Charmoille
,
deutsch
Kalmis (Kt. Bern,
Amtsbez. Pruntrut).
528 m. Gem. und Pfarrdorf, an der
Allaine in sehr fruchtbarer
Gegend; 6,5 km ö. der Station Alle der Linie
Pruntrut-Bonfol. Postablage, Telephon; Postwagen
Alle-Asuel
(Hasenburg). Eidgenössisches
Zollamt u. Grenzwachtposten. 121
Häuser, 511 kathol. Ew. französischer Zunge. Die Gemeinde grenzt im N. und O. an das Elsass
und wird von W.-O. von der Strasse
Pruntrut-Lucelle-Laufen durchschnitten.
Die Kirchgemeinde Charmoille
,
auch La Baroche geheissen, umfasst Charmoille
,
Frégiécourt,
Pleujouse und einen Teil von
Lucelle. In diesem im N., O. und
S. von 600-800 m hohen Bergketten umgrenzten Thal vereinigen sich bei Charmoille
sechs
Bäche zum Hauptarm der
Allaine.
Aus einer Verwerfung, die das Oxford mit den dem obern Miocän zugehörigen Vogesensanden oder Dinotherium-Schichten
in Kontakt bringt, entspringt etwas s. vom Dorf am Fuss eines Steilhanges die Quelle L'Ante; 1892 gefasst, liefert der Stadt
Pruntrut reichliches und ausgezeichnetes Trinkwasser. Ackerbau, Viehzucht, Holzhandel und Uhrenindustrie. Daneben eine
Ziegelei, Nägelfabrik, Eisengiesserei, Seilerei und Brennerei. Eines wohlverdienten
Rufes erfreut sich das Kirschwasser von
Charmoille.
Der
Ort erscheint urkundlich zu erst 1136 als Chalmillis, das in der Folge zu Calmillis,
Kalmis wurde;
1295: Charmoya, 1340: Charmoilles.
Sehr alte Siedelung; es sind römische Grabstätten, Münzen, Töpfereien und Ziegel gefunden
worden. Der
Turm der Kirche stammt aus dem 12. Jahrhundert, die Kirche selbst ist 1760 neu aufgebaut und
in letzter Zeit restauriert worden. Von der einstigen Burg ist jede Spur verschwunden, doch haben die
Herren von Charmoille
in der Geschichte eine nicht unbedeutende
Rolle gespielt.
Hugo von Charmoille
war ein Verwandter des h. Bernhard,
Ulrich heiratete eine Gräfin von
Nidau, Johannes und Nikolaus von
Charmoille
dienten unter französischen Königen, der eine unter Philipp dem Kühnen, der andere unter
Ludwig dem Zänker. Rudolf von
Habsburgs Heer lagerte während der Belagerung von
Pruntrut 1283 in Charmoille.
Im 16. Jahrhundert
bestand hier eine berühmte Eisengiesserei, die der Stadt
Bern Kanonenkugeln lieferte. Damals war das Dorf überhaupt weit
bedeutender als heute; im 30jährigen Krieg wurde es zunächst durch die Schweden geplündert und in
Asche gelegt, und 2 Jahre später zerstörten die Truppen des Herzogs von Sachsen-Weimar noch das von den Schweden Verschonte.
Heimat des Jesuitenpaters Gobat, dessen Familie zur Zeit der Reformation aus
Crémines ausgewandert war und sich in der
Ajoie
angesiedelt hatte. Auf Gemeindeboden das alte Augustinerpriorat
Miserez mit ausgedehnten Bauten, schöner
gothischer Kirche, einigen Privathäusern, einer
Mühle und
Säge.