Chaux
de Fonds, La, (1888) 25,835 Einw.
Seite 17.196 (Ergänzungs-) Band
Chauxde
Fonds
2 Seiten, 7'755 Wörter, 53'698 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Chaux
de Fonds, La, (1888) 25,835 Einw.
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
Chaux
de Fonds (La). Bezirk des Kantons Neuenburg. Fläche: 93 km2;
Hauptort: La Chaux de Fonds.
Umfasst die drei Gemeinden La Chaux de Fonds, Les Planchettes, La Sagne und zählt in 2337 Häusern 38031 Ew. (Eidg. Volkszählung von 1900: 38028 Ew.);
31337 Reformierte, 5727 Katholiken, 923 Juden u. 44 Andersgläubige;
31349 Ew. französ. und 5678 Ew. deutscher Zunge. 409 Ew. auf den km2.
Der Bezirk liegt auf der Hochfläche des ¶
Jura zwischen dem tief eingeschnittenen, ihn von Frankreich scheidenden Thal des Doubs im N. (Biaufond 608 m) und der Kette der Tête de Rang (1425 m) im S.; er grenzt im O. an den Kanton Bern, im W. an den Bezirk Le Locle und im SO. an den Bezirk Val de Ruz. Das Thal von La Chaux de Fonds (1000 m) wird durch die Kette von Sommartel (1330 m) und den Mont Sagne (1116 m) vom Thal von La Sagne (1040 m) und im N. durch die Kette des Pouillerel (1279 m) vom Doubsthal getrennt. Hauptbeschäftigung der Bewohner in La Chaux de Fonds: Uhrenindustrie, im übrigen Teil des Bezirkes Landwirtschaft und Viehzucht. Zahlreiche Uhrenarbeiter auch in La Sagne.
Der Boden verteilt sich auf
ha | |
---|---|
Gärten und Baumgärten | 51 |
Wiesen | 4478 |
Weiden | 3122 |
Wald | 1373 |
Unproduktives Land | 302 |
Zusammen: | 9326 |
Oberer weisser Jurakalk wird als Baustein in zahlreichen Steinbrüchen gewonnen. La Sagne besitzt grosse Torfgruben und versorgt, nebst Les Ponts, La Chaux de Fonds und Le Locle mit Brennmaterial. Fabrikation von geschätztem Käse. Man zählt 767 Bauern, 7728 Uhrenmacher u. 11115 Bewohner mit anderem Beruf.
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1876 | 1886 | 1901 | |
---|---|---|---|
Hornvieh | 3033 | 3594 | 4084 |
Pferde | 615 | 672 | 859 |
Schweine | 305 | 550 | 905 |
Ziegen | 153 | 144 | 181 |
Schafe | 384 | 301 | 174 |
Bienenstöcke | 99 | 285 | 305 |
Der wenig fruchtbare Boden ist durch intensive Bearbeitung und Düngung bedeutend verbessert worden. Mar baut Kartoffeln, Weizen, Roggen, Hafer Kohl.
Die lange andauernden Winter sind im Allgemeinen sonnenreich und trocken und daher besonders für Brustkranke zuträglich.
Fünf Eisenbahnlinien durchziehen den Bezirk und verbinden La Chaux de Fonds mit Neuenburg,
Sonceboz, Biel, Le Locle, Les Ponts und Saignelégier.
Die Linien nach Les Ponts und Saignelégier sind Schmalspurbahnen. In den gleichen Richtungen führen auch gute Strassen; wichtig
sind unter andern die Strassen Neuenburg-Vue des Alpes (Passübergang in 1288 m)-La Chaux
de Fonds
und La Chaux de Fonds-Côtes
du Doubs-Biaufond-Frankreich.
de Fonds (La) (Kt. Neuenburg,
Bez. La Chaux de Fonds
).
Gemeinde, Stadt und Hauptort des gleichnamigen Bezirks; in 47° 6’ 17" N. Br. u. 4° 29'
50" OL. v. Paris oder 6° 50' 05" OL. von Gr.; 47,5 km WNW. Bern,
15 km NNW. Neuenburg
und 4 km von der französischen
Grenze, im
Hochthal gleichen Namens. Rathausplatz in 992,14 m. Knotenpunkt der Eisenbahnlinien von Neuenburg,
Sonceboz, Le Locle-Besançon,
Saignelégier und Les Ponts de Martel. Im Innern der Stadt elektrisches Strassenbahnnetz, im Dezember 1896 eröffnet.
Das nicht sehr alte La Chaux de Fonds
ist zu Ende des 18. Jahrhunderts von einer grossen Feuersbrunst heimgesucht worden,
die die Bauwerke der Vergangenheit zum grössten Teil zerstört hat. Die Stadt ist demnach, in der Schweiz ein seltener Fall,
regelmässig angelegt und von durchweg modernem Aeussern. Daneben ist sie mit ihren 1000 m Höhenlage
die höchstgelegene Stadt Europas. Ihre Längsaxe liegt in der Richtung SW.-NO.; im SW. schneidet die Stadt die prachtvolle
Verkehrsader der Rue Léopold Robert.
