Buononcini
oder
Bononcini (spr. -tschihni), drei ital.
Musiker, deren Lebensdaten unsicher sind.
Giovanni Maria Buononcini
, geb.
um 1640 zu Modena, gest. daselbst,
Schüler von Colonna, schrieb Instrumentalstücke, Solokantaten, Madrigale und
Kirchenmusik sowie ein theoretisches Werk: «Musico prattico»
(Bologna 1673; deutsch, Stuttg. 1701). Längeres Leben und
größeren Ruhm erreichten seine beiden
Söhne:
Marc
Antonio Buononcini
, geb. um 1660, gest. wurde
durch seinen
Vater und Colonna gebildet, wandte sich besonders der
Bühne zu und komponierte 1697 für
Wien
[* 2] seine
«Camilla»,
die
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745 als eine der berühmtesten Opern jener Zeit auf allen ital. Theatern Europas zur Aufführung kam. Mehrere ähnliche Werke
entstanden auf den Kunstreisen, die er mit seinem Bruder Giovanni unternahm. Durch seine gediegene, auch im kunstvollen Kontrapunkt
gewandte Meisterschaft erwarb er sich überall einen hochgeachteten Namen. Sein Bruder Giovanni Battista
Buononcini
, geb. gegen 1668 zu Modena, veröffentlichte in Bologna seine ersten Instrumental- und Kirchenstücke, begab sich um 1691 mit
seinem Bruder nach Wien in kaiserl. Dienste,
[* 4] wahrscheinlich als Gambist, und begründete durch Opern seinen Ruf als dramat.
Komponist, z. B. «Serse», «Tullo
Ostilio», «La Fede publica», teils für Wien, teils für ital. Bühnen komponiert. 1703–5 war Buononcini
Hofkomponist
in Berlin
[* 5] und lieferte hier u. a. die Oper «Polifemo».
Dann lebte er teils in Wien, teils in Italien, [* 6] Opern schreibend, z. B. «Endimione» (1706),
«Mario fugitivo» (1708),
«Mucio Scevola» (1710). Um 1720 folgte er einer Einladung nach London, [* 7] wo er in der Familie Marlborough eine mächtige Stütze fand und durch seine seit 1720 komponierten Opern («Astarto», «Griselda», «Farnace», «Astianasse» u. a.) sowie durch Kirchen-und Kammerkompositionen sogar mit Händel zu rivalisieren vermochte. 1731 erlitt sein Ansehen einen vernichtenden Stoß durch die Entdeckung eines von ihm an Lotti begangenen Plagiats, indem er dessen fünfstimmiges Madrigal «In una siepe ombrosa» als das seinige ausgab und aufführen ließ. Später war in Paris, [* 8] 1748 in Wien, wo er die Musik für die Festlichkeiten nach dem Aachener Frieden lieferte, ging dann nach Venedig, [* 9] wo er als Theaterkomponist gestorben sein soll. Er und sein Bruder gehören zu den größten ital. Komponisten ihrer Zeit. Giovannis Hauptwerk ist der «Mario fugitivo» (handschriftlich auf vielen Bibliotheken, Dresden, [* 10] Wien u.s.w.). –
Vgl. Chrysander, «Händel», Bd. 2 (Lpz. 1860).