Der - heute allerdings durch die neuere
Geschichtsforschung wiederlegten - Tradition zufolge sollen die
Eidgenossen vor der Schlacht von
Murten am bei dieser
Kapelle ihr Gebet verrichtet haben.
Eine über dem Eingang zur
Kapelle angebrachte deutsche Inschrift verkündet,
dass die alte St.
Urban-Kapelle zum Andenken an den errungenen
Sieg 1697 neu erbaut und 1776 restauriert worden sei.
Bei der
Erhebung gegen die «eine und unteilbare helvetische Republik» vereinigten
sich hier 1802 die Föderalisten, um von da zum Kampf gegen die helvetischen Truppen in die
Ebene von
Murten niederzusteigen.
deutsch
Grissach (Kt. und Bez. Neuenburg).
436 m. Gem. u. Pfarrdorf, an der Strasse
Biel-Neuenburg, zwischen
Cornaux u.
Le Landeron, 11 km nö. Neuenburg.
Station der Linie
Biel-Neuenburg. 112
Häuser, 794 Ew., wovon 409 Katholiken und 379 Reformierte.
1850: 453 Katholiken und 154 Reformierte; 1860: 466 Katholiken und 196 Reformierte; 1888: 454 Katholiken und 296 Reformierte.
Schöne Weinberge und bedeutender Weinhandel. Uhrenindustrie (Edelstein- u. Triebwerkarbeiter).
Das Dorf bezieht vom Elektrizitätswerk
Hagneck Kraft u. Licht. Grosse Pensionnate. Altersasyl für Uhrenarbeiter, von
La Sagne 1882 hierher
verlegt.
Spital, 1898 eröffnet, von den
«Sœurs de la Charité» geleitet und Kranken beider Konfessionen
zugänglich. Ueber dem Dorf der grosse
Wald von L'Eter.
Steinbruch, Zementgruben und -fabrik, 1895 in Betrieb gesetzt; verarbeitet
die dichten grauen Mergel des untern Hauterivien. Früher konnte man im
Steinbruch noch einen Fetzen von Cenomankalk
beobachten, der offenbar zusammen mit
Bänken von oberm Valangienkalk hierher abgeglitten war; heute durch den Abbau beinahe
völlig verschwunden.
Schöne kathol. Kirche, 1876 erbaut. Die alte, auf einer
Höhe zwischen Cressier und
Cornaux stehende Kirche ist heute in Privatbesitz
und gehört zu einem modernen Landgut. Sie wird schon 1180 erwähnt; Nachgrabungen haben aus ihren Fundamenten
zwei römische,
Mars und Naria geweihte Altäre zu Tage gefördert. Im Dorf selbst alte
Häuser aus dem 16. Jahrhundert und
interessantes altes
Schloss, heute Schulhaus, 1610 vom Geschlecht
Vallier aus Solothurn
u.
Saint Aubin erbaut. Die Schicksale von Cressier
sind verknüpft mit der Geschichte der alten Republik Solothurn.
Glieder des adeligen Geschlechtes von
Grissach bekleideten
in
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mehr
deren Räten hohe Stellen, während andere sich in fremden Kriegsdiensten, besonders Frankreichs, auszeichneten. Aus der Familie
Vallier sind Staatsbeamte der GrafschaftNeuenburg
hervorgegangen. In Cressier starb 1664 Jacques de Stavay-Mollondin, Gouverneur von
Neuenburg
und zugleich Glied des Rates der Republik Solothurn.
Dass die Bewohner von Cressier während der religiösen Bewegung
des 16. Jahrhunderts zum grössern Teil beim katholischen Glauben verblieben, ist hauptsächlich auf den Einfluss Solothurns
zurückzuführen. Ueber dem Dorf der Landsitz Bellevue, der seinen Namen mit Recht trägt. Cressier vom lateinischen Crisciacum.
1180: Crisciaco; 1351: Crissie.