Die Strassen sind breit, gut beleuchtet, laufen einander parallel oder schneiden sich im rechten Winkel und werden von hohen Häuserreihen begleitet. Die Entwicklung dieser jurassischen Bergstadt ist durch zwei Unternehmungen der Neuzeit wesentlich gefördert worden: die Versorgung der Häuser mit Trinkwasser, das in 14,5 km langer Leitung aus den Gorges de l'Areuse hergeführt wird, und mit elektrischer Kraft und elektrischem Licht, zu welchem Zwecke ebenfalls in den Gorges de l'Areuse ein eigenes Elektrizitätswerk und in der Stadt selbst eine Transformatoren- und Reservestation erbaut worden sind.
Das Klima von La Chaux de Fonds
ist ein trockenes; der mittlere jährliche Barometerstand beträgt 677 mm, die mittlere Jahrestemperatur
+6,3° C., die mittlere Temperatur des wärmsten Monats (Juli) +16° C., diejenige des kältesten (Dezember)
-2,6° C. Die mittlere jährliche Niederschlagsmenge (Wasser und Schnee) misst 1300 mm. Gewitter sind selten, man zählt deren
im Jahr kaum mehr als 10-12. Vorherrschende Winde sind der NO. (la bise) und der SW., die meist nur mässig stark wehen.
Nebel sind selten, weil einerseits das Thal selbst ohne fliessendes Wasser ist und es anderseits von den
Nebeln des schweizerischen Mittellandes durch die für diese unübersteigliche Schranke der benachbarten Juraketten getrennt
wird. Daher ist das Jahresmittel der hellen Tage ein relativ sehr grosses. Der starken Insolation hält die nächtliche Strahlung
die Waage. Da die Luft sehr trocken ist, können selbst tiefe Temperaturen leicht ertragen werden. Nimmt
man zu allen diesen Faktoren noch die bemerkenswert reine Luft, so darf man das Klima von La Chaux de Fonds
als ein durchaus
gesundes bezeichnen. Von grossem Interesse ist die Einwirkung der Höhenlage und ihres Klimas auf Gesundheit, Sitten und Charakter
der Bewohner dieses Hochthales, deren Energie, Lebhaftigkeit, Unternehmungslust und im Durchschnitt kräftige
Körperbeschaffenheit allgemein bekannt sind.
¶
Nachdem die von einigen Kantonen erlassenen Einzelgesetze über amtliche Kontrole von Gold- u. Silberwaaren allmählig in Vergessenheit geraten waren und dadurch Uebergriffe und Missbrauch diesem Zweig des Handels und der Industrie erheblichen Schaden zuzufügen begannen, übernahm es auf Wunsch der Interessenten der Bund, Wandel zu schaffen. Das Ergebnis war der Erlass zweier Bundesgesetze, deren eines (Bundesgesetz über Kontrolierung und Garantie des Feingehaltes der Gold- und Silberwaaren) am in Kraft trat und am durch einen Zusatz ergänzt wurde, während das andere (Bundesgesetz betr. den Handel mit Gold- und Silberabfällen) vom datiert. Darnach ist die amtliche Kontrolierung obligatorisch für Uhrengehäuse, die eine der folgenden Bezeichnungen führen: für das Gold 18 Karat oder 750 Tausendteile und darüber, 14 Karat oder 583 Tausendteile und darüber;
für das Silber 875 Tausendteile und darüber, 800 Tausendteile.
Das Kontrolamt in La Chaux de Fonds
hat mit dem eidgenössischen Kontrolstempel versehen 1890: 384968
goldene und 47889 silberne Uhrengehäuse;
1900: 508703 goldene und 58911 silberne Uhrengehäuse.
Diese Zahlen allein geben aber kein vollständiges Bild von dem gesamten Umfang des Uhrenhandels und der -industrie von La Chaux de Fonds.
Denn es ist wohl zu beachten, dass nicht nur die der obligatorischen eidgenössischen Kontrole unterworfenen
Uhren, sondern daneben auch noch die von dieser Kontrole befreiten Uhren aus den verschiedensten Metallen u. Legierungen
in Masse hier fabriziert werden. La Chaux de Fonds verfertigt u. liefert Uhren von allen nur erdenklichen Arten u. ist das
bedeutendste Zentrum der die Uhrenindustrie betreffenden Handelsunternehmungen.
Die in der Zahl von mehr als 200 hier vorhandenen Uhrengeschäfte (comptoirs) arbeiten beinahe ohne Ausnahme alle für den Export. In La Chaux de Fonds bestehen 9 Banken; es erscheinen 9 Zeitungen, wovon 3 täglich; von den übrigen widmen sich zwei ausschliesslich den Interessen der Uhrenindustrie. Das hiesige Postbureau ist eines der wichtigsten der Schweiz u. das bedeutendste der Schweiz in Bezug auf den internationalen Waarenverkehr. Sein Umsatz betrug 1900: 4019783 Briefe, wovon 512000 eingeschriebene;
318000 Pakete nach der übrigen Schweiz, 137901 Pakete ins Ausland;
es hat aus der Schweiz u. dem Ausland 387369 Pakete empfangen u. für die enorme Summe von 777836 Franken Briefmarken verkauft.
