Mödling ab von einer elektrischen
Bahn (3 km) durchzogen. Im Bereiche des
Thals liegen die Dörfer
Klausen (280 E.), Vorder-
und Hinterbrühl mit (1890) 244 und 1258 E., die im
Sommer sich auf nahezu 4000 vermehren, über die Nordseite derselben ragen
die Reste der Babenbergschen Herzogsburg
Mödling und die weithin sichtbare Säulenhalle des 1813 vom
Fürsten
Johann Liechtenstein
[* 3] errichteten Husarentempels auf dem Gipfel des
Kleinen Anninger (494 m). -
Landgemeinde im preuß. Reg.-Bez. und Landkreis Köln,
[* 5] 13 km
südwestlich von Köln, in reizender Gegend am Fuße der Ville, eines zum Rhein sich abstufenden
Vorgebirges
der Eifel, an den Linien
Köln-Frankfurt a. M. und
Köln-Trier (Bahnhof Kierberg-Brühl 2 km entfernt am Ende der Kaiserstraße)
der
Preuß. Staatsbahnen,
[* 6] deren erstere den herrlichen Schloßpark durchschneidet, hat (1890) 4507 (2321 männl., 2246 weibl.)
E., darunter 417
Evangelische und 159 Israeliten, Post zweiter
Klasse,
Telegraph;
[* 7] 2 kath., eine evang.
Kirche,
eine
Synagoge, ein Progymnasium, ein kath. Lehrerseminar (seit 1823), eine
Taubstummenanstalt (seit 1854) und ein jetzt königl.
Schloß nach dem
Entwurf des
Architekten de Cotte,
[* 8] 1728 als Sommerresidenz
Augustenburg vom Kurfürsten Clemens
August im Renaissancestil
erbaut. Von 1809 bis 1813 war es im
Besitz des Marschalls
Davout als Fürsten von Eckmühl. Nach 1814 geriet
das Schloß in
Verfall, bis es 1842 König
Friedrich Wilhelm IV. wiederherstellen ließ. Der Schloßgarten und der im Anfange
des 16. Jahrh. durch Kurfürst
Hermann IV. angelegte
Park mit dem ehemaligen Jagdschlosse Falkenlust (jetzt Privateigentum)
werden von Köln aus viel besucht. In der Nähe bedeutende Briquettfabrilation. - 1263 verlegte der Kölner
[* 9] Erzbischof Engelbert II. von
Falkenburg seine Residenz von Köln nach Brühl, später nach
Bonn;
[* 10] doch weilten die spätern Kurfürsten
gern zu Brühl Erzbischof Sigfried von Westerburg erbaute hier 1284-93 ein festes Schloß und umgab die Stadt mit
Mauern. 1651 fand der ausFrankreich vertriebene Mazarin ein
Asyl im
Brühler Schloß, das bald darauf von
den
Franzosen zerstört wurde.
ein aus
Thüringen stammendes Adelsgeschlecht, das außer dem Stammgute Gangloff-Sömmern im jetzigen
Kreise
[* 11] Weißensee ansehnlichen
Besitz im Königreich
Sachsen
[* 12] und in der Niederlausitz erwarb. Die eigentliche
Stammreihe beginnt mit
Johann von Brühl, Erbherrn auf Gangloff-Sömmern, um 1490. Dessen Enkel im siebenten
Gliede,
HansMoritz von
Brühl, geb. gest. königlich poln.
und herzogl. sachsen-weißenfelsischer
Rat, Oberhofmarschall und Landeshauptmann in
Thüringen, ist der Stammvater der spätern
Grafen von Brühl, indem zwei seiner
Söhne,
Friedrich Wilhelm von und
Heinrich von Brühl, die beiden noch blühenden
Linien begründeten. I. Der
Stifter der jüngern Linie ist der Minister
Augusts III. von
Sachsen,
Heinrich von Brühl (s. d.). Er
hatte vier
Söhne:
1)
GrafAloysiusFriedrich von Brühl (s. d.). Sein Urenkel,
FriedrichFranz,
Graf von Brühl, geb. lst seit als
Besitzer der
Freien Standesherrschaft
Pförten und Forsta und des Stammguts Gangloff-Sömmern Majoratsherr und als solcher erbliches
Mitglied des preuß. Herrenhauses;
2)
GrafKarlAdolf von Brühl, geb. kursächs. Generallieutnant und
Chef der Karabiniergarde, nachher
preuß.
