Bull-Run
(spr. bull
-rönn), ein
Bach im
NO.
Virginias, der sich in einen Nebenfluß des
Potomac ergießt, hat in dem nordamerikanischen
Sezessionskrieg zwei
Schlachten
[* 2] den
Namen gegeben. Die erste derselben fand statt. Auf unionistischer Seite befehligte
McDowell, ihm gegenüber stand
Beauregard. Die Ungeübtheit des zwar 35,000 Mann starken, aber meist aus
unerprobten
Milizen
bestehenden Bundesheers, die langsame Ausführung
der
Dispositionen, vor allen
Dingen aber das Eingreifen
des südstaatlichen
Generals
Johnston im letzten entscheidenden
Augenblick mit einem frischen Truppenkorps von 3000 Mann, endlich
die
Panik, welche im
Troß und unter den zahlreichen Zuschauern bei der Nordarmee ausbrach, hatten die
Niederlage und den eiligen
Rückzug, zuerst des rechten
Flügels der Nordarmee, zur
Folge.
In der allgemeinen Auflösung hielt nur die Brigade Blenkers die Ordnung beim Zentrum und linken Flügel aufrecht und ermöglichte so einen geordneten Rückzug nach Centreville. Der Verlust der Bundestruppen betrug 1500 Tote und Verwundete, 1216 Vermißte, 28 Kanonen und fast alles Kriegsmaterial. Die Folge der Schlacht war, daß die Sezessionisten ihre Linien bis in die Nähe von Washington [* 3] vorschieben konnten, während im N. eine neue Armee organisiert werden mußte.
Die zweite
Schlacht am Bull-Run
fand 29. und statt. Damals bewerkstelligte McClellan seinen
Rückzug vom
James River nach
Washington, und zur
Deckung desselben sollte
General
Pope von
Washington aus eine
Bewegung nach dem
obern Rapidan machen und dadurch
Richmond bedrohen.
Rasch faßten die
Sezessionisten den
Plan, unbekümmert um McClellan auf
Pope sich zu werfen und einen
Streich gegen
Washington auszuführen.
Pope wich, stets sich verteidigend,
vor dem andringenden
Heer
Lees zurück, mußte indes, auf dem rechten
Flügel von dem
Korps des
Generals
Jackson umgangen, seine
Fronte wechseln und, statt wie bisher über den
Rapahannock zurückzugehen, die
Linie des Bull-Run
zu gewinnen suchen, wo ihm
möglicherweise eine Unterstützung durch McClellan zu teil werden konnte.
Diese letztere aber erfolgte nicht zur rechten Zeit, und so ging auch diese
Schlacht von Bull-Run
für die
Unionisten verloren. Besonders
rühmlich hielt sich dabei das deutsche
Korps unter
General
Sigel. Die
Schlacht, für beide Teile eine der blutigsten des ganzen
Kriegs (der Verlust betrug beiderseits mindestens 10,000 Mann), blieb übrigens ohne entscheidende Nachwirkung; ihr für
die
Unionisten ungünstiger
Ausgang fiel vor allem McClellan zur
Last, insofern er trotz wiederholten Befehls des Kriegsministers
nicht rechtzeitig Verstärkungen von
Alexandria aus zu
Pope hatte stoßen lassen.