Bezirkshauptstadt im schweizer. Kanton Aargau,
[* 2] in anmutiger
Lage rechts an der merkwürdig eingeengten
Aare, über welche eine
einbogige
Steinbrücke führt, und an der
Eisenbahn von
Aarau
[* 3] nach Zürich,
[* 4] betreibt
Obst- und Weinbau, Baumwollweberei, Strumpfwirkerei
und hat (1880) 1435 Einw. Ganz in der
Nähe, unweit der Mündung der
Reuß
[* 5] in die
Aare, liegen der ehemalige
Bischofsitz
Windisch (s. d.), wo sich die Reste des alten Vindonissa finden, und die
ehemalige
AbteiKönigsfelden; 1 km aufwärts an der
Aare das Schwefelbad
Schinznach und diesem gegenüber
SchloßHabsburg.
17051 Ew. mit 3690 Haushaltungen in 2587 Häusern; 15724 Reformierte und 1233 Katholiken. 113 Ew. auf den km2. Wird von
der Aare durchflossen und grenzt im S. an die Bezirke Lenzburg und Aarau, im W. an Aarau und Laufenburg,
im N. an Laufenburg
und Zurzach und im O. an Zurzach und Baden.
Hauptbeschäftigung der Bewohner sind die in den letztvergangenen Jahren in starkem Aufschwung begriffene Viehzucht und
Weinbau. Die Viehstatistik ergibt folgenden Bestand:
1876
1886
1896
1901
Hornvieh
5285
5936
6798
6682
Pferde
273
254
305
345
Schweine
3030
2540
2941
2798
Ziegen
1644
1990
1921
1673
Schafe
81
102
142
28
Bienenstöcke
1124
1392
1475
1531
Die landwirtschaftliche Genossenschaft des Bezirkes hat ihren Sitz in Brugg, wo sie ein grosses Verkaufslager
unterhält. Sehr fruchtbar ist namentlich das Gebiet ö. der Aare, während der w. von ihr gelegene u. schon dem Jura angehörende
Teil des Bezirkes grosse Wälder, Wiesen und Weiden trägt und nur wenige Aecker und etwas Reben, und auch diese hauptsächlich
nur in den Thälern, aufweist. Mergel und Gips. Mineralquellen in Schinznach. Die in Brugg und Umgebung
besonders entwickelte industrielle Thätigkeit ist von Bedeutung. Der Bezirk wird von den Eisenbahnlinien Zürich-Aarau, Zürich-Basel
und Wohlen-Brugg und von den Strassen rechts und links der Aare, längs der Reuss, Brugg-Laufenburg und Brugg-Frick (Bötzberg)
durchzogen.
(Kt. Aargau,
Bez. Brugg). 355 m. Gem. und Städtchen, Hauptort des Bezirkes Brugg; 16 km nö. Aarau, an der Aare; Station
der Linien Zürich-Aarau, Zürich-Basel und Brugg-Wohlen. Postwagen nach Remigen und
Villigen. Postbureau, Telegraph, Telephon. 297 Häuser, 531 Haushaltungen
und 2325 Ew., wovon 1896 Ref. u. 429 Kath. Mit der ehemaligen Gemeinde Altenburg, die am mit
Brugg vereinigt wurde: 335 Häuser, 2640 Ew. Sitz des Sekretariates des schweizerischen Bauernbundes.
