Buntdruck
(Farbendruck), 1) in der
Buchdruckerkunst aller
Druck in andern
Farben als schwarz. Seine
Geschichte ist fast ebenso alt wie die
Buchdruckerkunst selbst; der
Fust und Schössersche
Psalter mit seinen kunstvollen
Initialen
in
Rot und
Blau und seiner Schlußschrift in
Schwarz und
Rot ist hierfür der sprechendste
Beleg, und das noch vorhandene
Wappen
[* 2] des
Kardinals
Lang v. Wellenburg,
Erzbischofs von
Salzburg,
[* 3] in
Holz
[* 4] geschnitten und gedruckt 1520 in acht
Farben, beweist, daß
man schon damals komplizierte
Arbeiten auszuführen vermochte; gleichwohl sind nur äußerst wenige
Beispiele mehrfacher
Farbendrucke
aus früherer Zeit bekannt. Erst im dritten Jahrzehnt unsers
Jahrhunderts begann man den Buntdruck
wieder mehr
zu pflegen, und es war wohl der
Engländer und
Londoner Buchdruckereibesitzer
William
Savage, welcher die ersten und zugleich
großartigen Erfolge hiermit erzielte; sein Werk »Practical hints on decorative
printing« (Lond. 1822) gibt hiervon ein glänzendes
Zeugnis.
Baxter, der nach ihm kam, konnte sich noch größerer Erfolge in künstlerischer Hinsicht rühmen,
verband aber den
Kupferdruck mit dem Buchdruck bei seinem
Verfahren und verteuerte dasselbe hierdurch. In
Deutschland
[* 5] ging C.
Naumann in
Frankfurt
[* 6] a. M. bahnbrechend vor; diesem folgte
Ed.
Hänel in
Magdeburg.
[* 7] Das
Verfahren des Buntdrucks
erfordert vor
allem aufmerksame und reinliche Behandlung sowohl der zu verwendenden
Farben als der Druckutensilien und
der
Formen.
Die trocknen
Farben werden mit
Wasser,
Spiritus
[* 8] oder
Äther und dann erst mit
Firnis zusammengerieben. Die Verwendung des Buntdrucks
zu industriellen
Zwecken hat einen neuen Aufschwung erhalten durch die 1879 von
Bacon gemachte
Erfindung des teil- und zusammensetzbaren
Farbtisches, bei welchem er denjenigen Teil der Buchdruckschnellpresse, welcher zur Verreibung oder Verteilung
der Druckfarbe dient, aus einzelnen beweglichen
Scheiben verschiedener
Breite
[* 9] herstellte, wodurch es möglich wird, entsprechende
Einrichtung des Druckfarbenbehälters vorausgesetzt, eine Anzahl
Farben in geraden
Linien dicht nebeneinander zu drucken, ohne
daß
¶
mehr
sich dieselben vermischen oder ineinander verlaufen. Dieser Art Buntdruck
gerade entgegengesetzt ist der Irisdruck, bei welchem mit
einer Walze zugleich mehrere Farben derart aufgetragen werden, daß dieselben nach dem Druck zwar selbständig nebeneinander
erscheinen, an ihren Rändern aber, unter Erzeugung von Mischtönen, unmerklich ineinander übergehen und somit einen regenbogenartigen
Effekt hervorbringen. Der Irisdruck wird verwandt zur Darstellung des Himmels bei landschaftlichen Illustrationen,
zu Affichen, Fonds von Wertpapieren etc. Letzterm Zweck dient namentlich auch der Tondruck, in welchem der Untergrund dieser Papiere
in einer matten und zarten Farbe teils von Holzstöcken und Celluloid, teils von Platten in Schriftmetall, Zink etc., mit
oder ohne Schrift und Verzierungen, gedruckt wird; häufig sucht man durch Nachahmung der Farbe des chinesischen Papiers vermittelst
Tondrucks auch Bildern größere Wärme
[* 11] und Weichheit zu verleihen.
Der Gold-, Silber- oder Bronzedruck fällt auch in die Klasse des Buntdrucks;
letzterer hat jetzt, wo billige Bronzen fast in
allen Farben zu erlangen sind, namentlich beim Druck von Warenetiketten u. dgl. große Ausdehnung
[* 12] erlangt.
Der Congrevedruck (s. d.) ist ein fast nur noch in England geübtes Verfahren zur Herstellung mehrfarbigen Druckes, bei welchem
eine Metallplatte in so viele genau ineinander passende Teile zerlegt wird, wie der Druck Farben zeigen soll; diese Teile werden
einzeln eingefärbt, vor dem Druck aber wieder zusammengefügt und dann mit einemmal zum Abdruck gebracht; er dient zur Herstellung
von Fonds zu Wertpapieren, Warenetiketten etc. Man konstruiert auch für Buntdruck
besonders geeignete
Maschinen, sogen. Zwei- und Vielfarbendruckmaschinen (s. Schnellpresse).
[* 13] - 2) Lithographischer Buntdruck
(Chromolithographie), s. Lithographie
und Ölfarbendruck.