General und
Oberhofmeister des Kronprinzen, gest. zuBerlin,
[* 13] ein durch wissenschaftliche
Bildung, besonders
Sprachkenntnisse ausgezeichneter Mann;
3)
GrafHeinrichAlbrecht von Brühl, geb. Malteserritter, kursächs. Kammerherr und Oberst,
nachher Gesandter am bayr.
Hofe, gest.
Geheimrat und Landeshauptmann, erhielt 1738 ebenfalls die Grafenwürde. Sein jüngerer Sohn,
GrafHeinrichAdolf von Brühl, geb. gest. als
sächs. Kammerherr und Landeshauptmann von
Thüringen, ist der Stammvater einer noch in zwei männlichen
Sprossen blühenden
Linie; der ältere,
GrafHansMoritz von Brühl, auf Martinskirchen, geb. zu Wiederau,
studierte 1750-54 in
Leipzig.
[* 16] In
Aufträgen des sächs.
Hofs ward er 1755 nach
Paris
[* 17] und 1759 nach Warschau
[* 18] gesandt, wo ihn
August III.
zum Kammerherrn und Landeshauptmann in
Thüringen ernannte. Unter dem
Administrator Laver wurde er 1764 Gesandter zu
Paris,
später zu
London,
[* 19] wo er starb. Um die
Astronomie
[* 20] hat er sich vielfach verdient gemacht. Auch
in der Nationalökonomie besaß er gründliche Kenntnisse, wie u. a. seine
«Recherches sur divers objets de l'économie politique»
(Dresd. 1781) beweisen. Seine astron.
Instrumente vermachte er der
Sternwarte
[* 21] in
Leipzig.
Aloysius Friedr.,
Graf von, ältester Sohn des Reichsgrafen
Heinrich von Brühl, geb. zu
Dresden,
[* 22] studierte in
Leipzig und
Leiden,
[* 23] ward im 19. Jahre poln. Kron-Großfeldzeugmeister, verlor nach
Augusts III.
Tode seine
Ämter in
Polen und
Sachsen und lebte seitdem auf seiner Herrschaft
Pförten in der
Lausitz; er starb zuBerlin.
Einer der schönsten
Männer seiner Zeit, von großer Leibesstärke, künstlerisch vielseitig gebildet, ein vollendeter Weltmann,
war er zugleich leidenschaftlicher Theaterfreund. Für seine
Bühne zu
Pförten schrieb er
Lustspiele, in denen er auch selbst
als Darsteller auftrat. Sie erschienen als «Theatralische Belustigungen»
(5 Bde.,
Dresd. 1785-90) und sind zwar nachlässig hingeworfen und sprachlich unrein, aber reich an komischen
Zügen.
des Starken, dessen Leibpage er um 1720 wurde. In der Folge zum Kammerherrn ernannt, benutzte Brühl die Gunst des
Königs und erlangte rasch wichtige Staatsämter. Als August II. zu Warschau starb, eilte Brühl mit der Krone und den
Reichskeinodien Polens nach Dresden und war eifrig bemüht, dem Nachfolger die Thronfolge zu sichern. Hierdurch
sowie durch die Freundschaft des Grafen von Sulkowski, des Günstlings Augusts III., erwarb er sich allmählich das Wohlwollen
des ihm anfangs abgeneigten Regenten, sodaß dieser ihn in den frühern Ämtern bestätigte. Seitdem wußte Brühl vom Kurfürsten
alle andern Einflüsse fern zu halten. Infolge der verschwenderischen Hofhaltung des letztern wurden
durch Brühl die Steuern erhöht und das Land mit Schulden belastet. Um seine Stellung noch mehr zu sichern, verheiratete er sich
mit der Gräfin Kolowrat-Krakowski, deren Mutter Oberhofmeisterin der Kurfürstin war; 1738 bewirkte er die Entlassung des
GrafenSulkowski.
Nachdem Brühl bereits 1733 Inspektor über sämtliche Staatskassen und Kabinettsminister mit Konferierung
des Departements der Civilangelegenheiten, 1737 Chef des Departements der Militärangelegenheiten und 1738 des Departements
der auswärtigen Angelegenheiten geworden, erhielt er die Stelle eines dirigierenden Oberkämmerers und endlich 1747 die
eines Premierministers unter Erhöhung seines Ranges über alle Chargen im Kurfürstentum Sachsen; auch
behielt Brühl die meisten der ihm übertragenen Staatsämter und deren Einkünfte bei.
