Ceratonia
L.
(Johannisbrotbaum),
Gattung aus der
Familie der Cäsalpiniaceen, mit der einzigen Art Ceratonia
siliqua L. (Karobenbaum),
einem 6-9 m hohen, besonders an den
Küsten der (östlichen) Mittelmeerländer wachsenden, immergrünen
Baum mit abgebrochen
zwei- bis dreipaarig gefiederten Blättern mit eirunden, schwach ausgeschweiften, lederartigen, glänzenden Blättchen, roten
Blüten in kurzen, achselständigen, einzelnen oder gebüschelten
Trauben und hängenden, kurzgestielten,
bis 25
cm langen, zusammengedrückten
Hülsen mit rotbraunen, schwach glänzenden
Samen.
[* 2] Er stammt aus
Palästina
[* 3] und wird seit
uralter Zeit kultiviert.
Gegenwärtig findet man ihn gegen Norden, [* 4] soweit Zitronen und Orangen reisen, in vielen Kulturvarietäten, die durch Okulieren [* 5] fortgepflanzt werden, in den Mittelmeerländern weitverbreitet. Er trägt erst vom 20. Jahr an, ist dann aber sehr fruchtbar und dauert jahrhundertelang. Das Holz [* 6] ist hart, schön geädert und zu Schreinerarbeiten brauchbar. Rinde und Blätter dienen zum Gerben. Die fleischigen Hülsen sind das bekannte Johannisbrot (so genannt, weil sich Johannes der Täufer in der Wüste davon ernährt haben soll, Soodbrot, Kandiol, Karob, Karoben, Karuben, Siliqua dulcis).
Die frischen Früchte sind herb und ungenießbar; man erntet sie unreif und legt sie an die Sonne, [* 7] wo sie dann einen eigentümlichen Prozeß durchmachen. Das süßlich riechende und schmeckende Fruchtfleisch der Handelsware enthält über 60 Proz. Zucker [* 8] und Gummi, 4 Proz. stickstoffhaltige Substanzen, 0,3 Proz. Fett, gegen 25 Proz. Zellstoff und Pektin, 3 Proz. Asche und 7 Proz. Wasser. In seiner Heimat dient das Johannisbrot der ärmern Bevölkerung [* 9] zur Nahrung, auch bereitet man daraus einen Sirup und einen Branntwein, welch beiden aber ein eigentümlicher Geruch anhaftet.
Von besonderer Wichtigkeit ist die namentlich in England übliche Benutzung des Johannisbrots zu Mastfutter. Es enthält auch Buttersäure und liefert deren bei passender Gärung bedeutende Mengen, so daß es vorteilhaft zur Gewinnung der Säure und des Butteräthers benutzt wird. Auch dient Johannisbrot zur Bereitung von Tabaksaucen und in der Medizin als Bestandteil des Brustthees, der geröstete Same als Kaffeesurrogat. Im Handel ist das levantische Johannisbrot am meisten geschätzt, dann das cyprische, italienische, dalmatische und spanische. Im alten Griechenland [* 10] wuchs der Baum nicht, aber die Früchte kamen, fälschlich »ägyptische Feigen« genannt, aus dem Orient auf den Markt. In Palästina bildeten die »Keratia« schon im Altertum eine gemeine Speise und ein Viehfutter, wie die Parabel [* 11] vom verlornen Sohn lehrt, wo unter den »Trebern« der Lutherschen Übersetzung unser Johannisbrot (Keration) zu verstehen ist. Auch der Name des kleinen Gold- und Diamantengewichts, des Karats, wird von dem Samen des Johannisbrots abgeleitet und ist aus der arabischen in die Sprachen aller Länder übergegangen. Schwerlich ist der Baum schon zur Zeit der Römer [* 12] nach Europa [* 13] gekommen, vielmehr scheinen die Araber die verloren gegangene Kultur desselben wieder aufgenommen oder doch der vorhandenen ihre jetzige Ausbreitung gegeben zu haben.