(spr. -sso),JeanPierre, franz. Revolutionsmann, geb. zu
Warville bei
Chartres als der 13. Sohn eines
Gastwirts, widmete sich der
Advokatur, gewann durch seine
»Théorie des lois criminelles«
(Par. 1780, 2 Bde.) den Beifall
Voltaires und d'Alemberts und wurde durch seine »Bibliothèque des lois criminelles«
(das. 1782-86, 10 Bde.) in weitern
Kreisen bekannt. Wegen einesPamphlets gegen
Marie Antoinette (vom
Marquis von Pelleport), für dessen Verfasser
man ihn hielt, kam er 1784 in die
Bastille, ward aber nach vier
Monaten auf Betrieb des
Herzogs von
Orléans
[* 2] freigelassen, trat
in die
Kanzlei des letztern und sollte wegen eines dort vorbereiteten
Komplotts verhaftet werden, entkam aber nachLondon,
[* 3] wo er in die
Gesellschaft für Abschaffung des
Negerhandels eintrat und in einer
Zeitschrift die Rousseauschen Gleichheitsideen
verfocht.
Nach
Frankreich zurückgekehrt, gründete er 1788 eine
Société des amis des noirs, in deren Auftrag er nach
Nordamerika
[* 4] ging,
wo er mitThomasPayne bekannt wurde. Auf die Nachricht vom
Ausbruch der
Revolution eilte er nach
Paris
[* 5] zurück
und gab dort 1789 ein
Journal: »Le
[* 6]
Patriote français«, heraus, das bald großen Einfluß gewann. In die
PariserKommune gewählt,
spielte er durch seine Rührigkeit und Gewandtheit unter den Beförderern der
Revolution eine so bedeutende
Rolle, daß der
Hof
[* 7] alle Anhänger der
ReformBrissotins nannte, ein
Name, der später, als Brissot zu der
Gironde gehörte, gleichbedeutend
mit
Girondisten wurde.
(spr. brissoh),JeanPierre, nach dem Dorfe, in dem er erzogen wurde, de Quarville oder Warville genannt, franz.
Politiker, geb. zu Chartres, trat nach Vollendung seiner Studien in Paris schriftstellerisch
auf im Sinne der Aufklärung und der Opposition gegen die Monarchie. Seine Arbeiten verschafften ihm Voltaires Beifall und zogen
ihm die Verfolgung des Hofs zu. 1784 saß er einige Monate in der Bastille. Einer zweiten Verhaftung, wegen eines Komplotts mit
dem Herzog von Orléans, entzog er sich durch die Flucht nach London, wo er für die Abschaffung des Negerhandels
eintrat.
Nach Paris zurückgekehrt, gründete er 1788 die Société des amis des noirs und ging in deren Auftrag nach Nordamerika. Als
bei seiner Rückkehr die Revolution ausbrach, schürte er durch die vielgelesene Zeitung «Le Patriote
français» das Feuer und trat bald in den Mittelpunkt der Bewegung. Zum Gemeinderat von Paris erwählt, ward
er Vertreter der
Stadt in der Nationalversammlung und hier das Haupt der Brissotins, die meist Girondisten (s. d.) genannt werden. Er schwärmte
für die Republik, den Krieg gegen alle «gekrönten Tyrannen» und die Republikanisierung des ganzen Europa.
[* 10]
Sein Einfluß auf die auswärtige Politik Frankreichs war um diese Zeit sehr groß. Die letzte That von Bedeutung, zu der
er mitwirkte, war die Kriegserklärung an England und Holland im Frühjahr 1793. Damals hatte er schon mit den Radikalen gebrochen.
Es scheint, daß der Sturm auf die Tuilerien, ganz gegen seine Absicht erfolgt ist. Seit den
Septembermorden (1792) war der Bruch unheilbar geworden. Wenn Brissot im Prozeß des Königs für den Tod, jedoch mit Berufung an
das Volk, stimmte, so geschah das, wie bei vielen, nur aus eigener Todesfurcht. Dennoch erlag er mit
den übrigen Girondisten. Er wurde des Einverständnisses mit dem Hofe beschuldigt, zu Moulins verhaftet, wo er u. d. T «Legs
à mes enfants» (hg. von seinem Sohne als «Mémoirs de Brissot sur les contemporains et la rèvolution
française», 4 Bde., Par. 1830;
neue Ausg. von Lescure, ebd. 1877) Memoiren schrieb. Am bestieg
er mit 20 Genossen das Schafott.