grübchen und Unebenheiten. Schabt man nun alle auf der Fleischseite hervorstehende
Erhöhungen, welche den
Eindrücken der
Samen entsprechen, fort und legt die
Felle wieder in
Wasser, so quellen
die nicht geschwächten
Stellen viel stärker als die abgeschabten und bilden so das eigentliche
Korn des Chagrins.
Nach zweitägigem
Einweichen bringt man die
Felle in eine saure
Schwellbeize und dann in Lohbrühe, doch gerbt man sie auch mit
Alaun
[* 5] und
Kochsalz.
Im
Handel erscheint das Chagrin
meist grün gefärbt, und zwar wird die grüne
Farbe mit
Salmiak und Kupferspänen
erzeugt.
Ein chagrin
ähnliches
Fabrikat erhält man auch durch Abschleifen der stachligen
Haut von
Haifischen sowie von
Fischottern und
Seehunden mit
Sandstein. Dies
Präparat wird zuweilen von
Drechslern und Tischlern zum Abglätten von
Holzwaren benutzt;
früher diente es auch zum Überziehen von Kästchen,
Futteralen etc. Das echte Chagrin
, welches im
Morgenland zu
Messer- und Säbelscheiden,
Pferdezeug etc. dient, kommt jetzt kaum noch im
Handel vor; doch imitiert
man es seit 1834 in
England,
Frankreich und
Deutschland
[* 6] durch
Pressen von feuchtem lohgaren
Leder zwischen Kupferwalzen, in welche kleine Vertiefungen graviert
sind. Dies
Präparat bewahrt aber seine Eigentümlichkeit viel weniger als das echte Chagrin.
Ähnlich wird auch das zu Büchereinbänden
bestimmte Chagrin
papier dargestellt. - Man nennt Chagrin (Chagrain) auch ein seidenes
Gewebe,
[* 7] welches im
Muster
Ähnlichkeit
[* 8] mit
dem Chagrin
leder besitzt, so z. B. einen fein getüpfelten
Taft, auch ein bandartiges
Gewebe, dessen
Einschlag
ein weiches Gespinst ist.
Chagrin
(aus dem morgenländischen Namen Saghir entstanden) heißt ein starkes eigentümlich genarbtes farbiges Leder. Das echte wird in Astrachan, Konstantinopel etc. aus den Rückenstücken von Pferde- und Eselshäuten bereitet, indem man dieselben enthaart, sehr sorgfältig ausfleischt, dann in einen Rahmen spannt, anfeuchtet, mit der Fleischseite nach unten auf den Boden legt und mit den harten eckigen Samen einer Art Melde bestreut. Nachdem man dann einen Filz übergebreitet, werden die Samen in die weiche Hautmasse eingetreten, welche dadurch Grübchen und Unebenheiten erhält, die auch beim nachfolgenden Trocknen nicht verschwinden. An den trocken gewordenen Stücken nimmt man nun mit einem scharfen Instrument auf der Fleischseite die kleinen Erhöhungen fort, welche den Eindrücken der Samenkörner entsprechen. An diesen Punkten wird sonach die Masse der Haut verdünnt.
Wird dieselbe nun wieder in Wasser geschwellt, wobei die Körner von selbst herausfallen, so quellen die nicht betroffenen
Stellen mehr als die verdünnten und es entsteht die dem Ch. eigene körnige Oberfläche.
Erst nach dieser Vornahme erhalten die Stücke ihre weitere Präparatur und Färbung. Die echten Ch.
finden ihre Verwendung im Morgenlande selbst zu Messer- und Säbelscheiden, Pferdezeug etc.
Bei uns werden dieselben dadurch nachgeahmt, daß man irgend welchem Leder durch heiße gravierte Kupferplatten oder Walzen
eine ähnliche Körnelung einpreßt. In derselben Weise entsteht auch das zu Büchereinbänden gebrauchte Chagrin
papier.
Chagrin
leder wird gemäß Zollt. im Anh. Nr. 21 b verzollt, Chagrin
papier
gemäß Nr. 27 e.