Giacomo, berühmter ital.
Komponist, geboren gegen 1604 zu
Marino bei
Rom,
[* 3] wurde 1620
Kapellmeister in
Assisi und übernahm 1628 die gleiche
Stellung an der Apollinariskirche in
Rom, wo er 1674 starb. Carissimi hat sich
als langjähriges
Haupt der römischen
Schule seines großen Vorgängers
Palestrina durchaus würdig gezeigt, wiewohl er diesem
gegenüber als entschiedener Vertreter der modernen
Musik erscheint. Als solcher hat er namentlich die dramatische
Musik gefördert,
indem er zunächst die zu seiner Zeit einfach liedartige
Kantate zu einer Art dramatischer
Szene erweiterte, in welcher Gestalt
sie denNamen Kammerkantate führte und zu dem spätern
Oratorium hinüberleitete, sodann aber auch eine Anzahl wirklicher Oratorien
schrieb, die besonders durch ihre dramatisch wirkungsvollen
Chöre bereits an
Händel erinnern. Die vorzüglichsten
derselben: »Jephta«,
»Judicium Salomonis«, »Baltazar« und
»Jonas«, hat
Chrysander im zweiten
Bande der
»Denkmäler der
Tonkunst«
neuerdings herausgegeben. Seine Abhandlung
»Ars cantandi«, eine Anleitung zur Singkunst, hat sich in einer alten deutschen
Übersetzung (Augsb. 1696) erhalten.
Giacomo, ital. Tonsetzer, geb. um 1604 zu Marino
bei Rom, wurde 1624 Kapellmeister in Assisi, 1628 Kapellmeister an der St. Apollinariskirche des Collegium Germanicum in Rom,
wo er 1674 starb. In dieser bescheidenen Stellung entfaltete er eine wahrhaft reformatorische Thätigkeit in fast allen Fächern
der Musik. Durch Carissimi erhielt die im J. 1600 begonnene Reformbewegung der ital.
Musik ihren ersten Abschluß. Er gab der weltlichen Kantate, der Arie und dem Duett so feste und allgemeingültige Formen, daß
die gesamte spätere Entwicklung in seine Bahnen einlenkte.
Besonders war dies beim Recitativ der Fall. Diesem und den Chören verlieh Carissimi eine wunderbare Ausdrucksfähigkeit.
Sein Hauptverdienst ist, daß er den neuen Stil auf die Kirchenmusik zu übertragen suchte, indem er eine Anzahl Historien
in Form von Kantaten komponierte, die begleiteten Sologesang mit Chören verbanden. Hierdurch begründete er das spätere
biblische Oratorium. 14 solcher kleiner Oratorien, sämtlich zu lat. Texten, sind von ihm noch erhalten;
die meisten behandeln alttestamentliche, die übrigen allegorisch-biblische oder geistliche Gegenstände. Diese bisher unbekannten
Werke wurden
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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von Chrysander in den «Denkmälern der Tonkunst» herausgegeben; bis 1882 erschienen «Jephta», «Baltazar'»,
«Jonas», «Judicium Salomonis». Außer diesen komponierte Carissimi viele Motetten (die meisten dreistimmig),
Kantaten, Duette, Serenaden
u. s. w. Ein Meister der Komposition wie des Gesangs, wurde er von vielen Schülern (Cesti, A. Scarlatti u. a.) aufgesucht. Für
sie schrieb er eine «Ars cantandi», Anleitung zur Singkunst, die nur in einer deutschen Übersetzung als
Anhang zum «Vermehrten Wegweiser» (3. Aufl.,
Augsb. 1696) erhalten ist.