Brasse
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Brasse
Brasse,
Seefisch, s. Goldbrasse. Dann Brachsen (Abramis Cuv.), Fischgattung aus der Ordnung der Edelfische und der Familie der Karpfen (Cyprinoidei), Fische [* 3] mit hohem, seitlich stark zusammengedrücktem Leib, schief gestelltem Mund, einer von oben nach hinten steil abgestutzten Rückenflosse mit kurzer Basis, bedeutend längerer Afterflosse und tief gabelförmig ausgeschnittener, ungleich lappiger Schwanzflosse; die Schuppung des Vorderrückens bildet einen Scheitel und der Bauch [* 4] von der Bauchflosse bis zur Aftergrube eine scharfe Kante.
Die fünf Schlundzähne stehen in einfacher Reihe. Der Brachsen (Blei, [* 5] A. Brama L.), bis 1 m lang und 10 kg schwer, ist auf Oberkopf und Rücken schwärzlich, an den Seiten gelblich, silberglänzend, schwarz gepunktet, an der Kehle rötlich, am Bauch weiß, mit blaugrauen Flossen. Während der Fortpflanzungszeit wachsen aus der Hautoberfläche warzenförmige, erst weißliche, dann gelbe Gebilde hervor (Stein-, Dorn-, Perlbrachsen). Der Blei findet sich in Flüssen und tiefern Seen Europas südlich bis zu den Alpen, [* 6] auch im Rhônegebiet, lebt gesellig, im Sommer in der Tiefe, namentlich zwischen dem sogen. Brachsengras, und wühlt hier im Schlamm. Er nährt sich von Würmern, Insektenlarven und Pflanzenstoffen und laicht im April bis Juni in großen Gesellschaften an seichten, mit Wasserpflanzen [* 7] dicht bewachsenen Uferstellen, wobei das Weibchen ca. 140,000 Eier [* 8] an Wasserpflanzen absetzt. Störungen veranlassen die Tiere, das Laichgeschäft ¶
zu unterbrechen. Die in wenigen Tagen ausschlüpfenden Jungen folgen den alten Fischen sehr bald in die Tiefe. Das Fleisch ist grätig und etwas fade, doch immerhin wohlschmeckend und geschätzt, besonders von größern Fischen. Man versendet den Blei auf weite Entfernungen, auch wird er gesalzen und geräuchert; in der Teichwirtschaft dient er als Forellenfutter. Die Rußnase (Zärte, Blaunase, A. Vimba L.), 40 cm lang und 0,5 kg schwer, mit sehr weit vorspringender, konisch abgerundeter Schnauze, unterständigem Maul, seitlich zusammengedrücktem, gestrecktem Körper und mäßig langer, hinter dem Ende der Rückenflosse beginnender Afterflosse, ist am Kopf und Rücken, an der Rücken- und Schwanzflosse graublau, an den Seiten und dem Bauch silberweiß, an der Brust-, Bauch- und Afterflosse gelblich, erstere an der Wurzel [* 10] rotgelb, färbt sich aber im Mai und Juni zur Laichzeit oberhalb schwarz, an den Seiten ebenfalls dunkler, seidenglänzend, an Lippen, Kehle, Brust, Bauchkanten und an den paarigen Flossen orangegelb.
Die Männchen zeigen außerdem einen körnerartigen Ausschlag. Sie gehört hauptsächlich dem Norden [* 11] an, lebt auch in der Nord- und Ostsee, steigt, um zu laichen, scharenweise in die Flüsse [* 12] und kehrt im Herbst ins tiefere Wasser zurück. Die in Süßwassern wohnenden Zarten scheinen nicht zu wandern. Sie wird namentlich in allen russischen Strömen, welche ins Schwarze Meer münden, in außerordentlicher Menge alljährlich gefangen, eingesalzen, getrocknet und weithin versendet.
Mit ihr kommt der sehr ähnliche Seerüßling (Halbrenke, A. melanops Heck.) vor, welcher sich auch in einigen oberbayrischen und österreichischen Seen findet. Der Pleinzen (Zope, Schwuppe, A. Ballerus L.), 30-40 cm lang, 1 kg schwer, mit kleinem Kopf, endständigem, schräg aufwärts gerichtetem Maul und sehr langer Afterflosse, ist ähnlich gefärbt wie die andern Arten und lebt im Unterlauf aller Hauptflüsse Mitteleuropas. Sein Fleisch ist wenig geschätzt.