Die sehr gut geleitete Vereinigung der Uhrenfabrikanten von La Chaux de Fonds zählt den weitaus grössten Teil der hiesigen Fabrikbesitzer zu ihren Mitgliedern und leistet wertvolle Dienste. Das Gleiche gilt von der kantonalen Handels-, Industrie- und Arbeitskammer, die hier ihren ständigen Sitz hat.
Die Collectivité horlogère de La Chaux de Fonds errang in ihrer Gesamtheit an der Pariser Weltausstellung von 1900 einen Grand Prix, die höchste verliehene Auszeichnung.
Die erste amtliche Volkszählung fand 1750 statt und ergab für La Chaux de Fonds:
Jahr | Neuenburger | Uebrige Schweizer und Ausländer | Total | Häuser | |
---|---|---|---|---|---|
1750 | 2126 | 237 | 2363 | 439 | |
Spätere Zählungen ergaben | |||||
1800 | 3284 | 1643 | 4927 | 517 | |
Uebr. Schweizer. | Ausländer | ||||
1830 | 4581 | 1468 | 501 | 6550 | 592 |
1850 | 6495 | 5087 | 1686 | 13268 | 798 |
1870 | 7040 | 9551 | 3070 | 19661 | 1146 |
1880 | 7638 | 11607 | 3131 | 22376 | 1279 |
1890 | 9328 | 14391 | 3517 | 27236 | 1516 |
1900 | 13174 | 18394 | 4403 | 35971 | 2399 |
¶
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
Bezirk des Kantons Neuenburg. Die Viehzählung von 1906 hat folgende Ziffern ergeben:
1906 | |
---|---|
Rindvieh | 4492 |
Pferde | 922 |
Schweine | 1045 |
Ziegen | 165 |
Schafe | 183 |
Bienenstöcke | - |
Im Jahre 1900 beschäftigte die Industrie 27357 Personen, sonach 72% der ganzen Bevölkerung, die Landwirtschaft bloss 6%. Im Jahre 1908 stieg die Zahl der Einwohner auf 41440 Personen, wovon 15813 Neuenburger, 20399 Schweizer anderer Kantone, 5228 Ausländer.
(Kt. Neuenburg, Bez. La Chaux de Fonds). Die Eidgenossenschaft erstellt in dieser Stadt, in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes ein kostspieliges und sehr geräumiges Postgebäude, worin ausser der Post auch Telegraph und Telephon untergebracht werden; für das Publikum wird es im Jahre 1910 eröffnet. Die Sparkasse Neuenburg liess ein luxuriöses, weitläufiges Gebäude erstellen, in das seit dem Frühling 1909 ihre Filiale eingezogen ist. Die Schweizerische Nationalbank hat ihre Agentur im Erdgeschoss eines schönen Privathauses, in nächster Nähe der neuen Post. Die Neuenburger Kantonalbank ist, wegen Raummangel in ihren gegenwärtigen Lokalen, im Begriffe, ein Gebäude zu erstellen, um darin ihre Filiale unterzubringen. Die städtische Verwaltung hat die Einrichtungen der prächtigen Anlage auf den Crêtets vollendet, die nun mit einem Musikpavillon für Konzerte im Freien versehen ist. Auf den Crêtets erbaute sie auch ein neues Schulhaus und bereitet die Vergrösserung der Handelsschule vor. In Les Éplatures errichtete sie ein muster gültiges Schlachthaus, das, mit allen modernsten Bequemlichkeiten versehen, am eröffnet wurde; es kostete rund 1½ Millionen Franken. Gleichfalls in Les Éplatures erstellte sie ein Reserve-Elektrizitätswerk, bei dem die neuesten Verbesserungen in Anwendung kamen und das den in Betrieb gesetzt wurde. Die Kosten belaufen sich ebenfalls auf 1½ Millionen. Der christliche Jünglingsverein gestaltete seine ehemals bescheidene Wohnung auf den Crêtets in ein geräumiges, komfortables Heim um. Endlich hat die Post im Quartier La Charrière, in einem eleganten Bau, der zwar von einem Privaten, jedoch nach den Angaben der Postdirektion aufgeführt wurde, eine Filiale installiert.
Die alten Abzugstrichter, die ehemals den Abfluss der Wasser des Thales in den Doubs ermöglichten, sind jetzt zum grössten Teil wieder geöffnet und man hofft, es werde gelingen, die Thalsohle der Combe Valanvron so zu entlasten, dass sie wieder das Ziel der Spaziergänger wird, wie ehedem; die von der Gemeinde La Chaux de Fonds an Hand genommenen Arbeiten werden eifrig fortgesetzt.