(lat.), ursprünglich ein aus verschiedenartigen
Lappen zusammengeflicktes
Kleid, daher Bezeichnung für Gedichte,
die aus einzelnen
Versen andrer
Dichtungen mit verändertem
Inhalt zusammengesetzt sind. Vorzugsweise wurde Vergil zu dergleichen
Flickwerken benutzt. So verfertigte aus Vergilischen
Versen und Versteilen Hosidius
Geta (47
n. Chr.) ein
Trauerspiel: »Medea«,
Ausonius seinen berüchtigten »Cento nuptialis«
(das 13. seiner
»Idylle«),
und Proba Falconia, eine christliche Dichterin des 4. Jahrh., gab in ihrem »Cento Vergilianus«
die Geschichte des Alten und
NeuenTestaments (hrsg. von Kromayer,
Halle
[* 5] 1719). Während des
Mittelalters und der neuern Zeit
wurde die Centopoesie mit nicht geringerm Fleiß gepflegt.
Metellus, einMönch zuTegernsee im 12. Jahrh.,
benutzte die
Eklogen Vergils und die
Oden des Horaz zu Erbauungsliedern zu
Ehren des heil.
Quirinus
(»Quirinalia«, hrsg. von
Basnage,
Amsterd. 1725);
Lälius Capilupus (1535) schrieb nach Vergil ein Gedicht über das verderbte
Leben der
Mönche;
Etienne de Pleure
besang die Thaten
Christi in Vergilischen
Versen
(»Sacra Aeneis«, Par. 1618), und viele andre gehen neben
diesen mit Centonen über geistliche wie über weltliche Gegenstände her.
In der
Musik istCento s. v. w. Flickoper oder eine andre größere, aus
Bruchstücken andrer Werke zusammengesetzte
Komposition (Centone,
Pasticcio). Auch das
AntiphonarGregors d. Gr., welches eine
Sammlung der in den verschiedenen
KirchenItaliens
[* 6] üblichen
Gesänge war, wird Cento genannt.