Die Einwohner (1880: 4736) betreiben besonders Fabrikation von
Bijouterie- und Stickereiwaren, Seidenweberei
und ausgedehnten
Handel mit Vieh,
Holz
[* 5] und
Getreide.
[* 6] Durch die Vollendung der Arlbergbahn und die Einrichtung der Trajektschiffahrt
über den
Bodensee ist ein wichtiges Verkehrszentrum für den
Handel der österreichisch-ungarischen
Monarchie mit der
Schweiz
[* 7] und
Frankreich geworden. Bregenz ist Sitz des
Landtags von
Vorarlberg, einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts und
eines
Hauptzollamts. Südöstlich von der Stadt ist der 596 m hohe Gebhardsberg mit den
Ruinen des
SchlossesMontfort, einer
Wallfahrtskirche und schöner Fernsicht. Gegen
Lindau
[* 8] zu liegen die ehemaligen
Befestigungen, die sogen.
BregenzerKlause, durch
welche bis 1831 die
Straße aus
Schwaben nach
Vorarlberg und
Tirol
[* 9] führte. Östlich vonBregenz erhebt sich der 1060 m
hohe Pfänderberg mit herrlicher Aussicht und einem
Hotel. - Bregenz, im
AltertumBrigantium oder Brigantia, gehörte zu
Vindelizien
und war lange Zeit der Standort einer römischen
Besatzung gegen die
Germanen. Im
Mittelalter residierten hier die mächtigen
Grafen von Bregenz, deren Gebiet sich bis nachAugsburg
[* 10] hin erstreckte.
1) Bezirkshauptmannschaft in Vorarlberg, hat 826,44 qkm, (1890) 41 824 (20 586 männl., 21 238 weibl.) E., darunter 40 967 Katholiken
und 845 Evangelische; 8849 Häuser, 9184 Wohnparteien in 39 Gemeinden mit 51 Ortschaften und umfaßt die
Gerichtsbezirke Bezau und Bregenz. - 2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft und von Vorarlberg, in 395 m Höhe, am östl. Ende
des Bodensees und am Fuße des Pfänder (1056 m) und des Gebhardsberges (593 m) mit den Trümmern der alten Burg Hohenbregenz
und alter Wallfahrtskirche, mit schöner Aussicht über den See und seine weinbekränzte Umgebung.
Die Stadt liegt an der Linie Bludenz-Lindau der Österr. Staatsbahnen,
[* 14] besteht aus Alt- oder Oberstadt auf einer Anhöhe, dem
altröm. Castrum, früher mit 2 Thoren, deren südliches abgebrochen ist, und der jene auf 3 Seiten umschließenden neuen
Stadt und hat (1890) 6739 E., in Garnison (431 Mann) das 6. Feldbataillon des Tiroler Jägerregiments «KaiserFranzJoseph»,
Standort des 10. Landesschützen-Bataillons, Post, Telegraph,
[* 15] Personendampferverbindung mit allen Bodenseehäfen, Bezirksgericht
(237 qkm, 18 Gemeinden, 37 Ortschaften, 27 126 E.), Hauptzoll-, Forst- und Steueramt, 3 kath.
Kirchen und 2 Klöster und eine kleine, aber schöne gotische evang.
Kirche, bei deren Erbauung Überreste röm. Bauten, besonders eines Bades, und viele Gefäße und Münzen gefunden wurden.
In der Nähe wurden schon früher röm. Altertümer und (1866) 51 alte Gräber aufgedeckt. Die meisten dieser Altertümer befinden
sich in dem sehenswerten Vorarlberger Landesmuseum. Ferner sind zu erwähnen das Rathaus, die Pfarrkirche
mit altem Quaderturm und die großen Kornhäuser. In neuester Zeit sind in der Neustadt
[* 16] der große Bahnhof, Lagerhäuser
und Viehhof, mehrere Hotels sowie eine Reihe schöner Landhäuser (Villa Raczinski erwähnenswert) erbaut. hat durch den
Bau derArlbergbahn (s. Arlberg) großen Aufschwung genommen und ist durch den Bau einer Dampferflottille
auf dem Bodensee ein wichtiger Handelsplatz geworden.
Die Industrie der Stadt erstreckt sich auf Baumwollspinnerei, Weberei,
[* 17] Wachsbleicherei, Fabrikation von Seidenfoulard, Gold-,
Holz- und Eisenwaren, der Handel auf Getreide, Fettwaren, Vieh und Holz. Ferner wird Acker-, Obstbau und Viehzucht
[* 18] betrieben.
In dem nahen Wirtatobel ein Braunkohlenbergwerk (1886: 113 Arbeiter, 13 990 t Ausbeute), nördlich von der
Stadt auf dem gegen den See vorspringenden Felsenrücken des Pfänderbergs die Bregenzer Klause, ein ehemals stark befestigter
Bergpaß, durch den bis 1831 die Straße aus Schwaben nach Vorarlberg und Tirol führte. Seitdem läuft die Straße hart am Seeufer
hin, wo sie in einer Länge von 890 m gegen die wilde Brandung der oft hoch treibenden Wellen
[* 19] durch einen
Quaderdamm mit eisernem
Geländer, sowie durch den Eisenbahndamm der Vorarlberger Bahn geschützt ist. - Bregenz, eine Ansiedelung der Kelten und dann der
Römer
[* 22] unter dem NamenBrigantium oder Brigantia castrum, war Ausgangspunkt röm. Heerstraßen nach Arbor felix (Arbon), Campodunum
(Kempten)
[* 23] und Clunia. 610 kamen die irischen Glaubensboten Columban und Gallus nach Bregenz, zerstörten die
Götzenbilder und predigten in alamann. Sprache.
[* 24] Im Mittelalter residierten hier die Grafen von Bregenz, die einflußreichsten Herren
in Schwaben, und nach deren Aussterben die Grafen von Montfort.