(spr. böckl),HenryThomas, engl. Kulturhistoriker, geb. zu
Lee als Sohn eines
Kaufmanns, trat in das
väterliche
Geschäft, widmete sich aber, als sein
Vater 1840 starb und ihm ein bedeutendes
Vermögen hinterließ, wissenschaftlichen
Studien.
Hallam und namentlich
Bunsen, die seine hervorragende Begabung erkannten, gewannen nachhaltigen
Einfluß auf ihn. Als Schriftsteller trat Buckle zuerst mit
»Essays« hervor, zunächst »On liberty« und sodann »On
the influence of women«.
Sein lange vorbereitetes, leider unvollendetes, in viele
Sprachen übersetztes Hauptwerk ist die »History of civilisation in
England« (5. Aufl. 1874; deutsch, 6. Aufl.,
Leipz. 1881). Das übrigens ziemlich formlos angelegte Werk erregte ungeheures Aufsehen und eine
lebhafte
Diskussion. Bewundernswert sind der Fleiß der Forschung, die große Belesenheit, der eindringende
Scharfsinn, die
philosophische
Anlage, mit welcher Buckle überall das allgemeine
Gesetz herauszufinden und festzustellen sucht; aber nicht geringer
sind auch die
Einseitigkeit und die doktrinäre Übertreibung, womit er auf alle Vorgänge der Geschichte
das
Gesetz der
Kausalität in materialistischem
Sinn anwendet, ohne das
Moment der
Freiheit zu seinem
Recht kommen zu lassen. Die
psychologische Betrachtung verschwindet vor dem empirisch gewonnenen
Naturgesetz strengster
Kausalität, dem gegenüber das
Individuum nichts ist. Nach Vollendung des zweiten
Bandes unternahm Buckle im
Oktober 1861 eine
Reise nach dem
Orient, erkrankte aber unterwegs am
Typhus und starb in
Damaskus. Nach seinem
Tod erschienen die »Miscellaneous and
¶
mehr
posthumous works« (hrsg. von H. Taylor, Lond. 1872, 3 Bde.); seine
kleinern »Essays« wurden übersetzt von Asher (Leipz. 1867).
Vgl. Huth, Life and writings of Buckle (Lond. 1880, 2 Bde.;
im Auszug deutsch von Katscher, Leipz. 1881).
(spr. böckl), Henry Thomas, engl. Kulturhistoriker, geb. zu Lee bei London,
[* 3] widmete sich, als sein
Vater, ein Kaufmann, der ihn in sein Geschäft aufgenommen hatte, 1840 mit Hinterlassung eines bedeutenden Vermögens starb,
ganz litterar. Studien, beherrschte 1850 achtzehn fremde Sprachen und hatte 22000 Bände durchgearbeitet.
Nachdem er sich mit Essays «On liberty» und «On
the influence of women on the progress of knowledge» versucht hatte, trat er mit Bd. 1 einer
durch langjährige Untersuchungen vorbereiteten «History of civilization in England»
(Lond. 1857 u. ö.; Lpz. 1865; deutsch
von Ruge, 6. Aufl., 2 Bde., Lpz.
1881, und von Ritter, 5 Bde., Berl.
1870) hervor, worin er aber vor allem Spanien,
[* 4] Frankreich und Schottland in den Kreis
[* 5] seiner Betrachtungen zieht.
Das Werk erregte allgemeines Aufsehen, zum Teil heftigen Widerspruch. Man warf Buckle nicht mit Unrecht doktrinäre Einseitigkeit
und Hang zu einer materialistischen Weltanschauung vor (vgl. Drummond,
Free will in relation to statistics, reply to objections advanced to the doctrine of free will by Mr. Buckle, 1860; Fischer, Über das
Gesetz der Entwicklung auf psychisch-ethischem Gebiete, mit Rücksicht auf T. Buckle, 1875); trotzdem hat er das Verdienst
vielseitigster Anregung, indem er den Weg zu bisher nicht erreichten philos. und kulturhistor. Ergebnissen
zeigte. Nach Herausgabe von Bd. 2 unternahm Buckle Okt. 1861 eine
Orientreise, starb aber zu Damaskus Aus dem Nachlasse erschienen: «Miscellaneous
and posthumous works of H. T. Buckle. Edited with a biographical notice by HelenTaylor» (3 Bde., Lond.
1872; neue Ausg. von Allen, 2 Bde., ebd. 1885) und «Essays»
(Lpz. 1867; deutsch von Asher, ebd. 1867). -
Vgl. Huth, The life and writings of H. T. Buckle (Lond. 1880; deutsch im Auszug von
Katscher, Lpz. 1881);
Glennie, Pilgrim memoiries, or travels and discussions in the birth of countries
of christianity, with the late H. T. Buckle (Lond. 1875; 3. Aufl.
1880).