Brückenpfeiler
nennt man die Teile einer Brücke, [* 3] die das Brückentragwerk (s. d.) sowohl wie durch diese die Brückenbahn (s. d.) zu tragen haben. Sie bilden also den unterstützenden Teil der Brücke. Die Pfeiler sind entweder Endpfeiler oder Mittelpfeiler; die Endpfeiler haben meist außer dem Auflagerdruck der Brücke auch noch den Schub des dahinter liegenden Erdreichs aufzunehmen. Die hölzernen Pfeiler für geringere Höhen sind entweder Pfahljoche, welche aus einzelnen in die Erde gerammten, durch Querbalken verbundenen Piloten bestehen, oder aufgesetzte Joche, die sich aus einem steinernen Grundbau [* 4] und einem darüber stehenden Holzjoche aufbauen.
Bei Brücken [* 5] von bedeutenden Höhen sind die einzelnen Pfeiler untereinander der ganzen Höhe nach durch Langhölzer verbunden, um sie dadurch standhafter zu machen, oder es wird jedem einzelnen Pfeiler die nötige Standbarkeit gegeben, indem man die Säulen [* 6] desselben durch gitterwerkartig angebrachte Balken verbindet; erstere heißen verbundene Joche, letztere Gitterpfeiler. Bei den Landjochen wird dem Erddruck durch hölzerne Verankerungen entgegengewirkt.
Eiserne Pfeiler sind in neuerer Zeit vielfach zur Anwendung gelangt. Man unterscheidet Säulenpfeiler; Pilotenpfeiler; Röhrenpfeiler, welche letztere aus zwei oder mehrern Röhren [* 7] bestehen, von denen jede einzelne meist auf pneumat. Wege gegründet wird (s. Grundbau);
Gitterpfeiler, welche aus vier oder mehrern auf einem Steinsockel ruhenden, durch Gitterwerk verbundenen Säulen bestehen (sie sind für hohe Pfeiler die zweckmäßigste Konstruktion);
Schichtenpfeiler, die aus einzelnen kassettenartigen Gußstücken sich aufbauen;
Portalpfeiler bei Kettenbrücken u. s. w. Die größte bisher erreichte Höhe (107 m) haben die Pfeiler der Brücke über den Rio [* 8] Loa der Antofagasta-Bahn.
Die Steinpfeiler, welche als Unterstützung für hölzerne, eiserne und steinerne Brückenträger zur Anwendung gelangen, sind gleichfalls entweder Erd- oder Mittelpfeiler. Während letztere bei hölzernen oder eisernen Balkenträgern, abgesehen vom Winddrucke, nur Vertikalkräfte aufzunehmen haben, tritt bei steinernen Bogen [* 9] ein Horizontalschub hinzu. Mit Rücksicht auf die Standfähigkeit [* 10] unterscheidet man in diesem Falle wohl noch zwischen gewöhnlichen Mittelpfeilern und sog. Gruppenpfeilern, welche letztere so stark gemacht werden, daß sie den Schub des von der einen Seite drückenden Gewölbes auch dann mit Sicherheit aufzunehmen vermögen, wenn das von der andern Seite gegen sie gestellte Gewölbe [* 11] durch irgend welche Zufälligkeiten eingestürzt sein sollte. Bei den Brücken früherer Zeiten, z. B. bei den Römerbrücken, wurden sämtliche Mittel- oder Zwischenpfeiler so stark ausgeführt; neuerdings spart man aber an den Baukosten der Brücken wesentlich dadurch, daß man bei der statischen Untersuchung der Pfeiler auf den Gegendruck des andern Gewölbes rechnet.