(spr. böckinghäm), alte Stadt in der nach ihr benannten engl.
Grafschaft, an der
Ouse, aber infolge eines
Brandes 1724 ganz ohne
Altertümer. Es hat (1881) 3585 Einw., eine Lateinschule und
etwas Spitzenklöppelei.
Eine 3 km lange Ulmenallee verbindet es mit
Stowe, dem prächtigen Landsitz des
Herzogs von Buckingham, dessen Kunstschätze 1852 verweigert wurden.
(spr. böckinghäm), eins der ältesten engl. Adelsgeschlechtern
benannt nach der gleichnamigen
Grafschaft (s.
Buckinghamshire). Als erster
Graf von Buckingham wird
WalterGifford erwähnt, der von
Wilhelm
dem Eroberer mit dieser
Grafschaft belehnt ward, die aber, da
Giffords Sohn ohne männliche Nachkommen
starb, der
Krone wieder zufiel. Im J. 1377 wurde König
Eduards III. jüngster Sohn,
Thomas vonWoodstock, zum
Grafen von Buckingham erhoben.
Nach dessen Ermordung (1397) ging die
GrafschaftBuckingham 1445 auf
Edmund,
Grafen von
Stafford, den Gemahl der
einzigen Tochter des
Herzogs von
Gloucester, über. Er war der erste
Herzog von Buckingham, vom König
Heinrich VI. dazu ernannt. Da
dessen Sohn Humfred mit ihm in der
Schlacht bei St.
Albans fiel, so erbte sein Enkel
Heinrich den Herzogstitel.
Dieser, der im
Interesse des
HausesYork erzogen war, war der treue
GehilfeRichards III. bei allen Gewaltstreichen,
durch welche der letztere die
Krone usurpierte, und wurde vom König mit
Ehren, Ämtern und Besitzungen reich belohnt, empörte
sich aber nichtsdestoweniger aus
Eitelkeit und
Ehrgeiz und ward, als sein
Aufstand fehlschlug, 1483 hingerichtet.
Seinen Sohn
Eduard setzte
Heinrich VII. wieder in die väterlichen
Titel und Besitzungen ein,
Heinrich VIII. erhob ihn
überdies zum Großconnetable. Aber
KardinalWolsey klagte ihn als einen Nachkommen
Eduards III. des
Hochverrats an, und
Eduard
wurde, obwohl seine Unschuld nicht wohl bezweifelt werden konnte, zu
London
[* 2] 1521 enthauptet. Daraus
gab es ein
Jahrhundert hindurch
keineHerzöge von Buckingham, bis König
Jakob I. seinen Günstling
GeorgeVilliers (s. unten) 1623 zum
Herzog von
Buckingham erhob. Jedoch erlosch schon 1688 das
¶
Nach seiner Rückkehr nach England veranlaßte Buckingham den König im Einvernehmen mit dem Parlament und der öffentlichen Meinung,
an Spanien
[* 6] den Krieg zu erklären, vor dessen Beginn jedoch Jakob 1625 starb. Als nun aber Buckingham die französische
HeiratKarls I. vermittelte, erhob sich eine lebhafte Opposition gegen den vom Vater auf den Sohn übergegangenen günstling.
Freilich schützte Karl denselben, löste, um ihn vor einer drohenden Anklage zu retten, das Parlament auf und
bestätigte ihn in allen seinen Würden.
Als aber sowohl der Krieg gegen Spanien als ein andrer gegen Frankreich, den Buckingham leichtsinnig begann, höchst unglücklich geführt
wurden, als insbesondere die von Buckingham persönlich befehligte Expedition nach La Rochelle und der InselRé 1627 kläglich scheiterte,
steigerte sich die Erbitterung gegen den Herzog immer mehr, und das Volk betrachtete es fast als eine Erlösung,
daß derselbe von einem verabschiedeten Leutnant, John Felton, aus Privatrache zu Portsmouth
[* 7] ermordet wurde. Der
König ließ den Leichnam zu London in der KapelleHeinrichs VII. beisetzen. Um die UniversitätCambridge machte sich Buckingham durch
eine in Holland angekaufte Sammlung orientalischer Manuskripte verdient.
