(spr. brädd-), 1) Fabrikstadt im
West Riding von
Yorkshire
(England), 14 km westlich von
Leeds,
[* 2] ist eine freundliche
Stadt mit hübschen, meist aus hellfarbigen Quadersteinen erbauten
Häusern und zahlreichen von
Gärten umgebenen
Villen, hat
über 50
Kirchen, ein
Seminar der
Independenten (Airedale
College bei Undercliffe), ein Baptistenseminar,
eine lateinische
Schule, ein Handwerkerinstitut, ein
Institut der Oddfellows, ein Augenhospital und zählt (1881) 183,032 Einw.
(gegen 106,218 im J. 1861). Bradford ist Sitz eines deutschen
Konsuls.
Unter den öffentlichen Gebäuden nehmen das 1873 vollendete Stadthaus (Townhall) und die benachbarte St.
George'sHall den
[* 3] vornehmsten Platz ein. Erstere ist eine vollendete
Nachahmung des
Palazzo Vecchio mit 61 m hohem
Turm.
[* 4] Davor
eine
Bildsäule des Fabrikanten
TitusSalt (s.
Saltaire). Außerdem sind zu erwähnen: die
Börse in venezianischem
Stil, die
PieceHall (zum Verkauf von
Tuch), die
Markthalle, ein großes
Krankenhaus
[* 5] u. a. Am
Bahnhof steht seit 1869 die
StatueRichard Oastlers
(von Phipp), der die sogen. »Zehnstundenbill«
für die Fabrikarbeiter durchsetzte. Bradford ist Hauptsitz der Kammgarnspinnerei und
-Weberei in
England und verwendet außer Schafwolle
auch Alpako- und Vicunnawolle. In seinen
Kammgarn- (oder Worsted-)
Fabriken waren 1881: 33,108
Arbeiter beschäftigt, während
sämtliche andre
Zweige der Textilindustrie nur 7711 beschäftigten. Wichtig ist die
Baumwoll- und Seidenindustrie,
auch die
Färbereien und
Bleichereien sind von Bedeutung. Außerdem hat Bradford Maschinenbaustätten (mit gegenwärtig
ca. 2100 Arbeitern),
Walzwerke,
Gießereien,
Gerbereien, Seifensiedereien und eine
Brauerei.
Vgl.
Cudworth,
Round about Bradford (Bradf. 1880). -
2) on
Avon, alte Stadt in
Wiltshire
(England), 8 km südöstlich von
Bath, im tiefen
Thal
[* 6] des
Avon und an den
steilen
Hängen desselben, besitzt in der sächsischen St. Lawrencekirche ein seltenes Baudenkmal aus dem 10. Jahrh.
und hat (1881) 4935 Einw. Die Stadt ist seit alters ein Sitz der
Tuchweberei. -
4) Erst in jüngster Zeit herangewachsene Stadt im
NW. des amerikan.
StaatsPennsylvanien,
GrafschaftMacKean, nahe der Nordgrenze,
mit Steinölquellen und (1880) 9197 Einw.
ist. Bradford wurde in die bald nach der Einwanderung in der Kolonie entstandenen Streitigkeiten verwickelt, von ihm veröffentlichte
Schriften erklärten die Quäker für aufrührerisch, während die Kolonialregierung sie für unverfänglich ansah, was einen
langwierigen Prozeß und Gefangenschaft für Bradford im Gefolge hatte. Hierdurch wurde ihm der Aufenthalt in Philadelphia so
verleidet, daß er, wieder frei geworden, 1693 nach New York übersiedelte, wo er denTitel eines königlichen Buchdruckers und
einen Jahrgehalt erhielt, auch 1725 die »NewYorkGazette«, ein Wochenblatt und die erste Zeitschrift daselbst, gründete. Er
starb daselbst.
2) Andrew, Sohn des vorigen, geb. 1686, erlernte die Buchdruckerkunst im Geschäft seines Vaters, war eine
Zeitlang dessen Geschäftsteilhaber, kehrte jedoch 1712 von New York nach Philadelphia zurück, errichtete daselbst eine Buchdruckerei
und gab bereits 1719 den »American Weekly Mercury«, die erste Zeitung in der damals noch englischen Kolonialprovinz, heraus.
