Brunnow
,
Philipp, Graf von, russ. Diplomat, geb. zu Dresden, [* 2] studierte von 1815 bis 1818 in Leipzig [* 3] Jurisprudenz und Staatswissenschaften und trat dann in den russischen Staatsdienst. Nachdem er bei mehreren Gesandtschaften und in der nächsten Umgebung Nesselrodes verwendet worden, auch dem Feldzug gegen die Türken 1828 und 1829 als Zivilkommissar beigewohnt hatte, wurde er 1839 Gesandter in Stuttgart [* 4] und 1840 Botschafter in London. [* 5] Hier kam unter seiner besondern Mitwirkung der Vertrag vom zu stande, in welchem sich Rußland, Österreich, [* 6] Preußen [* 7] und England mit Ausschließung Frankreichs zur Friedensstiftung im Orient einigten.
Sein Werk vornehmlich war auch das
Londoner
Protokoll vom durch welches die
Interessen Rußlands und
Englands im
Norden
[* 8] Europas solidarisch verbunden werden sollten. Infolge der orientalischen Verwickelungen 1854 abberufen, ward er im
Oktober 1855 zum
russischen
Gesandten am
Bundestag zu
Frankfurt
[* 9] ernannt. Der Thronwechsel in Rußland führte Brunnow
auf den
Schauplatz der großen diplomatischen Thätigkeit zurück. Im
Verein mit dem
Grafen
Orlow vertrat er Rußland auf dem
Friedenskongreß
zu
Paris
[* 10] von 1856, ging dann 1857 als Gesandter nach
Berlin,
[* 11] kehrte aber im März 1858 in gleicher
Eigenschaft nach
London
zurück und ward zum
Rang eines
Botschafters erhoben. Es gelang ihm indessen nicht, das alte gute Einvernehmen zwischen
Rußland und
England herzustellen; namentlich 1863 während der
Verhandlungen über
Polen hatte er einen harten
Stand.
Mehr Sympathien bei dem englischen Volk fand er als Vertreter Rußlands bei den Konferenzen, welche 1864 wegen Schleswig-Holsteins stattfanden, und wo er mit großem Eifer, obwohl vergeblich, das dänische Interesse verfocht. Auch wohnte er wegen der luxemburgischen Angelegenheiten dem Londoner Kongreß von 1867 bei. Im Juni 1870 ging er als Botschafter nach Paris, wurde aber im Februar 1871 in gleicher Eigenschaft abermals in London akkreditiert und wohnte hier der Pontuskonferenz bei. Er wurde 1871 in den Grafenstand erhoben. Im Juli 1874 zog er sich wegen hohen Alters von seinem Botschafterposten zurück und starb in Darmstadt. [* 12]