Erst nachRich. Cromwells Rücktritt wurde er freigelassen. Karl II. ernannte ihn in rascher Folge zum Kammerherrn, Mitglied des
GeheimenRats, Lord-Lieutenant der GrafschaftYork, Großstallmeister etc. und gab ihm seine Güter und den
Herzogstitel zurück. 1669 war er Mitglied des absolutistischen und papistischen Cabalministeriums (s. d.), trat nach dessen
Auflösung in das Parlament und erklärte sich gegen den Testeid und die vom König verfügte Parlamentsverlängerung, weshalb
er sogar aus kurze Zeit im Tower saß.
Nach Karls II. Tod zog er sich von allen öffentlichen Geschäften zurück und verfaßte unter andern Schriften
ein Lustspiel: »The Rehearsal« (Lond. 1671), eine geistreiche
Satire auf Drydens dramatische Modedichtung;
Mit seinem erfolgten Tod erlosch die Hauptlinie des alten
HausesVilliers; von Nebenzweigen desselben stammen die Grafen von Jersey und von Clarendon. Eine (unvollständige) Sammlung seiner
Werke erschien in London zuletzt 1764 in 2 Bänden.
Als Jakob II. den Thron
[* 10] bestieg, wurde Buckingham zum Mitglied des GeheimenRats und zum Großkammerherrn ernannt, näherte sich der
katholischen Kirche und ward Mitglied der kirchlichen Kommission, unterwarf sich aber nach JakobsFlucht 1688 Wilhelm III., der
ihn 1694 zum Marquis von Normanby und Mitglied des Kabinettsrats ernannte. Nach der Thronbesteigung der
KöniginAnna, nach deren Hand
[* 11] er früher einmal vergeblich gestrebt hatte, wurde er zum Geheimsiegelbewahrer und 1703 zum Herzog
von Normanby und Buckingham ernannt, legte aber, mit Marlborough zerfallen, seine Ämter nieder und ging zu den Tories über. 1710 wurde
er nach MarlboroughsSturz Lordkammerherr des königlichen Haushalts und Präsident des GeheimenRats.
Nach AnnasTod war er bis zur Ankunft Georgs I. von Hannover
[* 12] Mitglied der Regentschaft. Später trat er nur in der Opposition gelegentlich
hervor und widmete sich der Ausarbeitung zweier Trauerspiele: »Cäsar« und »Brutus«, unglücklicher NachahmungenShakespeares. Seine »Memoirs« sind geistreich, unterhaltend und elegant
geschrieben. Seine Hauptwerke sind: »Essay on poetry« und »Essay on satire«, voll Witz und Geschmack, aber ohne originale Schöpferkraft.
Das erstere Gedicht verdankt viel der Feile
[* 13] des jungen Pope. Die gesammelten Werke erschienen zu London 1723 und 1729 (2 Bde.).
Er starb mit seinem einzigen Sohn, Edmund, erlosch 1735 das HausSheffield.
4) RichardPlantagenet, Herzog von und Chandos, geb. führte bis 1822 den NamenGraf-Temple, von da an bis zum Tod
seines Vaters, des am verstorbenen Richard Buckingham, ersten Herzogs von Buckingham, den eines Marquis von Chandos.
Er kam früh ins Parlament, wo er sich den Tories anschloß und für die Korngesetze und die Interessen der großen Grundbesitzer
eintrat, machte sich aber zugleich bei der Landbevölkerung durch populäres, gastfreies Wesen so beliebt, daß er den¶
mehr
Namen the farmer's friend (der Pachterfreund) erhielt. Nach seines VatersTod 1839 dem Oberhaus angehörend, ward er 1841 in
SirRobertPeels zweitem MinisteriumGroßsiegelbewahrer, trat jedoch 1842, da er die Herabsetzung der Kornzölle mißbilligte,
zurück. Zufolge seiner verschwenderischen Lebensweise ward er 1848 bankrott und zog sich nun fast ganz
von dem politischen Schauplatz zurück, nur daß er im Oberhaus stets im Sinn der Protektionisten stimmte. Er starb Aus
den in seinem Familienarchiv vorhandenen Dokumenten und Korrespondenzen veröffentlichte er: »Memoirs of the court of George
III. and the regency« (neue Aufl., Lond. 1860, 2 Bde.);
1) Buckingham, Buckinghamshire (spr. böckinghämmschir) oder Bucks, Grafschaft im mittlern England, hat 1930,89 qkm und (1891) 185190
E., wird im Süden von der Themse, im übrigen von den GrafschaftenBerkshire, Middlesex, Hertford, Bedford, Northampton und Oxford
[* 17]
begrenzt. Die der Kreideformation
[* 18] angehörigen, bis 276 m aufsteigenden Chilternhügel scheiden die Grafschaft
in einen Nordwest- und einen Südostteil. Westlich liegt die Thalebene von Aylesbury, einer der reichsten Weidebezirke Englands.
