Boucaniers
(franz.), s. Bukanier.
Boucaniers
10 Wörter, 85 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Boucaniers
(franz.), s. Bukanier.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Boucaniers
(frz., spr. bukannĭeh), s. Flibustier.
(franz. Boucaniers, v. karibischen Wort buccan, franz. boucan, Rost zum Trocknen des Fleisches, also »Leute, welche das Fleisch nach Art der Indianer an der Sonne [* 3] dörren«),
berüchtigte Seeräuber, welche, auch Flibustier (s. d.) genannt, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. in den westindischen Gewässern hausten und besonders der Schrecken der spanischen Kolonien wurden. Zuerst wurden Bukanier die französischen Ansiedler genannt, welche 1625 von der Insel St. Christopher aus Kaperei gegen spanische Schiffe [* 4] trieben, aber um 1630 diese Insel verließen, um sich auf der Nordwestküste der damals spanischen Insel Haïti [* 5] und auf der davorliegenden Insel Tortuga als Jäger anzusiedeln. Zu diesen kamen bald zahlreiche Auswanderer aus Frankreich, namentlich aus der Normandie.
Bald gerieten sie in erbitterten Kampf mit den Spaniern, welche ihre Ansiedelungen angriffen und so selbst diejenigen, welche ein friedliches Pflanzerleben zu führen wünschten, zum bewaffneten Widerstand nötigten. So entstand ein förmliches Seeräuberwesen, welches die in Banden von je 50, 100 oder 150 Mann betrieben, in größern oder kleinern Booten, in welchen sie, Tag und Nacht allen Einflüssen des Wetters ausgesetzt, oft kaum Platz zum Liegen hatten.
Während die Bukanier auf dem Festland sich 1655 unter französischen Schutz stellten und den Kern der französischen Kolonie Santo Domingo [* 6] (s. Haïti) bildeten, beschränkten sich die Bukanier aus Tortuga bald nicht mehr auf Plünderung der spanischen Schiffe und Kolonien, sondern suchten auch die reichsten und bevölkertsten Gegenden und Städte des spanisch-amerikanischen Festlandes überhaupt heim und machten die öffentlichen Landstraßen ebenso unsicher wie das Meer.
Der Ruf ihrer Thaten lockte nach und nach immer mehr Abenteurer aus Europa [* 7] an, und es entwickelte sich der Räuberstaat rasch zu einer verderblichen Größe. Der erste, welcher sich bei jenen Plünderungszügen hervorthat, war Monbars (l'Exterminateur), ein Edelmann aus Languedoc, welchen seit seiner Kindheit ein durch die Erzählung der von den Spaniern gegen die Indianer Amerikas verübten Grausamkeiten erregter Haß gegen alles, was den spanischen Namen trug, erfüllte.
Nächst ihm trat Nau l'Olouais auf, welcher mit 440 Mann Venezuela, [* 8] Maracaybo und Gibraltar [* 9] plünderte und ungeheure Beute fortschleppte. Noch berüchtigter machte sich Morgan, ein englischer Bukanier, der Portobello, die Insel Santa Catharina, Chagres und 1670 sogar Panama [* 10] eroberte und verwüstete und viele Einwohner in die Gefangenschaft führte. In noch größerm Maßstab [* 11] war die Expedition angelegt, welche 1683 van Horn, ein geborner Ostender, unternahm. Er verband sich mit andern Häuptlingen, hatte bald 6 Schiffe und 1200 unter sich und führte sie gegen Veracruz.
Der Überfall gelang in finsterer Nacht, die Stadt wurde geplündert, und als, während die Bukanier noch in der Stadt waren, plötzlich eine bedeutende Truppenmacht anrückte und dem Hafen sich eine Flotte von 17 Schiffen näherte, zogen die Bukanier mit 1500 Geiseln ruhig ab und segelten mitten durch die spanische Flotte, ohne von dieser nur angegriffen zu werden. Ein Jahr nach dieser Expedition wurde eine Plünderung der spanischen Städte in Peru ausgeführt. Die Städte, welche ihre Erhaltung nicht mit schwerem Geld erkauften, wurden in Asche gelegt. Zu derselben Zeit machte sich Gramont, ein heruntergekommener Edelmann aus Paris, [* 12] als Anführer der französischen in Mexiko [* 13] furchtbar.
Weniger glücklich war eine Unternehmung gegen Cartagena 1697. Schon hatten die Bukanier, 1200 Mann stark, die Stadt erobert und geplündert, als sie von einer holländisch-englischen Flotte angegriffen und zum größten Teil aufgerieben wurden. Dies war das letzte denkwürdige Ereignis in der Geschichte der Bukanier, welche nun allmählich auseinandergingen und vom Schauplatz verschwanden.
Vgl. ihre Geschichte von Oexmelin (1775) und Archenholz (Tübing. 1804);
»Les flibustiers au XVII. siècle« (Limoges 1884).