(Brienne le
Château, spr. briän), Stadt im franz.
DepartementAube,
ArrondissementBar sur
Aube, an der Ostbahn, hat
(1876) 1860 Einw. Die durch
Napoleons I. Aufenthalt daselbst weltberühmt gewordene
Militärschule von Brienne wurde 1790 aufgehoben.
Napoleon I. hinterließ der Stadt ein bedeutendes
Legat, welches zum
Bau eines Stadthauses, zur
Anlage eines
Platzes vor demselben mit Bronzestatue des
Kaisers und zu Restaurierungszwecken verwendet wurde. - Das
SchloßBrienne (welches
bei der
Schlacht 1814 abbrannte) wird zuerst im 10. Jahrh. als Sitz der
Grafen von Brienne (Briona), eines berühmten
Geschlechts,
genannt (s. unten).
Bekannt ist Brienne durch das
Gefecht vom geworden, das erste, welches die Alliierten
Napoleon auf
französischem
Boden lieferten. Auf dem
Marsch zum
Plateau von
Langres, wo die Vereinigung mit der Hauptarmee unter
Schwarzenberg
stattfinden sollte, war
BlüchersHeer bis Brienne gekommen und eben im
Begriff, mit den
Vortruppen die Stadt zu besetzen, als es
um
Mittag von den überlegenen Streitkräften
Napoleons angegriffen wurde, der
Blücher zurückwerfen und
dadurch die Vereinigung der beiden feindlichen
Heere vereiteln wollte.
Doch gelang es
Blücher, die noch zurückgebliebenen Truppenteile heranzuziehen und in hartem
Kampf die in die Stadt eingedrungene
französische
Reiterei wieder hinauszuwerfen.
BeimEintritt der Dunkelheit schien das blutige
Gefecht beendet
zu sein, und
Blücher nahm schon
Besitz vom
Schloß von Brienne, als er dort plötzlich von den
Franzosen aufs neue angegriffen wurde,
so daß er und
Gneisenau sich kaum retten konnten. Der Feind, vor welchem auch
Sacken den
Ort hatte räumen müssen, wurde zwar
wieder zurückgeworfen, und
Blücher blieb, nachdem bis in die tiefe
Nacht gekämpft worden war, im
Besitz
der Stadt, während die
Franzosen das
Schloß behaupteten; doch entschloß sich
Blücher nach
Mitternacht zum
Rückzug, nachdem
auf jeder Seite gegen 3000 Mann gefallen waren.
Fast unverfolgt nahm er seinen
Rückzug gegen
Bar sur
Aube, um unmittelbar darauf
mit einem Teil der Hauptarmee vereinigt wieder vorzurücken.
DreiTage nach dem
Gefecht bei Brienne stand er
bei
La Rothière (s. d.) aufs neue
Napoleon gegenüber.
(spr. brĭänn) oder Brienne-le-Château, Städtchen im franz. Depart. Aube, mit (1891) 1732 E., die
Handel mit Baumwoll- und Stahlwaren und Weinbau treiben. In der 1776 errichteten und 1790 aufgehobenen Militär-Adelsschule
zu Brienne machte Napoleon I. vom bis seine ersten Studien in der Kriegskunst; seine Bronzestatue als Zögling
der Militärschule ziert den Platz. Bei Brienne wurde ein Gefecht und in der Nähe 1. Febr. Die Schlacht
von La Rothière (s. d.) geliefert.
Blücher war nach seinem Rheinübergange bis Brienne mit einem Teile seiner Armee vorgerückt, Schwarzenberg bis Bar-sur-Aube, wo er 24. Jan. ein
Gefecht bestanden hatte. Beide Heere waren nur noch 20 km voneinander getrennt. IhreVereinigung zu hindern,
brach Napoleon gegen Blücherauf und griff ihn am 29. bei an. Das Gefecht dauerte unentschieden bis zum Abend. Die Franzosen
nahmen die Stadt ein; sie wurde zwar wieder genommen, geriet aber in Brand. Die Franzosen behaupteten das Schloß, und Blücher
zog sich um Mitternacht bis Trannes zurück. Napoleon, der zweimal in Gefahr gewesen, von der russ.
Reiterei gefangen genommen zu werden, folgte und nahm Stellung bei La Rothière.
(spr. brĭänn),Johann von, aus einem franz. Grafengeschlecht der Champagne, wurde 1210 König von
Jerusalem, da er die Erb-(Stief-)Tochter des 1205 gestorbenen Königs Amalrich vonJerusalem heiratete. Doch mußte er sein Reich
an KaiserFriedrich II. abtreten, als dieser 1225 sich mit seiner Tochter Isabella vermählte. Nach dem Tode der letztern 1223 bekämpfte
in Apulien im Dienste
[* 17] Papst GregorsIX. den Kaiser. 1229 wurde er, einer der tapfersten Ritter seiner Zeit,
auf Lebenszeit zum Kaiser und Mitregenten des elfjährigen Balduin II. von Konstantinopel gewählt; über 80 J. alt siegte er 1236 über
die Konstantinopel belagernden Bulgaren und Griechen und starb 1237. –
Walther (Gaulthier) von Brienne, Bruder des vorigen, heiratete die Tochter des letzten normann. Königs von Sicilien, Tancreds von
Lecce, der an KaiserHeinrich VI. sein Reich verloren hatte, wurde von Papst Innocenz III. mit Tarent und Lecce belehnt, aber 1205 bei
Sarno von dem staufischen Statthalter Diepold von Vohburg gefangen; er starb 1205 im Gewahrsam.
Walther V. von Brienne, Sohn des vorigen, Herzog von Athen, breitete seine Herrschaft über Athen mit Hilfe der catalan. Söldner weiter
aus, verlor aber im Kampfe gegen die Rebellion der letztern 1311 am Kephissos Leben und Herzogtum. Sein Sohn
Walther VI. wurde 1326 von König Robert von Neapel zum Statthalter von Florenz ernannt
und bekämpfte Ludwig
den Bayern auf dessen Römerzug 1327. Nach manchen Kämpfen in Griechenland und Frankreich wurde er 1342 Herr von Florenz, 1343 aber
wegen seiner Härte vertrieben. Er fiel 1356, der letzte seines Geschlechts, als Connétable von Frankreich
in der Schlacht bei Maupertuis.