Im Norden
[* 19] besteht der Boden aus Thon, Kies und Sand.
Südlich von den Hügeln kommt fruchtbarer Lehmboden vor. Die Themse empfängt hier die Colne und Thame,
beide fischreich, aber nur erstere auf kurzer Strecke schiffbar. Durch Themse und Kanäle, namentlich den Grand-Junction-Kanal,
sowie durch Eisenbahnen steht Buckingham mit London und den Küsten in Verbindung. Etwa die Hälfte der Fläche ist angebaut, die andere
besteht aus Grasland. Ackerbau und Viehzucht
[* 20] sind die Haupterwerbszweige. Wichtig ist die Schaf-, Schweine-
und Geflügelzucht.
Bergbau
[* 21] fehlt, und der Mangel an Kohlen erklärt die geringe Fabrikthätigkeit, die sich auf Seidenspinnerei, Spitzen-, Papier-
und Strohhutmanufaktur beschränkt. Die Hauptstadt ist Aylesbury (s. d.). Der Name Buckingham rührt von den Buchenhainen her, die
ehemals die Grafschaft bedeckten. – 2) Municipalstadt in der Grafschaft Buckingham, nordwestlich von Aylesbury,
an der Ouse, hat (1891) 3364 E., eine Lateinschule, Handwerkerinstitut, eine 1708 erbaute Kirche; Ackerbau und Spitzenklöppelei.
In der Nähe der berühmte Landsitz Stowe (s. d.) des Herzogs von Buckingham.
(spr. böckinghämm), engl. Grafen und Herzöge. Als erster Graf von Buckingham wird WalterGiffard
erwähnt, der von Wilhelm dem Eroberer mit der Grafschaft Buckingham belehnt wurde, die aber, da Giffards Sohn ohne männliche Nachkommenschaft
starb, der Krone wieder anheimfiel. Nach längerer Erledigung kam sie 1377 an Thomas vonWoodstock, den jüngsten 1385 zum Herzog
von Gloucester erhobenen Sohn Eduards Ⅲ., der 1397 ermordet wurde. Er hinterließ einen Sohn, Humphrey,
Grafen von Buckingham, gest. 1399, und zwei Töchter, von denen die jüngere den Grafen Essex, die ältere, Anna, Edmund Grafen von Stafford
heiratete, der 1403 bei Shrewsbury fiel, und dessen Sohn Humphrey 1444 von Heinrich Ⅵ. zum Herzog von Buckingham erhoben wurde. Er
fiel den bei Northampton und, da sein Sohn Humphrey, Graf von Stafford, schon 1455 bei St. Albans
erschlagen war, so folgte ihm sein Enkel Henry, zweiter Herzog von Buckingham, der Helfer Richards Ⅲ. bei der Erwerbung der Krone.
Er wurde von diesem mit Belohnungen überhäuft, warf sich aber dennoch zum Führer der ersten Empörung
gegen Richard 1483 auf und wandte sich nun an den andern Thronbewerber HeinrichTudor (Heinrich Ⅶ.), von dem er eine gleiche
Vergrößerung seiner Macht erwartete.
Jedoch das Vorhaben wurde entdeckt und Buckingham zu Salisbury hingerichtet. Sein von Heinrich Ⅶ. in Würde und
Besitz wieder eingesetzter Sohn Edward zog sich durch leichtfertige Äußerungen, die er über sein Verhältnis zum König
that, eine Hochverratsklage zu; Heinrich Ⅷ. ließ ihn 1521 zum Tode verurteilen und hinrichten. Kardinal Wolsey, den man
der Urheberschaft hierbei beschuldigte, hat weder gegen noch für in dieser Angelegenheit gehandelt. Mit
Edward erlosch der Herzogstitel, sein Sohn blieb nur GrafStafford.
durch seine glänzende Erscheinung, sein außerordentlich gewinnendes Wesen und war bald der allmächtige Mann am Hofe. Zunächst
war er für Jakob ein williger Helfer in dessen schwächlicher Politik gegenüber Spanien, so bei dem Plan einer persönlichen
Brautwerbung des von Buckingham begleiteten Thronfolgers Karl inSpanien (1623). Dadurch hoffte Jakob die span.
