Canovas
del Castillo (spr. kastiljo), Don Antonio, span. Staatsmann, geb. zu Malaga, [* 2] studierte die Rechte, machte sich zuerst als Dichter bekannt und erhielt wegen seiner historischen und belletristischen Schriften einen Sitz in der Akademie. Unter seinen Schriften sind zu nennen: »Storia del dominico austriaco in Ispagna« und »Studii letterarii«. Er übernahm 1851 die Redaktion der konservativen Zeitung »Patria«, ward 1854 Mitglied der Cortes, 1855 Geschäftsträger in Rom, [* 3] 1861 Unterstaatssekretär des Innern, war 1864-68 wiederholt Minister, vertrat 1868 in den konstituierenden Cortes mit Mut die gemäßigt konservative Monarchie und trat an die Spitze der Partei, welche nach Abdankung der Königin Isabella (1870) die jüngere bourbonische Linie mit dem Prinzen Alfons von Asturien auf den spanischen Thron [* 4] zurückführen wollte.
Als dies im
Dezember 1874 endlich glückte, ernannte der junge König
Alfons XII. Canovas
del Castillo
zum
Ministerpräsidenten,
und es gelang der Mäßigung und Gewandtheit Canovas
del
Castillos, die neue
Monarchie rasch zu befestigen. Nur die päpstliche
Kurie machte einige Schwierigkeiten. Canovas
del Castillo
hatte nämlich derselben vor
Alfons' Thronbesteigung die Wiederherstellung des
Konkordats
von 1851 versprochen, konnte aber dies
Versprechen nicht halten und mußte in dem den konstituierenden
Cortes vorgelegten Verfassungsentwurf in § 11 eine beschränkte Kultusfreiheit zugestehen. Dagegen protestierte der
päpstliche
Nunzius
Simeoni, und daher trat Canovas
del Castillo
vom
Ministerium zurück.
Sein Nachfolger Jovellar erreichte es, daß
die
Kurie ihren
Protest zurückzog, und nun übernahm Canovas
del Castillo
wieder das
Ministerium. Er brachte darauf die
neue
Verfassung zu stande, welche die Ansprüche des
Klerus einigermaßen befriedigte, ohne die liberalen
Grundsätze völlig
zu verleugnen, erlangte im
Senat
¶
mehr
sowie in der Deputiertenkammer eine ihm ergebene Majorität und strebte vor allem danach, Frieden und Ordnung wiederherzustellen
und dem Land nach den zerstörenden Bürgerkriegen Ruhe zu verschaffen, was ihm auch gelang. Als Martinez Campos die Genehmigung
der von ihm versprochenen Reformen in Cuba verlangte, verweigerte sie Canovas
del Castillo
und trat im März 1879 seinen
Posten an Martinez Campos ab, übernahm ihn aber, als dieser bei den Cortes seine Pläne nicht durchsetzte, schon im Dezember 1879 wieder.
Der Majorität in den Kammern war Canovas
del Castillo
sicher; da aber der König die Liberalen sich nicht dauernd entfremden wollte und Canovas
del Castillo
wegen
der Verweigerung seiner Zustimmung dazu, daß die Tochter des Königs zur Prinzessin von Asturien ernannt
wurde, zürnte, trat Canovas
del Castillo
im März 1881 zum zweitenmal zurück. Er war seitdem Führer der konservativen Partei in den Cortes
und wurde nach dem Sturz der liberalen Ministerien im Januar 1884 wiederum Ministerpräsident.