Bugenhagen
,
Johann, von seinen Zeitgenossen gewöhnlich Doctor Pomeranus, auch Dr. Pommer genannt, neben Luther und Melanchthon der einflußreichste Vertreter der deutschen Kirchenreformation, geb. 1485 zu Wollin, studierte in Greifswald [* 2] und wurde 1504 Rektor der Schule zu Treptow. Durch Luthers Schrift »Von der babylonische Gefangenschaft« der Reformation gewonnen, ging er 1521 nach Wittenberg. [* 3] Hier wirkte er, durch innige Freundschaft mit Luther verbunden, neben ihm und Melanchthon als Lehrer an der Universität und als Pfarrer. Er verheiratete sich 1522. Nachdem er an der Kirchenvisitation 1528 teilgenommen, folgte er einer Berufung nach Braunschweig [* 4] zur Ordnung des dortigen Kirchenwesens, ebenso 1529 nach Hamburg, [* 5] 1530 nach Lübeck, [* 6] 1535 nach Pommern; [* 7] 1537 begab er sich aber auf mehrere Jahre nach Kopenhagen, [* 8] um die Reformation hier durchzuführen und die Universität umzugestalten.
Die letzten Jahre seines
Lebens nach
Luthers
Tode,
dem er die Leichenpredigt hielt, waren trübe. Zu den Sorgen und dem
Kummer,
welche der
Schmalkaldische
Krieg und das
Interim mit sich führten, und den Streitigkeiten mit den lutherischen
Zeloten, die
auch seine
Rechtgläubigkeit verdächtigten, kam der Verlust des
Gesichts. Er starb Außer
dem großen
Verdienst, welches sich Bugenhagen
durch seine
Kirchenordnungen um die deutsche
Kirche erworben hat, ist
sein
Anteil an der
Lutherschen
Bibelübersetzung rühmend hervorzuheben. Er übertrug dieselbe nachher (1533) ins
Plattdeutsche.
Von seinen zahlreichen
Schriften ist zu erwähnen: »Pomerania«, eine Geschichte
Pommerns, im Auftrag des
Herzogs
Boleslaw geschrieben und lange nach seinem
Tod gedruckt (Greifsw. 1728; neu hrsg. von
Vogt, das. 1857). Bugenhagens
»Kirchenordnung
für die Stadt
Braunschweig« wurde herausgegeben von Hänselmann (Wolfenb. 1885), diejenige für
Hamburg von
Bertheau (Hamb.
1885).
Vgl.
Bellermann, Das
Leben des
Johann Bugenhagen
(Berl. 1859);
Vogt, Bugenhagen
(Elberf. 1868);
Zitzlaff,
Johannes
Bugenhagen
(Wittenb. 1885).