Politik seinen Plänen gewinnen zu können und erhob Villiers während dessen Abwesenheit zum Herzog von Buckingham. Als Karl ohne Erfolg
heimkehrte, wußte Buckingham seine hierdurch gefährdete Stellung geschickt zu behaupten, indem er sein Verfahren vor dem ohnehin
Spanien feindlichen Parlament rechtfertigte und nun, mit der Unterhausmehrheit hinter sich, den König
selbst von seiner span. Politik abdrängte (1624). An Stelle des span. trat ein franz. Ehevertrag für Karl; Buckingham knüpfte mit
den Niederlanden an, die 1621 den Kampf gegen Spanien wieder aufgenommen hatten, und nötigte Jakob zum Aufgeben seiner polit.
Lieblingsidee. Vor allem stand Buckingham fest in seinem Amte, als KarlI. den Thron bestieg (1625), dem er als Begleiter
und Lehrer der vertrauteste Freund geworden war. Obgleich beide in der zuvor vom Parlament geforderten, Spanien feindlichen
Politik beharrten, so brach doch der alte Hader zwischen König und Parlament über innere Fragen auch unter Karl I. wieder
aus, und sofort trat Buckingham als Verfechter der Krone auf. Die Versuche, die er machte, trotz des Parlaments
Erfolge in einem Unternehmen gegen Cadiz
[* 24] zu erringen, schlugen fehl.
Ein neues Parlament (1626) schritt zum unmittelbaren Angriff gegen den Minister, und schon hatte das Unterhaus die Anklage gegen
ihn erhoben, als Karl es auflöste. Durch Zwangseintreibungen suchte sich Buckingham die Mittel zur Unterstützung
der Hugenotten gegen die Regierung Frankreichs zu verschaffen, aber das von ihm selbst geführte Flottenunternehmen gegen
die Insel Ré vor La Rochelle (1627) mißglückte kläglich. Ein neues Parlament, das eine besondere Remonstranz gegen Buckingham vorbereitete,
löste der König auf, Buckingham rüstete eine neue Flotte zum Ersatz La Rochelles aus, wurde
aber zu Portsmouth von einem erregten Fanatiker, John Felton, ermordet. Buckingham war ein Mann von hochfliegenden Ideen
und polit. Begabung, aber ohne den Fleiß zu umsichtiger Vorbereitung und ohne die Kraft
[* 25] zu nachdrücklicher Vollführung.
Vor allem stieß er die Menschen durch seinen Hochmut, seine Eitelkeit in Putz und Kleidung, seine Genußsucht
und Liebesabenteuer ab. -
Vgl. Gardiner, History of England from the accession of James I., Bd. 5 und 6 (Lond. 1884 fg.).
Des vorigen Sohn, GeorgeVilliers, Herzog von Buckingham, engl. Staatsmann unter Karl II., geb. wurde
mit seinem Bruder Francis nach WeisungenKarls I. erzogen, der die Zuneigung zum Vater auf die Söhne übertrug. Er rettete sich
nach Karls I. Gefangennahme und dem Unterliegen der Königlichen mit dem Prinzen von Wales, den er auch nach Schottland begleitete.
Nach der Niederlage bei Worcester 1651 floh er nach Frankreich, konnte aber unter dem Schutz des Generals
Fairfax, dessen Tochter er heiratete, nach England zurückkehren.
Von Cromwell gefangen genommen, wurde er bald wieder durch die veränderte Lage der Dinge befreit. Nach der Restauration wurde
er der Günstling Karls II. und Mitglied des Cabal-Ministeriums (1669). Als das Ministerium zerfiel, blieb
Buckingham im Amte, obgleich das Unterhaus seine
Absetzung forderte (Jan. 1674), schied aber vor dem neuen Zusammentritt des
Parlaments 1675 freiwillig aus. Im Oberhause gehörte er dann zur Opposition gegen Danby und gegen dessen Theorie des Nichtwiderstandsrechtes
der Unterthanen gegenüber dem König. Weil er nach einer langen Parlamentsvertagung (Febr. 1677) die rechtliche
Gültigkeit des damaligen Unterhauses bestritt, mußte er auf dessen Forderung in den Tower.