Außerdem erhielt er 1740 die Herrschaft Forsta und Pförten in der Niederlausitz, ferner das von seiner Familie
veräußerte Stammgut Gangloff-Sömmern, und nach dem Tode der Königin die ganze Apanage derselben (die Starostei Zips), zur
Entschädigung für die im Siebenjährigen Kriege erlittenen Verluste. Dabei betrieb er mit den Steuerscheinen die für das
Land verderblichsten Operationen und erlaubte oder begünstigte fortdauernd die schreiendsten Ungerechtigkeiten in der Kabinettsjustiz.
Zur kath. Kirche übergetreten, kaufte er als angeblicher Nachkomme eines Grafen Brühl, Woiwoden von Posen,
[* 27] mehrere Herrschaften
in Polen und bekleidete später mehrere Kronämter daselbst oder wußte sie seinen Söhnen zuzuwenden. KaiserKarl VI. erhob ihn zum Reichsgrafen. Brühl hielt 200 Bediente und bezahlte seine Ehrenwache besser
als der König die seinige; seine Tafel war die köstlichste, seine Garderobe die glänzendste. Seine mächtige Stellung und
seine gewissenlose Verwaltung hatte wachsen mit schweren auswärtigen Verwicklungen und namentlich mit
dem Unglück des Siebenjährigen Krieges zu bezahlen, während dessen der Minister mit dem Kurfürsten in Warschau verweilte.
Kurz nach der Rückkehr nach Dresden starb der König 5. Okt. und Brühl Prinz Xaver ließ, als Administrator von
Sachsen, B.s Güter mit Beschlag belegen und eine Untersuchung verhängen, die indes damit endigte, daß die Söhne alle Güter
des Vaters erbten. Der Schauplatz seiner Feste war das an der seitdem sog. Brühlschen Terrasse gelegene Brühlsche Palais
in Dresden. Seine Bibliothek, die 62000 Bände umfaßte, bildet gegenwärtig einen Hauptbestandteil der
dortigen königl. Bibliothek. -
Vgl. Justi, Leben und Charakter des Grafen von Brühl (3 Bde., 1760-64);
Karl Friedr. Mor. Paul, Graf von, Sohn des GrafenHansMoritz von und Enkel des Ministers GrafenHeinrich Brühl, geb. zu Pforten in der Lausitz, wo er von früh an an den theatralischen und musikalischen Aufführungen
auf dem Familientheater seines Oheims, GrafenAloysius Friedr. von Brühl (s. d.),
teilnahm, wurde 1790 Jagdjunker in Berlin, 1796 Forstreferendar bei der kurmärkischen Kammer. Unter Goethes Leitung war er 1798 bei
dem herzogl. Privattheater in Weimar
[* 28] wirksam. 1800 Kammerherr des Prinzen Heinrich von Preußen
[* 29] geworden, mit dem er einige
Jahre zu Rheinsberg lebte, stand er dem Theater
[* 30] nahe, da der Prinz eine franz. Schauspielertruppe unterhielt. 1813 machte
er den Feldzug als Major im Generalstabe mit und begleitete den König von Preußen nach London.
Nach der Rückkehr wurde er 1815 Generalintendant der königl. Schauspiele in Berlin. Hier entwickelte er eine rastlose Thätigkeit,
die sich aber mehr auf Korrektheit der Kostüme
[* 31] und Dekorationen als auf die eigentlich künstlerische
Leistung erstreckte. Auf eigene Kosten begründete er das «Dramatische Wochenblatt»
(1815-17) und gab mit Spiker die «Darstellung des Festspiels Lalla Rookh, welches auf dem im königl. Schlosse
veranstalteten Maskenball gegeben wurde» (Berl. 1822, mit 23 Kupfern) heraus. Er nahm 1828 seine
Entlassung, wurde 1830 Generalintendant der königl. Museen, wo er aufs
neue seinen Kunstsinn bewährte, und starb zu Berlin. -
Vgl. Dingelstedt in «Teichmanns litterar. Nachlaß» (Stuttg.
1863).