Brugg ist sehr schön gelegen; über die hier stark eingeengte Aare führt eine Steinbrücke. Eidgenössischer Waffenplatz
für die Geniewaffe. Lebhafte industrielle Thätigkeit: Fabriken für chemische Produkte, elektrische Kabel,
Hemdenkragen;
Der industriellen Entwicklung ist namentlich die Einrichtung eines
Elektrizitätswerkes zu Gute gekommen. Neue Kaserne. Sekundarschulen, landwirtschaftliche Winterschule. Museum. Jährliches
Jugendfest, der sog. Rutenzug; wahrscheinlich ältestes Fest dieser Art in der Schweiz. In der Umgebung
römische Altertümer; Römerstadt Vindonissa. Bronzedolche und gallische Münzen. Eigentum der Grafen von Habsburg, blieb
Brugg in österreichischem Besitz bis zur Eroberung des Aargaus durch die Berner 1415. 1444 von Thomas von Falkenstein genommen
u. durch Feuer zerstört. Der «SchwarzeTurm» datiert aus dem Mittelalter. Die in einer dem Turm gegenüberliegenden
Mauer angebrachten «Hunnenköpfe» befinden sich heute im Museum von
Aarau. Heimat des Chronisten Thüring Frickart, der helvetischen Staatsminister Stapfer und Rengger, des durch seine philosophischen
Schriften wohlbekannten Arztes Zimmermann, des Dichters Abraham Emanuel Fröhlich und des klassischen Philologen Rudolf Rauchenstein.
(Kt. Aargau,
Bez. Brugg).
Bibliographie. S. Heuberger: Geschichte derStadt Brugg bis zum Jahre 1415. Brugg 1900. -
J. J. Bäbler: Thomas vonFalkensteinund der Ueberfall von Brugg.Aarau 1867. - S. Heuberger: Brugg im 19. Jahrh. (Taschenbuchder historischen Gesellschaft desKantons Aargau).
Aarau 1904. - BruggerNeujahrsblätter. I.-XX. Brugg 1890-1909.
1) Bezirk im schweiz. Kanton Aargau,
hat (1888) 16 423 E., darunter 821 Katholiken
und 26 Israeliten in 35 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Bezirks in 334 m Höhe, 19 km nordöstlich von Aarau, in freundlicher,
wein- und kornreicher, sehr gewerbfleißiger Gegend an der Aare, die hier durch ein enges Felsbett strömt
und von einer Steinbrücke (16. Jahrh.) mit einem Bogen
[* 6] überspannt wird, an den Linien Zürich-Turgi-Aarau und Brugg-Basel (58
km, Bötzbergbahn) der Schweiz.
[* 7] Nordostbahn, hat (1888) 1572 E., darunter 166 Katholiken, Post, Telegraph,
[* 8] eine 1504 geweihte
Kirche, ein altertümliches Rathaus, eine Sekundär- und Elementarschule sowie mehrere Fabriken und
ist eidgenössischer Waffenplatz für die Genietruppen. Der «schwarze Turm»
[* 9] an der Brücke
[* 10] ist spätröm. Ursprungs, die obere
Hälfte im 15. Jahrh. erneuert. - Auf der Halbinsel zwischen der Aare und der Reuß gründeten die Römer
[* 11] die Stadt Vindonissa,
eine der ansehnlichsten helvet.
Städte, später Bischofssitz, die der Zerstörung durch die Alamannen, Hunnen und Franken erlag. Auf dem
Boden der röm. Stadt liegen jetzt die Ortschaften Brugg, Windisch, Altenburg,
[* 12] Oberburg und die ehemalige Abtei Königsfelden,
an der Stelle, wo 1308 König Albrecht I. von Joh. Parricida ermordet wurde. Zum
Andenken an den Ermordeten gründete seine
Gemahlin Elisabeth mit ihrer Tochter, der Königin Agnes von Ungarn,
[* 13] 1310 hier ein Minoriten- und Klarissinnenkloster.
Die Abtei wurde 1528 aufgehoben; das Gebäude, Hospital, später Irrenanstalt, wurde 1872 zu einer großartigen Heilanstalt
für Geisteskranke umgebaut. Der Chor der Kirche hat Glasgemälde aus dem 14. Jahrh. und im hintern Teil das Grabmal des
bei Sempach gefallenen HerzogsLeopold. Schon im 10. Jahrh. war ein ummauerter Ort und einer der Sitze der Grafen von Habsburg,
deren Stammburg 3 km südwestlich, oberhalb des Schwefelbades Schinznach liegt; 1284 erhielt die Stadt Marktrecht, 1415 kam
sie an Bern
[* 14] und 1444 wurde sie in dem alten Züricherkriege von den Freiherren von Falkenstein überfallen und
nochmals eingeäschert (Mordnacht von Brugg).