Als Ludwig XIV. den König wie die führenden Parlamentsmänner im Interesse seiner Politik 1680 zu neutraler Haltung bearbeiten
ließ, zeigte sich auch Buckingham für franz. Geld empfänglich. Karls II. Nachfolger, Jakob II., entfernte ihn
vom Hofe; er starb zu Kirkby in Yorkshire. Buckingham war von hohem Geist, auch wissenschaftlichen Interessen zugewendet,
aber vor allem genußsüchtig und grundsatzlos, ein echter Repräsentant der gesunkenen menschlichen und polit. Moral der
engl. Restaurationsepoche. In einem von ihm verfaßten Lustspiel «The Rehearsal» verspottete er die dramat.
Modedichter der Zeit. Eine Sammlung seiner Schriften (2 Bde.), die nicht sehr zuverlässig ist, erschien 1704 und 1764 in
London. Mit ihm starb die herzogl. Linie seines Hauses aus.
Im J. 1784 wurde der Titel Marquis von Buckingham verliehen an George, GrafTemple (geb. 1753, gest. 1813), aus der
Familie Grenville (s. d.), die ihren Stammbaum auf Isabella, eine Tochter WalterGiffards, des ersten Grafen von Buckingham, zurückleitete.
Er nahm auch die beiden Familienzunamen Temple und Nugent an. Als Marquis von Buckingham folgte ihm sein älterer Sohn Richard (geb.
1776), der sich noch zwei Familienzunamen Brydges und Chandos beilegte. Er wurde als Gatte der Erbin
des letzten Herzogs von Chandos zum Herzog von und Chandos erhoben und starb
Bei der Landbevölkerung war er höchst populär und erhielt den Namen: The farmer's friend (der Pächterfreund). Nachdem
er 1839 als Herzog von Buckingham. Ins Oberhaus getreten war, wurde er 1841 in Sir R. Peels Ministerium Großsiegelbewahrer, trat jedoch
schon 1842 wieder zurück, da er seine Zustimmung zur Herabsetzung der Kornzölle nicht geben wollte.
Schon seines Vaters kostspielige Liebhabereien hatten das Familienvermögen stark angegriffen, die gleiche Verschwendungssucht
und obendrein höchst verfehlte Landspekulationen des Sohnes führten 1848 den völligen Bankrott herbei. Das Familienmajorat
wurde zum Besten derGläubiger verpachtet, der Herzog auf eine von seinem Sohne, dem Marquis von Chandos,
ihm gezahlte Rente angewiesen. Seitdem zog er sich fast ganz von dem polit. Schauplatz zurück. Er starb Aus den
Schätzen seines Familienarchivs gab er heraus «Memoirs of the court and cabinets
of George III.» (4 Bde., Loud. 1855),
«Memoirs of the court of George IV.» (2 Bde., ebd. 1859)
und
¶
«Memoirs of the court and cabinets of William IV and Victoria» (2 Bde.,
ebd. 1861), die ein helles Licht
[* 30] auf die Intriguen der Hofparteien während des 19. Jahrh. werfen, aber auch durch die offen
dargelegten Blößen hochgestellter und zum Teil noch lebender Personen viel Ärgernis erregten. Nach seinem Tode erschien
noch «The private diary of Richard, first duke of Buckingham» (3
Bde., Lond. 1862).
Richard Plantagenet CampbellTemple-Nugent-Brydges-Chandos-Grenville, dritter Herzog von Buckingham, der einzige Sohn des vorigen, geb.
war zuerst als Marquis von Chandos 1846-57 Unterhausmitglied für die Stadt Buckingham sowie 1852 Lord des Schatzes
unter Derby, 1862 königl. Kommissar bei der internationalen Ausstellung, in Graf Derbys drittem Ministerium
Präsident des Staatsrats, dann März 1867 bis Dez. 1868 Staatssekretär für die Kolonien. Nach der Rückkehr der Konservativen
wurde er 1875 Gouverneur von Madras, aber 1880 nach dem SturzeBeaconsfields abberufen. Mit Energie hatte er 1876-77 die in
seinem Bezirk wütende Hungersnot zu lindern gesucht. Er starb in London. Mit ihm erlosch die Herzogswürde von
und Chandos.