Er starb 1742.
(spr. bräddförd), William, amerikan. Marinemaler,
geboren in New Bedford (Massachusetts), widmete sich anfangs dem Handelsstand, begann dann die Malerei der Schiffe in verschiedenen
Hafen Nordamerikas, arbeitete im Atelier des Malers van Beest in Fairhaven und bildete sich zu einem sehr geschätzten Marinemaler
aus.
Später beteiligte er sich bei mehreren arktischen Forschungsreisen und brachte aus den dortigen
Gewässern interessante Bilder, oft mit seltsamen Lichteffekten, die auch in England großen Beifall fanden. Er lebt in New
York.
(spr. bräddförrd), Municipalstadt und Parlaments- (3 Abgeordnete) und County-Borough im West-Riding der engl.
GrafschaftYork, 14,4 km westlich von Leeds, in einer anmutigen Thalsenkung, an einem Nebenflüßchen der Aire, hat (1891) 216 361 E.,
zahlreiche Kirchen, darunter die unter Heinrich VI. erbaute Hauptkirche von St. Peter und die von St. James,
eine Kaufhalle und Sparkasse, die 4000 Personen fassende St. Georgs-Musikhalle mit 23 m hohen Säulen
[* 12] und einem 46 m langen
und 23 m breiten Saale, ein im mittelalterlichen Stile (1873) erbautes Stadthaus mit schönem Glockenspiel; ferner eine Tuchhalle
(Piece-Hall), eine Börse, 4 große Krankenhäuser und 5 große Parks. Von den Unterrichtsanstalten sind zu erwähnen: eine
Lateinschule (Grammar-school) mit guter Bibliothek, eine 1873 für 3-400 Zöglinge neu errichtete Nationalschule, das Independentenseminar
oder Airedale College, das Baptistenseminar, die Institution of Old Fellows und 2 Handwerkerschulen. Die hier lebenden Deutschen
haben einen Turn- und Gesangverein sowie eine Schiller-Anstalt gegründet.
Hauptindustriezweig ist die Herstellung von Wollgarn, Stoffwaren, Maschinen und Eisenwaren, wobei die Eisenwerke und Gießereien
sowie die Kohlengruben in der Nähe zu statten kommen. 1891 wurden in 11 Monaten ausgeführt: Wolle 15,6 Mill., Wollen- und
Kammgarn 38,14, Alpaka- und Mohairgarn 7,94 Mill. Pfd., Kammgarnstoffe 22,56, Wollenstoffe
14,71, gemischte Stoffe 95,37 Mill. Yards. Dem Verkehr dienen die Linien der Midland-, Great-Northern-, Lancashire- und Yorkshire-
sowie der London- und Northwestern-Eisenbahnen.
Der Bradfordkanal schließt die Stadt an das große Kanalnetz an. Die Industrie der Stadt beruhte im Mittelalter auf Tuchmanufaktur;
gegen Ende des 17. Jahrh. wurde die Kammgarnspinnerei eingeführt, die
seit Erfindung der Dampfmaschine
[* 13] alle andern Betriebszweige in den Hintergrund drängte. Seit 1833 ist durch SirTitus Salt
das Alpaka, bald darauf auch das Mohair eingeführt. Die Saltaire-Alpaka- und Mohair-Spinnerei an der Aire, 5 km von Bradford, beschäftigt
über 3000 Arbeiter. Durch S. C.Lister nahm auch die Seiden- und Velvetfabrikation großartigen Aufschwung.
Die von ihm für ½ Mill. Pfd. St. errichteten «Manningham
Mills» gehören zu den bedeutendsten Englands.
(spr. bräddförrd), Stadt im County McKean des nordamerik.
StaatesPennsylvanien, nahe der Nordgrenze des
Staates, Eisenbahnknotenpunkt und Mittelpunkt großartiger Petroleumgewinnung, hat (1890) 10 514 E. und
Fabriken der chem. Industrie, z. B. von Nitroglycerin.